Wissenschaftler kritisieren Genderpraxis des ÖRR: Mich schmerzt „der linguistische Wahnsinn“

Sprachwissenschaftler machen immer wieder auf den Widersinn der Gendersprache aufmerksam. Gehör finden sie kaum. Ein Online-Aufruf soll Abhilfe schaffen.
Ein VW-Mitarbeiter hat die Konzerntochter Audi verklagt, weil er sich durch einen genderspezifischen Sprach-Leitfaden des Unternehmens in seinen Rechten verletzt fühlt.
80 Prozent der Deutschen lehnen die Gendersprache ab.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 26. November 2022

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Seit Juli 2022 existiert im Netz ein Aufruf, der nur wenigen bekannt ist, aber durchaus seine Unterstützer gefunden hat – und es immer noch tut. Dass er in den Medien keine Beachtung findet, hat sicherlich mit dem Inhalt zu tun, denn hier kritisieren Wissenschaftler die „Genderpraxis des ÖRR“.

Initiiert wurde die ganze Geschichte von dem Musiker Fabian Payr, der sich auch schon als Autor eines Buches gegen das Gendern stark gemacht hat. „Ich halte Gendersprache für sexistisch und nutzlos, darum engagiere ich mich gegen ihre Nutzung“, erklärt er gegenüber Epoch Times. In seinem 2022 erschienenen Buch „Von Menschen und Mensch*innen“ führt er 20 „gute Gründe“ an, mit dem Gendern aufzuhören.

„Gendern spaltet die Gesellschaft und schafft unnötige Konflikte zwischen Menschen, die im Grunde eine Gleichberechtigung gar nicht ablehnen“, so Payr weiter. Es als „politische Maßnahme“ allen überzustülpen sei damit völlig kontraproduktiv.

Der Aufruf auf der Seite linguistik-vs-gendern.de widmet sich nun speziell der Verwendung der sogenannten gendergerechten Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR), denn die habe „in erheblichem Maße zugenommen“, heißt es im Eingangstext der Website.

Erstunterzeichner sind Linguisten und Philologen, die davon ausgehen, dass Gendern seinen Ursprung in der „Abwertung des generischen Maskulinums als diskriminierende Sprachform“ hat. Sie fordern eine „kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage“.

„Ziel des Aufrufs ist dem ÖRR deutlich zu machen, dass es zahlreiche wissenschaftliche Argumente gegen die Nutzung von Gendersprache gibt“, so Payr gegenüber Epoch Times. „Die Sender werden daran erinnert, dass sie mit dem Medium verantwortungsvoll und regelkonform umgehen müssen, wenn sie ihrem Bildungsauftrag nachkommen möchten. Zudem werden sie aufgefordert, sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, dass 80 Prozent der Zuschauer diese Form der Sprache ablehnen“, sagt der Musiker.

„Geschlechtsbetonende Sprache lenkt von den wesentlichen Inhalten einer Aussage ab“

Bis Ende November 2022 haben 658 Personen diesen Aufruf unterschrieben, wobei es längst nicht mehr nur Wissenschaftler und Experten sind, die ihrer Ablehnung der Gendersprache Ausdruck verleihen. Hier findet sich alles von Künstlern, Journalisten und Lehrern bis hin zu Informatikern und Vertretern aus Industrie und Wirtschaft.

Viele Unterzeichner haben ihre Beweggründe mit der Unterschrift gleich mitgeliefert, die anonym zusammengefasst auf einer weiteren Seite veröffentlicht worden sind.

So schrieb etwa ein Sprachwissenschaftler:

„Als Sprachwissenschaftler kann ich unterscheiden zwischen „Genus” und „Sexus”. Erst recht kann ich unterscheiden zwischen „gerecht”, „sensibel” und „betonend”.

Geschlechtsbetonende Sprache lenkt von den wesentlichen Inhalten einer Aussage ab, reduziert die Relevanz einer Aussage oder eines Status zugunsten der Betonung einer sexuellen Identität, so als könnten Frauen oder Mitglieder der Community nicht „Bürger”, „Studenten” oder andere „Mitglieder” im Gemeinwesen sein. Geschlechtsbetonende Sprache zwingt Frauen dazu, sich Männern nicht länger ebenbürtig zu fühlen, sondern als „zu Inkludierende”, und sie zwingt alle Menschen dazu, ihre sexuelle Orientierung auf den Tisch zu legen – so als ob sie sonst nichts Wichtiges zu sagen hätten.“

Eine Unterzeichnerin schrieb: „Als Liebhaberin unserer deutschen Sprache finde ich diese rein ideologisch begründete, in der Sache nicht notwendige Zerstückelung und Verstümmelung des über Jahrhunderte gewachsenen Sprach- und Leseflusses unerträglich, auch diesen damit aufoktroyierten, rein moralischen Zwang anstelle einer freien, natürlich gewachsenen Sprachentwicklung! Statt nun das rein grammatische, also generische Geschlecht noch stärker zu vermitteln und DESSEN Bedeutung wie Funktion mehr in den Vordergrund zu rücken und auch im Schulunterricht zu vermitteln, wird hingegen durch das Gendergebot das Trennende ständig und widernatürlich überbetont. Sprachliche Inklusion jedenfalls sieht anders aus.“

Mich schmerzt „der linguistische Wahnsinn der letzten Zeit“

Und auch dieses Statement lässt erkennen, auf welches Unverständnis der Gebrauch der Gendersprache stößt:

„Ich bin kein Linguist oder Germanist, aber ich habe die Zeiten der Schule bis zum Abitur durchlaufen. Auch heute versuche ich, mich ordentlich und vor allem in richtiger Satzbildung und Rechtschreibung zu üben. Ich werde nie Romane oder ähnliches schreiben. Dazu fehlt mir schlicht die Zeit. Zu viele Beschäftigungen halten mich davon ab. Ab und zu schreibe ich Freunden und Verwandten meine Erlebnisse, die nicht immer alltäglich sind. Davon sind die Leser doch oft beeindruckt. Auch meine Frau freut sich immer über meine Schreibweise. Und gerade weil ich mich immer um eine gute deutsche Schreibweise bemühe, schmerzt mich der linguistische Wahnsinn der letzten Zeit.“

Da die Sprachverwendung des ÖRR „Vorbild und Maßstab für Millionen Zuschauer, Zuhörer und Leser“ sei, erwachse für die Sender daraus „die Verpflichtung, sich in den Texten und Formulierungen an geltende Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen“, fordern alle Unterzeichner. Laut Payr habe sich bislang jedoch noch kein Sender zu den Inhalten des Aufrufs geäußert.



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