Logo Epoch Times
Kartelle breiten sich aus

Harte Drogen auf dem Vormarsch: Wie Kokain und Crack deutsche Städte erobern

Die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2024 zeigt eine alarmierende Entwicklung: Der Konsum harter Drogen wie Kokain, Crack und Amphetamin nimmt deutlich zu. BKA-Präsident Holger Münch warnt vor einer „Kokain-Schwemme“, da Europa für internationale Drogenkartelle immer attraktiver wird. Auch der Cannabis-Schwarzmarkt bleibt trotz Teillegalisierung aktiv.

top-article-image

Der Zoll klärt Delikte auf wie zum Beispiel Drogenschmuggel, heimliches Einführen von Waffen, Geldwäsche, illegalen Chemiehandel und Schwarzarbeit. Der Entwurf des überarbeiteten Zollfahndungsdienstgesetzes (ZFdG) erweitert die Befugnisse des Zolls zugunsten polizeilicher und geheimdienstlicher Befugnisse.

Foto: Oliver Berg/dpa

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 5 Min.

Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, hat im Kontext der jüngst veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2024 vor einer „Kokain-Schwemme“ gewarnt. Generell drohe eine Zunahme der Bedeutung harter Drogen in Deutschland. Vor allem Kokain verbreite sich in Deutschland sehr stark, äußerte Münch im Gespräch mit dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND).

Taliban sorgen für Angebotsrückgang bei Heroin

Was Kokain betrifft, sei insbesondere der Markt in Nordamerika gesättigt. Dies habe zur Folge, dass Europa als Zielmarkt für internationale Drogenkartelle eine noch größere Bedeutung erlangt. Die Zahl der in der PKS aufgeführten Betäubungsdelikte ist im Kontext von Heroin um 5 Prozent angestiegen.
Eine Entlastung gibt es im Bereich des Heroins – und verantwortlich dafür ist ein ungewöhnlicher Bündnispartner. Die Taliban-Milizen, die seit 2021 wieder in Afghanistan regieren, haben den dortigen Anbau von Opium unterbunden. Münch zufolge tritt dadurch eine Verknappung des Angebots ein.
Allerdings ist in Bezug auf das Risiko für die Konsumenten damit noch keine Entwarnung verbunden. An die Stelle der Droge treten neuartige Präparate, die aus der Vermischung mit synthetischen Opioiden entstehen. Die Auswirkungen sind noch kaum abschätzbar.

Kokain wird zum bedeutsamsten Faktor unter illegalen Drogen

Bereits zu Beginn des Jahres hatte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert vor einem deutlichen Anstieg beim Konsum harter Drogen gewarnt. Er sprach damals von einem erheblichen Plus in Bereichen wie Kokain, Crack und Amphetaminen. Der Konsum von Kokain habe sich innerhalb von nur wenigen Jahren mehr als verdoppelt. Dieses sei damit inzwischen die „klare Nummer eins“ unter illegalen Drogen in Deutschland.
Auch die Zahl jener Personen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben seien, habe sich in den vergangenen zehn Jahren de facto verdoppelt. Eine zunehmende Rolle spielt auch die aus Kokainsalz gewonnene Droge Crack. Diese ist in ihrer Wirkung besonders gefährlich und gilt als die Billigversion von Kokain. Sie breitet sich vor allem in Großstädten und urbanen Brennpunkten aus.
Zahlen des Bundesdrogenbeauftragten aus dem Jahr 2022 zufolge konsumierten im Jahr 2021 bereits 1,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Kokain. Seit 2018 lag der Anteil stets über 1 Prozent. Zuvor wurde dieser Anteil lediglich im Jahr 2003 erreicht. Immerhin ist der Anteil der jugendlichen Konsumenten von 0,8 Prozent im Jahr 2008 auf 0,1 Prozent im Jahr 2019 gesunken.

Deutsche Häfen bleiben wichtige Umschlagplätze

Auch der Konsumentenanteil von Ecstasy blieb unter Erwachsenen seit 2018 stabil bei 1,2 Prozent. Bei Amphetaminen hält sich der Anteil etwa im Bereich von 1,3 Prozent. Crystal Meth spielt mit 0,1 Prozent Marktanteil eine geringere Rolle. Die Zahl der drogenbedingten Krankenhausaufenthalte lag im Jahr 2022 bei 818 wegen akuter Intoxikationen und 48 wegen Vergiftungen infolge längerfristigen Konsums.
Insgesamt haben mehr als 35 Prozent der Erwachsenen in Deutschland bereits Erfahrungen mit dem Konsum illegaler Betäubungsmittel gemacht. Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren sei es sogar etwa die Hälfte gewesen. Allerdings sind dabei auch Fälle des Konsums des zuletzt in Deutschland teillegalisierten Rauschmittels Cannabis erfasst.
Zu den Faktoren, die zu einer zunehmenden Ausbreitung harter Drogen in Deutschland führen, gehört auch die Bedeutung der Organisierten Kriminalität. Deutsche Häfen spielen eine bedeutende Rolle als Umschlagplatz für illegale Drogen. Dazu kommt die Festigung des Einflusses organisierter Banden in unmittelbaren Nachbarländern wie den Niederlanden oder Belgien.

Gewaltverzicht der PKK: Auswirkungen auf Drogennetzwerke noch nicht abschätzbar

Ungewiss ist, welche Konsequenzen der im Februar 2025 von deren inhaftiertem Führer Abdullah Öcalan angeordnete Gewaltverzicht der terroristischen PKK auf das Drogengeschehen haben wird. Der Verkauf illegaler Drogen in Europa gehörte lange Zeit zu deren wichtigsten Einnahmequellen.
Bleibt es beim Ende der Gewalt, würden Drogengelder nicht mehr zum Ankauf von Waffen benötigt. Andererseits stellt sich die Frage des Lebensunterhalts langjähriger Kämpfer, deren Perspektiven bei einer Rückkehr ins zivile Leben ungewiss sind. Die bestehenden Netzwerke und Strukturen des Drogenhandels, die von der PKK und anderen terroristischen Organisationen aufgebaut wurden, könnten sich in dem Bereich allgemeiner Kriminalität verselbstständigen.
Generell sind die internationalen Drogenmärkte weiterhin in Bewegung. Die Handelsrouten werden flexibel gestaltet, die Kartelle professionalisieren ihre Arbeit. Neben der PKK oder der in den Niederlanden besonders bedeutsamen Mocro-Mafia versuchen auch etablierte lateinamerikanische Kartelle, eine stärkere Durchdringung in Europa zu erreichen.
Reinhard Werner schreibt für die Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

Aktuelle Artikel des Autors

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.