Logo Epoch Times
plus-iconSpenden in der Weihnachtszeit

Hinter den Kulissen der Spendenlandschaft: Woran man seriöse NGOs erkennt

In Deutschland gibt es Tausende Nichtregierungsorganisationen, die auf Spenden angewiesen sind. Vor Weihnachten ist die Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung besonders groß. Laut einer Prognose sinkt das Spendenvolumen in diesem Jahr moderat.

top-article-image

Allein in Deutschland gibt es fast 16.000 Nichtregierungsorganisationen.

Foto: DesignRage/iStock

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 8 Min.


In Kürze

  • In der Weihnachtszeit hoffen NGOs auf besonders spendable Menschen
  • Das Spendenvolumen geht in diesem Jahr laut Schätzungen um knapp 8 Prozent zurück
  • Um Betrügern nicht auf den Leim zu gehen, sollte man genau schauen, an wen man spendet

 
Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Kaum ein Tag vergeht in den Wochen vor dem Fest, an dem nicht ein Bittschreiben samt Überweisungsträger eines Vereins oder einer Nichtregierungsorganisation (NGO) im Briefkasten steckt. Ob für verwaiste Kinder, Natur und Umwelt, Tiere, und einiges mehr – jeder Absender wünscht sich zum Fest vom Empfänger einen möglichst großzügigen Betrag zur Unterstützung seines Anliegens.

Bereitschaft zum Spenden nimmt derzeit ab

Ein emotionaler Text, oft verbunden mit Fotos, soll den potenziellen Spender rühren und seinen Willen zur Gabe beflügeln. Ein Beispiel dafür ist das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF). So heißt es dort zu Beginn auf der Internetseite der NGO: „In der besinnlichen Zeit des Jahres denken wir oft darüber nach, wie wir unseren Liebsten eine Freude bereiten können. Während Kinderaugen beim Öffnen der Weihnachtsgeschenke vor Freude leuchten, fragen sich viele Erwachsene ratlos, was sie sich eigentlich wünschen. Statt materieller Dinge sehnen sie sich nach tieferer Bedeutung und der Chance, etwas Gutes zu tun.“ Weiter heißt es, dass man das Geld, das ursprünglich für Geschenke gedacht war, für einen guten Zweck nutzen sollte.
Doch wie bereit sind die Deutschen noch zu geben und zu teilen, angesichts immer weiter steigender eigener Kosten, etwa für Energie und Lebensmittel, Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit?
Ein Blick auf die Seite des Vereins Deutscher Spenderrat (DSR) zeigt, dass der Wille zur Gabe bei den Menschen hierzulande weitgehend stabil ist. So verzeichnete der DSR 2020, also im ersten Jahr der Pandemie, mit 5,4 Milliarden Euro das zweitbeste Ergebnis seit Beginn der Erhebung. Mehr war es dann im Jahr 2022, als der Krieg in der Ukraine ausbrach. Damals stieg das Spendenaufkommen auf 5,5 Millionen Euro. Während am Ende des vergangenen Jahres noch 5,1 Milliarden in der Bilanz zu verzeichnen waren, erwartet der Dachverband für Vertrauen und Transparenz im Spendenwesen für dieses Jahr 7,8 Prozent weniger. 4,7 Milliarden Euro könnten es laut der aktuellen Prognose sein. Der DSR bezeichnet dies als „moderaten Rückgang“.

Fast 16.000 NGOs in Deutschland

Klassische Spendenempfänger sind NGOs, Vereine, Stiftungen und Kirchen. In seinem NGO-Report für 2025 verzeichnet das Unternehmen Listflix 15.944 NGOs in Deutschland. NGOs, so heißt es auf der Internetseite von Listflix, sind Organisationen, die sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen engagieren. Dazu gehören Umwelt- und Tierschutz, Menschenrechte, Kultur und einiges mehr. Sie alle agieren – in der Theorie – unabhängig vom Staat, Gewinne erwirtschaften sie nicht. Als Rechtsformen sind unter anderem Vereine, Stiftungen oder gemeinnützige GmbH (gGmbH) möglich. Hierzulande spricht man von Nichtregierungsorganisationen. Die Abkürzung NGO kommt aus dem Englischen und steht für „Non-Governmental Organisation“. Die deutschen NGOs beschäftigten laut Listflix zum Erhebungszeitpunkt 536.240 Menschen.

Theorie und Praxis

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) beschreibt Nichtregierungsorganisationen als Zusammenschlüsse von Menschen, „denen es wichtig ist, dass sie möglichst unabhängig von staatlicher Förderung ihre Arbeit tun können“. Alle, die sich dort engagieren, verfolgen ein gemeinsames Interesse. Als Beispiele nennt die bpb Sport- und Tierschutzvereine oder Bürgerinitiativen.
Doch gibt es Organisationen, die formal und im alltäglichen Gebrauch als NGOs gelten, obwohl sie vom Staat Zuschüsse aus Steuergeldern erhalten. So gilt beispielsweise die Caritas formal als eine solche, weil sie eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation ist. Sie unterscheidet sich aber von typischen NGOs durch ihre enge Bindung an die katholische Kirche und die hohe staatliche Finanzierung darüber. Die Caritas bezeichnet sich selbst als kirchlichen Wohlfahrtsverband.
Klassische NGOs sind beispielsweise Greenpeace oder Amnesty International, die staatliche Zuschüsse ablehnen, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren. In der Liste der 2023 mit den meisten Spenden bedachten NGOs steht Amnesty International auf Platz 39 (28,5 Millionen Euro). Greenpeace Deutschland rangierte auf Position elf mit rund 88 Millionen Euro Einnahmen. Spitzenreiter war die Christoffel-Blindenmission mit fast 341 Millionen Euro, gefolgt von Ärzte ohne Grenzen (244,2 Millionen Euro) und SOS-Kinderdorf mit 199,9 Millionen Euro.

EU fördert NGOs und erntet Kritik

Die Förderung von NGOs durch die Europäische Union sorgte erst jüngst für Kritik. So moniert der Europäische Rechnungshof in einem Sonderbericht die mangelnde Transparenz bei der Vergabe von EU-Geldern. Er stellte fest, dass es nach wie vor keine einheitliche Einstufung von NGOs gebe. Die Qualität von Daten, die die Ausgaben in diesem Zusammenhang dokumentieren, sei verbesserungswürdig. Auch empfahl der Rechnungshof der Europäischen Kommission zu überprüfen, ob die mit EU-Fördermitteln versehenen Organisationen auch „die Werte der EU achten“.
Überall, wo Geld im Spiel ist, da sind Betrüger meist nicht weit. Das ist auch auf dem großen und eher unübersichtlichen Feld der Hilfsorganisationen der Fall. In den Wochen vor dem Fest häufen sich gefälschte Spendenaufrufe, die das Mitgefühl der Menschen ausnutzen. Daher mahnt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zur Vorsicht, weil vor allem in der Adventszeit die Bereitschaft zur Spende bei vielen Menschen wächst. Das nutzen zwielichtige Zeitgenossen aus und versuchen, mit gefälschten Spendenaufrufen an das Geld anderer zu kommen. Dazu nutzen sie die sozialen Medien ebenso wie die Post oder auch die Fußgängerzonen, in denen in den Wochen vor dem Weihnachtsfest meist besonders viel los ist.
Als besonders perfide beschreibt die Verbraucherzentrale die Masche, wenn Betrüger etwa PayPal verwenden. Denn die Verwendung des seriösen Zahlungsdienstleisters schafft bei vielen Menschen Vertrauen. Wer eine Spende überweisen möchte, sollte daher vorher den Internetauftritt von Organisationen überprüfen, lautet der Rat. So kann ein Blick in das Impressum erste Fragen beantworten. Dort ist der Sitz der Organisation angegeben, eventuell auch Namen von Verantwortlichen. Wer dennoch Zweifel hat, kann einen Jahresbericht anfordern oder nach Informationen im Internet suchen.

DZI überprüft die Seriosität

Eine Möglichkeit, die Seriosität einer Organisation zu überprüfen, bietet sich beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Die unabhängige Prüfinstanz kontrolliert, ob Organisationen mit Spenden sorgfältig, verantwortungsvoll und transparent umgehen. Weitere Kriterien sind die Kontrolle durch unabhängige Aufsichtsorgane, eine sachliche Öffentlichkeitsarbeit und eine klare Finanzberichterstattung. Wer alle Vorgaben erfüllt, erhält vom DZI ein Gütesiegel. Die Verbraucherzentrale weist aber auch darauf hin, dass Organisationen, die kein solches Siegel haben, dennoch seriös sein können. Vor allem kleinere Organisationen verfügten meist nicht über die finanziellen Mittel, um ein solches Siegel zu beantragen.
Auf ihrer Internetseite hat das DZI nicht nur die Namen der mit Siegel versehenen Organisationen veröffentlicht. Es gibt auch eine Übersicht von Institutionen, die es für nicht förderungswürdig hält, weil sie die genannten Vorgaben nicht vollständig berücksichtigen.
Nach einem zweijährigen Volontariat arbeitet Oliver Signus seit mehr als 30 Jahren als Redakteur. Seit 2022 schreibt er für Epoch Times. Dabei ist die vielschichtige, abwechslungsreiche Arbeit das tägliche Salz in der Suppe. Als Schwerpunkte haben sich die brisanten Themen unserer Zeit wie das World Economic Forum (WEF) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) herauskristallisiert.

Aktuelle Artikel des Autors

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.