Deutschland: 6395 bestätigte Covid-19 Infektionen bei medizinischem Personal – aber kein einheitliches Melderegister

6395 Infektionen bei medizinischem Personal, Tendenz steigend: Diese Zahlen gab das Robert-Koch-Institut am Donnerstag dem 16. April im neuen Situationsbericht bekannt. Allerdings gibt es in Deutschland noch kein einheitliches Melderegister für infiziertes medizinisches Personal, wodurch Meldelücken befürchtet werden.
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Ärzte.Foto: Omar Marques/Getty Images
Von 18. April 2020

Laut dem aktuellen Situationsbericht vom 16. April des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind 6395 Angestellte von Krankenhäusern, Arztpraxen, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdiensten in Deutschland mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Acht davon sind verstorben.

Vor zwei Wochen gab das RKI auf Anfrage der „Tagesschau“ bekannt dass es 2300 Infizierte unter dem medizinischen Personal gebe. Der Wert hat sich innerhalb von zwei Wochen somit fast verdreifacht. Allerdings wurde bei der Antwort an die „Tagesschau“ darauf hingewiesen, dass die Dunkelziffer höher liegen würde. Einer der Gründe dafür ist, dass es in Deutschland kein einheitliches Melderegister für infiziertes Gesundheitspersonal gibt.

Zurzeit geht der Meldeweg über die lokalen Gesundheitsämter, wovon „manche aus Kapazitätsgründen die auf die Berufsgruppe bezogenen Zahlen nicht immer weiterleiten“, heißt es in der Rückmeldung des RKIs.

Landesweite Meldelücken des infizierten medizinischen Personals

Am 10. April berichteten NDR, WDR und die Süddeutsche Zeitung (SZ) von einer gemeinsam durchgeführte Nachfrage bei allen knapp 400 Gesundheitsämtern in Deutschland, die landesweite Meldelücken aufzeigte. Mehrere Gesundheitsämter gaben an, aufgrund der Arbeitsbelastung die Berufe der Erkrankten nicht zu erfassen oder weitermelden zu können. Einige Ämter teilten mit, die Berufe der Indizierten generell nicht zu erfassen.

Grundsätzlich ist eine im Gesundheitsbereich arbeitende Person in Deutschland verpflichtet, eine Covid-19 Erkrankung an das örtliche Gesundheitsamt zu melden. Die Gesundheitsämter wiederum haben eine Meldepflicht gegenüber dem RKI. Diese Weitermeldungen seien aber laut RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher „vermutlich nicht prioritär“.

In den Zeiten der Krise müssen die Aufgaben innerhalb der Gesundheitsämter zugunsten der notwendigen Maßnahmen des Infektionsschutzes priorisiert werden, die Dokumentation erfolgt vermutlich nachrangig“, so Glasmacher gegenüber der „Tagesschau“.

Ärztevertreterin Dr. Susanne Johna, Vorsitzende des Marburger Bundes, spricht hingegen von „Versäumnissen im Meldesystem„. Zudem würden diese Meldung teilweise noch per Fax versendet werden, und noch nicht elektronisch. Für sie sei es „traurig und nicht nachvollziehbar, dass Länder wie Italien und Spanien diese Zahlen haben, wir aber nicht.“

Ein zentrales Melderegister sei laut dem Marburger Bund notwendig, um die Zahl der Erkrankungszahlen in der Bevölkerung, mit denen des Gesundheitsbereichs vergleichen zu können. Das würde laut Dr. Johna, einen Überblick verschaffen, welche Schutzmaßnahmen in Krankenhäusern geeignet seien und welche nicht.

Gesundheitsämter holen bei Meldungen auf

Seit Bekanntgabe der Versäumnisse der Meldungen, arbeiten Gesundheitsämter daran die Meldelücke zu schließen. Das RKI sagte am 16. April, dass nun rund 80 Prozent der Gesundheitsämter die Berufe der Erkrankten meldeten. Die Daten wurden in den RKI-Sonderbericht aufgenommen.

Während es vor zwei Wochen noch in neun Bundesländern auf Anfrage hieß, man könne zu Infektionen von medizinischem Fachpersonal keine Angaben machen, erfassen laut NDR nun mittlerweile elf von 16 Bundesländern diese Zahlen. Dennoch ist zurzeit nach wie vor von einer Dunkelziffer auszugehen.

Noch höhere Dunkelziffer bei Mitarbeitern in Pflegeheimen befürchtet

Ebenfalls wenig weiß man über die Anzahl des infizierten Pflegepersonals in Altenheimen. Obwohl dort das medizinische Personal, aufgrund des Alters und Vorerkrankungen der zu Betreuenden direkt mit der gefährdeten Risikogruppe Kontakt hat, gibt es auch hier kein zentrales Melderegister oder einen Überblick über die Zahl der Infizierten.

Berichtete Einzelfälle, so wie aus Nordrhein-Westfalen zeigen jedoch ebenfalls eine steigende Tendenz an infiziertem Personal. Vor zwei Wochen wurde aus Nordrhein-Westfalen mitgeteilt, dass dort im stationären und ambulanten Bereich 322 Altenpflegekräfte infiziert seien, 1485 weitere seien in Quarantäne. Bis zum 16. April gab es 1098 infizierte Altenpflegekräfte und weitere 2094 in Quarantäne.



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