Coronavirus: Einige deutsche Firmen reagieren rigoros – Für Bosch hat Mitarbeitergesundheit „oberste Priorität“

"Made in China" – steht auf zahlreichen Produkten, die wir in unserem Alltag verwenden. Dahinter stehen oft deutsche Firmen, die ihre Niederlassungen in China haben. Auch einige in Wuhan, wo der Coronavirus vor vier Wochen ausgebrochen ist. Wir befragen große Unternehmen: Wie sieht es mit den Schutzmaßnahmen aus?
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Dieses Foto, das am 26. Januar 2020 aufgenommen wurde, zeigt einen Arbeiter, der in einer Fabrik in Yangzhou in der östlichen chinesischen Provinz Jiangsu Gesichtsmasken herstellt, um die Versorgung mit medizinischem Material während eines tödlichen Virusausbruchs, der in Wuhan begann, zu unterstützen.Foto: STR/AFP über Getty Images
Von 29. Januar 2020

Auch in Deutschland gibt erste Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus: In Bayern haben sich drei weitere Menschen mit dem neuartigen Coronavirus aus China infiziert. Wie bei dem ersten deutschen Fall handele es sich um Mitarbeiter des in Starnberg angesiedelten Automobilzulieferers Webasto, teilte das bayerische Gesundheitsministerium am Dienstagabend mit. Insgesamt seien rund 40 Mitarbeiter der Firma ermittelt worden, die als enge Kontaktpersonen der Erkrankten infrage kommen.

Die Krankheit ist in Wuhan, Provinz Hubei, in China ausgebrochen. In dieser Region gibt es zahlreiche deutsche Niederlassungen, aber auch weltweit agierende Unternehmen. Einige Konzerne haben schon Maßnahmen ergriffen, wie die Errichtung einer Quarantäne oder medizinische Untersuchungen; laut Handelsblatt hat das Unternehmen Schaeffler sogar allen Mitarbeitern verboten von und nach China zu reisen.

Die Krankheit ist laut WHO schon am 31. Dezember 2019 von den chinesischen Behörden gemeldet worden, seitdem sind vier Wochen vergangen. Zu den Maßnahmen und der Sicherheit der Mitarbeiter befragten wir große Unternehmen in Deutschland.

Metro bietet Schutzmaßnahmen in seinen vier Märkten in Wuhan an

Momentan betreibt Metro (Großhandels- und Einzelhandelsunternehmen) 97 Großmärkte in China und beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter, so eine Metro-Sprecherin.

„Die Metro AG hat einen einseitigen Reisehinweis für alle Mitarbeiter erstellt, die sich momentan in Asien aufhalten oder in Kürze nach oder innerhalb Asien(s) reisen. Die Reisehinweise an unsere Mitarbeiter orientieren sich an den Informationen von International SOS, der WHO und dem Außenministerium“, steht in der Mitteilung an die Epoch Times.

Das Unternehmen rät seinen Mitarbeitern, sich häufig die Hände zu waschen und stets Desinfektionsmittel bei sich zu tragen. Auch für den Fall, dass Seife und Wasser nicht unmittelbar verfügbar sind. Zudem wird geraten „an öffentlichen Orten Mundschutz zu tragen, keine Märkte (sogenannte „wet markets“) oder Bauernhöfe zu besuchen, den direkten Kontakt mit (lebenden oder toten) Tieren und ihrer Umgebung zu vermeiden, sicherzustellen, dass Lebensmittel, einschließlich Eier, gründlich gekocht werden sowie bei Symptomen, insbesondere Fieber oder Kurzatmigkeit, einen Arzt aufzusuchen.“

Metro hat vier Märkte in Wuhan. Nach Angaben des Unternehmens wurden spezielle Maßnahmen „zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden ergriffen“. Diese Märkte haben weiterhin geöffnet, um die Lebensmittelversorgung aufrechtzuerhalten.

Wir haben nach den Schutzmaßnahmen gefragt. Laut Metro wurden Schutzartikel, wie Mundschutz für die Mitarbeiter bereitgestellt, die Krankheitsfälle von Mitarbeitern wurde dokumentiert und es wurden Kontrollpunkte für die Messung der Körpertemperatur in jedem der vier Märkte für Mitarbeiter und Kunden eingerichtet. Außerdem wird die Häufigkeit der Reinigung und Desinfektion erhöht.

„Selbstverständlich beobachten wir die Situation in Asien weiterhin kontinuierlich“, heißt es im Statement der Lebensmittelkette. „Es wurde ein spezielles Team zusammengestellt, das sich aus Mitarbeitern aus den Bereichen operatives Geschäft, Qualitätssicherung, Human Resources und Kommunikation zusammensetzt, die sich regelmäßig austauschen.“ Außerdem bestehe ein regelmäßiger Informationsaustausch mit der Zentrale in Putuo, Schanghai.

Mahle hat Dienstreisen nach ganz China untersagt

Die Firma Mahle (Automobilzulieferer) hat in einem Statement an die Epoch Times betont, dass „sich derzeit kein deutscher Mitarbeiter in der betroffenen Provinz Hubei aufhält“.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Virusausbruch hat Mahle seine Belegschaft in einer internen Mitteilung auf die Situation hingewiesen. Mitarbeitende sollten von Reisen in diese Region absehen und auf Kommunikations- und Konferenztechnologien ausweichen. Für Mitarbeiter vor Ort wurden Verhaltensregeln beziehungsweise Sicherheitsmaßnahmen genannt. Mittlerweile hat der Konzern Dienstreisen in die Region Hubei untersagt und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgerufen, von Dienstreisen nach ganz China abzusehen.

„Wir beobachten die weitere Entwicklung einschließlich der Empfehlungen der WHO sehr genau und informieren unsere Beschäftigten bei Veränderungen fortlaufend über unsere internen Kommunikationskanäle“, so der Sprecher von Mahle.

In der Kurzmitteilung an die Epoch Times heißt es: „Medizinische Untersuchungen obliegen dem Persönlichkeitsrecht und können vom Arbeitgeber nicht angeordnet werden. Mahle berät Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Bedarf umfassend. Vorsorgemaßnahmen, wie beispielsweise temporäre Homeoffice-Regelungen, werden individuell besprochen.“

Hoppecke hält ständigen Kontakt zu den Mitarbeitern

Die Firma Hoppecke (Industriebatterien) teilte der Epoch Times mit, dass in ihrem chinesischen Werk in Wuhan circa 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Das Unternehmen hat wegen der Feierlichkeiten um das chinesische Neujahrsfest geschlossen, laut Firmenstatement befinden sich 99 Prozent der Mitarbeiter im Urlaub. „Über WeChat sind wir mit fast allen Mitarbeitern in ständigem Kontakt, auch während der Feiertage. Soweit wir wissen, sind alle Mitarbeiter wohlauf, niemand ist bislang vom Virus betroffen“, steht in der Pressemeldung, die der Epoch Times vorliegt.

Die Maßnahmen zum Aufhalten der Ausbreitung der Infektionskrankheit und zum Schutz der Mitarbeiter „bleibt das HOPPECKE-Werk in Wuhan vorerst bis zum 9. Februar geschlossen. Unsere offizielle Betriebspause endet planmäßig am 03.02., sodass zumindest ein Teil der in der Verwaltung beschäftigten Mitarbeiter schon nächste Woche Montag wieder von zu Hause aus für unsere Kunden da sein kann.“

Das Unternehmen hat sichergestellt, dass zurzeit niemand auf Dienstreise ist. Bis Ende März sind auch alle Dienstreisen abgesagt worden.

Dr. Marc Zoellner, geschäftsführender Gesellschafter von Hoppecke sagte: „Unser lokales Management ist über unsere WeChat Gruppen auch über das Chinese Lunar New Year Fest in ständigem Kontakt zu unseren Mitarbeitern. Wir bleiben zuversichtlich, dass sich die Lage zügig wieder normalisiert und all unsere Mitarbeiter und deren Familien gesund bleiben.“

Kühne + Nagel schließen Büro in Wuhan

Kühne + Nagel (Logistik) teilten der Epoch Times mit, dass die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen höchste Priorität habe, „deshalb haben wir beschlossen, unser Büro in Wuhan bis zum 17. Februar geschlossen zu halten und unsere Kollegen von zu Hause aus arbeiten zu lassen.“

An den anderen Standorten in China hat die Firma ebenfalls zusätzliche Präventivmaßnahmen ergriffen. „Darüber hinaus haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen weltweit gebeten, Geschäftsreisen nach China zu vermeiden und stattdessen auf Videokonferenz-Tools zurückzugreifen“, schreibt Kühne + Nagel in ihrer Kurzmeldung an die Epoch Times.

Bosch sagt Reisen in die chinesische Region Hubei ab

Die Firma Bosch hat der Epoch Times in einem Statement versichert, dass „die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeiter oberste Priorität hat. Ein Expertenteam verschiedener Disziplinen beobachtet und bewertet die Situation kontinuierlich – auch im Austausch mit externen Stellen.“

Das internationale Unternehmen steht im engen Kontakt mit den Mitarbeitern in China und sie „informieren alle Beschäftigten über unsere internen Netzwerke sowie eine interne Hotline laufend über vorbeugende Maßnahmen, Reisehinweise und Empfehlungen der WHO.“

Die Pressesprecherin der Firma versicherte, dass bisher keine Erkrankungsfälle bei den Beschäftigten bekannt sind. „In Wuhan beschäftigt Bosch in zwei Werken rund 800 Mitarbeiter. In den Werken ist derzeit kein Betrieb aufgrund des chinesischen Neujahresfestes beziehungsweise der Regierungsanordnungen.“

„Reisen in die chinesische Region Hubei müssen abgesagt oder verschoben werden. Alle weiteren Dienstreisen nach China und aus China heraus sollten bis auf Weiteres ebenfalls abgesagt oder verschoben werden, es sei denn es besteht eine zwingende Notwendigkeit“, steht in der Mitteilung an die Epoch Times.

Apple kämpft gegen Turbulenzen

Nach einem Rekord-Weihnachtsgeschäft mit gut 22 Milliarden Dollar Quartalsgewinn muss Apple gegen die Schwierigkeiten, die durch das Coronavirus entstanden sind, ankämpfen. Geschäftsführer Tim Cook sagte Reuters, dass das Unternehmen wegen der durch das Coronavirus verursachten Unsicherheit einen größeren als den üblichen Prognosewert verwendet. „Seit letzter Woche haben wir nur noch wenige Reisen in geschäftskritische Situationen unternommen“, so Cook. „Wir sammeln noch Daten und überwachen sie sehr genau.“

Apple habe Lieferanten in der Gegend von Wuhan, dem Epizentrum des Ausbruchs, aber es gäbe Alternativen, sagte Cook. Fabriken außerhalb des Gebietes von Wuhan werden nach den Feiertagen zum chinesischen Neujahr erst am 10. Februar wieder öffnen.

Apple habe einen Laden in China geschlossen. In anderen Geschäften habe man die Öffnungszeiten wegen des geringeren Fußgängerverkehrs reduziert, sagte Cook zu Reuters. Auch Drittanbieter, die Apple-Produkte verkaufen, sehen sich mit einigen Schließungen konfrontiert.

Der Lieferant von Apple Inc., Foxconn, teilte mit, er könne auch nach dem Ausbruch des Coronavirus in China weiterhin alle Herstellungsverpflichtungen erfüllen, auch wenn der iPhone-Hersteller auf die durch die Krankheit verursachte Unsicherheit hinwies.

„Wir kommentieren unsere spezifischen Produktionspraktiken nicht, aber wir können bestätigen, dass wir über Maßnahmen verfügen, um sicherzustellen, dass wir weiterhin alle globalen Herstellungsverpflichtungen erfüllen können“, stand am Dienstag in einer Presseerklärung von Foxconn, offiziell bekannt als Hon Hai Precision Industry Co Ltd.

Taiwans TSMC, der weltgrößte Chiphersteller mit Fabriken in Shanghai und Nanjing, teilte Reuters mit, dass sein Betrieb nicht betroffen sei. Das Unternehmen habe Mitarbeiter, die in den letzten 14 Tagen Hubei besuchten, gebeten, zu Hause zu bleiben und ihre Gesundheit zu überwachen.



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