Hygiene-Facharzt: Professor Zastrow über die Angst vor dem Coronavirus

Im Epoch Times Studio in Berlin begrüßten wir Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin. Er betreut und berät Krankenhäuser in Sachen Hygiene. Fragen zur Angst vor Infektionen mit dem Coronavirus beantwortet er im Video Interview.
Interview: Hygiene-Facharzt Professor Zastrow zur Angst vom Coronavirus
Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow, 7. Februar 2020Foto: Epoch Times
Von 12. Februar 2020

Am 7. Februar traf sich die Redaktion mit Professor Zastrow zu einem Video-Interview zum Thema Coronavirus. Er betreut und berät Krankenhäuser in Sachen Hygiene, um Infektionen zu vermeiden.

Eine Frage zur Angst vor dem Coronavirus beantwortete uns Professor Zastrow nach dem Interview noch schriftlich:

Bei der Tröpfchenübertragung geht es nicht nur um den Auswurf, wenn jemand sein Gegenüber anhustet oder anniest. Es geht dabei auch um die winzigen Tröpfchen, sogenannte Aerosole, die beim Husten und Niesen in der Luft versprüht werden. Wenn jemand also ohne Mund-Nasen-Schutz niest und sich die Tröpfchen verbreiten, dann kann im ungünstigsten Fall ein Mensch, der nach einigen Minuten an dieser Stelle vorbeigeht, sich an diesen Tröpfchen infizieren. Dabei beachte man, dass eine Infektion sogar über die Augen erfolgen kann. Daher empfiehlt das Robert-Koch-Institut behandelnden Ärzten, eine Schutzbrille in Gegenwart von Infizierten oder Verdachtsfällen zu tragen.

Originaltext, das Interview fand am 7. Februar statt:

ET: Wir beschäftigen uns heute mit dem Thema Coronavirus. Dazu haben wir uns einen Experten eingeladen. Ich begrüße recht herzlich Herrn Professor Doktor Klaus-Dieter Zastrow. Herr Zastrow, vielleicht können Sie einmal kurz sich vorstellen, damit unsere Zuschauer wissen, wer Sie sind.

Zastrow: Mein Name ist Zastrow, wie Sie schon gesagt haben. Ich bin Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin. Das heißt, ich betreue Krankenhäuser in Sachen Hygiene, berate sie und die Hauptaufgabe des Hygienikers ist, Infektionen zu vermeiden. Wir überlegen, wie man die Übertragung von Bakterien und von Viren vermeiden kann, um Krankheiten zu verhindern.

ET: Wir reden ja heute über das Coronavirus. Das ist zurzeit ein großes Thema. Weltweit beschäftigen sich viele Forscher, Ärzte und natürlich die gesamte Bevölkerung damit. Viele Menschen habe Befürchtungen, dass sie sich anstecken könnten. Wie sehen Sie das? Wie überträgt sich dieses Virus, wo kommt das her?

Zastrow: Man kann ein bisschen, denke ich, unsere deutsche Bevölkerung beruhigen. Die Übertragung erfolgt zu 99 Prozent von Mensch zu Mensch. Das heißt also, ich kann mir das Coronavirus nur holen von jemandem, der entweder erkrankt ist oder zumindest infiziert. Dass das Coronavirus jetzt hier durch die Luft fliegt, ist nicht der Fall. Von dieser Seite braucht man keine Sorge zu haben. Aber wenn man mit Menschen Kontakt hat, die vielleicht gerade aus China kommen, aus den bekannten Risikogebieten, dann muss man schon Vorsicht walten lassen und zum Beispiel einen Mund-Nasen-Schutz tragen oder sich nach dem Gespräch auch die Hände desinfizieren.

Zastrow: „China ist generell ein Risikobereich“

ET: Wie ist das: Ist die Gefahr generell, dass Reisende aus China ein Virus übertragen könnten? Oder bezieht sich das tatsächlich nur auf die vom Robert-Koch-Institut empfohlenen Risikogebiete?

Zastrow: Also ich sehe das etwas anders. Ich denke, dass generell China ein Risikobereich ist. Wir haben ja sehen können, dass am Anfang nur diese eine Region, Hubei um Wuhan herum, eigentlich die Erkrankten, die Verdächtigen und die Todesfälle gezeigt haben. Inzwischen hat sich das massiv verändert.

Also das nur auf die Region Hubei zu begrenzen, ist meines Erachtens überholt. Jetzt muss man eigentlich ganz China im Kopf haben. Und wenn man sich die Karte – wird ja hin und wieder veröffentlicht – anschaut, gibt es jetzt praktisch gar keine Region, die ausgenommen ist.

ET: Wenn man jetzt sagt: 1,3 Milliarden Chinesen leben dort. Wieso verriegelt man Städte, Provinzen, wenn nur so ein geringer Teil infiziert ist?

Zastrow: Ich denke, das ist doch in gewisser Weise eine leichte Hilflosigkeit. Was soll man machen? Wir wissen ja auch, dass schon einige Millionen vorher Wuhan verlassen haben als sich andeutete, dass da etwas im Busch ist. Natürlich ist das gut gemeint und würde eine sinnvolle Maßnahme sein, wenn man Regionen zu 100 Prozent abriegeln könnte; kann man aber nicht. Es kommen natürlich immer Leute raus, die sagen: „Bloß weg hier, bevor es mich auch erwischt.“ Das ist ganz klar. Insofern ist die Maßnahme schon in Ordnung, sonst würde das Virus wahrscheinlich noch schneller verbreitet werden.

Aber man darf nicht glauben, dass jetzt durch diese Abriegelung die weitere Ausbreitung gestoppt ist – das ist ja keine Isolierung, wie wir sie im Krankenhaus durchführen. Im Krankenhaus haben wir einen Patienten, der ansteckungsfähig ist. Dem weisen wir ein Zimmer zu, machen die Tür zu. Das war`s. Das gelingt ja nicht bei 50 Millionen Einwohnern. Aber es ist natürlich ein Versuch, die Krankheit einzudämmen. Aber wie wir sehen, gelingt er ja nicht.

Wie verlässlich sind die Zahlen?

ET: Wie verlässlich schätzen Sie denn die Zahlen, die aus China gemeldet werden?

Zastrow: Ich glaube, dass sie nicht verlässlich sind. Wenn jetzt von 30.000 Infizierten [Anm.d.Red: Stand 7.2.20], dann sind es vielleicht 60.000 oder 100.000. Ist aber unterm Strich eigentlich völlig egal, ob das jetzt 50.000, 100.000, 200.000 sind. Die Welle setzt sich ja fort. Die Ansteckungsverdächtigen werden auch immer Leute anstecken, mit denen sie Kontakt haben. Es wird natürlich so sein, dass die Zahl zunimmt. Aber gleichzeitig werden auch viele Menschen diese Krankheit überstehen. Dann ist sie ausgestanden. Dann sind sie erkrankt und werden dann langsam wieder gesund. So wie das bei der Grippe ja auch der Fall ist.

Nur da gibt es eine riesige Zahl von Einwohnern. Bis die alle durch sind, das wird noch ein Weilchen dauern. Und vor allem: wir können gar nichts machen. Genau genommen können wir gar nichts machen. Wir haben keinen Impfstoff und wir haben auch keine Therapie. Es ist eigentlich nur möglich über Hygienemaßnahmen, sprich Schutzmaßnahmen, wie z.B. Mund-Nasen-Schutz mit Visier, Schutzkleidung, Handschuhe oder Händedesinfektionsmittel die Viren an der Übertragung zu hindern.

ET: Wenn ich Sie so höre, dann kommt bei mir gerade das Bild: Infiziert werden wahrscheinlich doch alle, die sich eben nicht schützen. Also mit anderen Worten: China ist diesem Virus mehr oder weniger hilflos ausgeliefert. Ist das so?

Zastrow: So ist das! Wie Sie schon sagen: Angesteckt werden alle, die sich nicht schützen und Kontakt mit ansteckungsfähigen Menschen haben.

Weiterverbreitung

ET: Wie verantwortlich ist denn das, dass noch immer die Reisenden aus China unkontrolliert oder mehr oder weniger mit diesen Reisekarten nach Deutschland einreisen können. Müssten da aus Ihrer Sicht irgendwelche Tests oder Quarantänemaßnahmen durchgeführt werden?

Zastrow: Na ja, am Anfang war die Maßnahme durchaus vertretbar. Jetzt sehen wir, wie sich dieses Virus auch in China ausbereitet. Man muss einfach damit rechnen, dass Flugzeuge oder Schiffe, die aus China kommen und Ansteckungsverdächtige an Bord haben, zu einer Weiterverbreitung der Krankheit beitragen. Da muss man jetzt überlegen, was man eventuell noch machen kann, um die Leute von uns fernzuhalten. Natürlich macht die Lufthansa das und das kann sie ja auch als Fluggesellschaft und entscheidet: Wir fliegen China nicht mehr an. Dann können sie auch nicht mit irgendeinem Flieger wieder 100 oder 200 Leute, die ansteckungsfähig sind, hierher bringen. Das ist natürlich eine ganz sichere Maßnahme. Das ist die sicherste Maßnahme. Alles andere ist immer mit Unsicherheiten behaftet. Wie wir auch sehen. Es heißt ja, es waren alle gesund und munter und ein paar Tage später ist das nicht mehr so.

Bringt das Temperaturmessen am Airport etwas?

ET: Wie ist das in Österreich? Beispielsweise wurden jetzt am Flughafen die Temperaturmesskontrollen eingeführt. Ich meine mich erinnern zu können, dass Herr Spahn gesagt hat: Das bringt überhaupt nichts. Wie sehen Sie das?

Zastrow: Wenn jetzt am Flughafen bei der Einreise die Temperatur gemessen wird, dann gibt es erstmal die Möglichkeit, wenn wir vom Corona ausgehen, dass jemand der schon Temperatur hat, auch schon erkrankt ist. Wir reden dann nicht von 37,5 sondern von 38,5/39. Jeder Mensch, der eine erhöhte Temperatur hat, hat irgendeine Infektionskrankheit. Das ist völlig klar. Dann können wir auch gar nichts machen. Wir können diesen Menschen absondern, sprich, ins Krankenhaus bringen und dort isolieren, bis er die Erkrankung ausgestanden hat. Den können wir natürlich genauso gut nach Hause schicken bitten: „Bleiben Sie zu Hause, laufen Sie nicht durch die Gegend, damit sie nicht andere Leute anstecken.“ Wie zuverlässig das ist, ist noch die zweite Frage.

Es gibt bestimmt Menschen, die sich sehr genau daran halten. Aber es gibt auch bestimmt welche, die sich nicht daran halten. Das Temperaturmessen ist nicht ganz sinnlos, sondern wir können die Erkrankten rausfischen. Es kann aber auch sein, dass jemand 39,5 Fieber hat an einer normalen Virusgrippe. Dann bringt uns das auch nicht weiter. Außer, dass wir sagen: Na gut, dann kann er wenigstens die normale Virusgrippe nicht weiterverteilen. Denn auch die ist ja ansteckend. Wir wissen auch, dass sie einen hohen Krankheitswert hat.

Symptome und Inkubationszeit

ET: Gibt es einen Unterschied an den Symptomen. Wie beschreibt man beispielsweise das Coronavirus und die Grippe?

Zastrow: Da gibt es gar keinen Unterschied. Da gibt es nichts, von dem man sagen kann: Ah, der hat dies und jenes, also wird es Corona sein. Oder es ist die normale Influenza. Die entscheidenden Symptome oder immer die gleichen Symptome sind: Temperatur, Fieber, Husten, im fortgeschrittenen Stadium Lungenschmerzen, Lungenentzündung. Die Symptome sind identisch.

ET: Wie ist es mit der Inkubationszeit? In einem bestimmten Zeitraum sind die Patienten dann ansteckend. Wie können Sie sich anstecken? Wie funktioniert das? Es wird darüber diskutiert, ob sie symptomlos sind oder ist die Krankheit dann schon ausgebrochen? Da wird viel hin und her geredet. Wie verhält sich das?

Zastrow: Die Inkubationszeit kennen wir auch nicht so hundertprozentig. Wir gehen im Moment davon aus, dass die Inkubationszeit ca.14 Tage beträgt. Ob jetzt 12 oder 15 spielt aber gar keine Rolle. Das ist hier die Größenordnung. Es kann aber auch sein, dass sich herausstellt, dass die Inkubationszeit 20 Tage ist. Das kann alles noch passieren. Wir sind ja noch gar nicht so weit. Wir haben hier in Deutschland angefangen zu zählen um den 20. Januar herum. Jetzt kommen wir langsam in den Bereich, in dem wir sagen, ok, jetzt gucken wir mal, was passiert. Aber nun bewegen uns in dieser Größenordnung zwischen 14 Tagen und drei Wochen. Und dann ist die Krankheit auch ausgebrochen und wir, werden auch sehen welcher Verlauf dann dahinter steckt.

Coronavirus bei kleinen Kindern

ET: Inzwischen hat sich ja auch eine Familie infiziert. Von einer fünfköpfigen Familie sind die beiden Erwachsenen, also Mutter und Vater krank, und zwei von den drei Kindern, die unter fünf Jahren wohl sind, der Große ist glaube ich fünf Jahre. Wie verhält sich das denn, wenn ein kleines Kind so ein Virus bekommt. Gibt es da irgendwelche Informationen, die Sie haben?

Zastrow: Naturgemäß haben wir keine besonderen Erfahrungen, weil dieses derzeitige Coronavirus für uns ja auch neu ist. Aber sagen wir mal schon allein vom Alter her, wenn wir beim Fünfjährigen bleiben, sehe ich ein fünfjähriges Kind nicht so ultragefährdet an, wie zum Beispiel ein 15/16-Monatskind oder noch jünger. Denn die Neugeborenen und die, die unterhalb von 15./16. Lebensmonat sind, die haben noch kein gut ausgebildetes Immunsystem. Die fangen ja erst an, ihr Immunsystem aufzubauen.

Wenn jetzt beispielsweise ein Achtmonatskind so eine Erkrankung bekommt, dann ist das hochgefährlich. Denn das hat noch keine Abwehrkräfte und wird dann erst die Abwehrkräfte ausbilden. Aber für einen Fünfjährigen, der ist schon immunkompetent. Manche sind ja dann schon in der ersten Schulklasse. Das heißt, wir impfen ja auch da in diesem Bereich. Also wir fangen schon an zu impfen nach dem 18. Lebensmonat, weil wir wissen, dass das Immunsystem dann reagiert und tatsächlich auch Antikörper produziert. Vorher macht es das noch nicht wirksam.

Was kann man tun?

ET: Was macht man, wenn so ein Kind dann krank ist, wenn das infiziert ist? Muss dann automatisch das Virus ausbrechen oder kann das auch einfach spurlos an einem vorbeigehen?

Zastrow: Das ist eher unwahrscheinlich. Es wird mit ziemlicher Sicherheit auch tatsächlich zur Erkrankung kommen.

ET: Und dann muss man reagieren.

Zastrow: Dann kann nur mit herkömmlichen Maßnahmen, wie wir sagen symptomatisch behandeln, Fieber senken und Schmerzen versuchen zu verhindern. Denn das ist ja klar, mit so einem Sechs-, Sieben-, Achtmonatskind ist ja auch die Verständigung sehr schwierig. Man kann dem Kind noch gar nichts erklären und man kann auch nicht fragen, wo es denn nun wehtut. Wir können nur das Fieber sehen. Also das ist eine unglückliche Situation. Deswegen sagen wir generell, dass eben neben den älteren Herrschaften, deren Immunkompetenz auch aufgrund des Alters langsam nachlässt, eben auch die ganz kleinen Kinder, die wie gesagt unterhalb von 18 Monaten sind, besonders geschützt werden müssen. Da muss man alles daransetzen, dass sie keinen Kontakt haben mit ansteckungsfähigen Menschen.

Insofern ist es dann unverständlich, wenn jemand sagt, der Mund-Nasen-Schutz bringt auch nichts. Das ist wirklich gefährlicher Unsinn.

Der Mund-Nasen-Schutz

Der Mund-Nasen-Schutz bringt sehr wohl etwas. Zum einen eben, dass er Tröpfchen, die vom Ansteckungsverdächtigen oder vom Erkrankten abgesondert werden, im Mund-Nasen-Schutz zurückgehalten werden und nicht dem Nächsten ins Gesicht fliegen und umgekehrt ist es natürlich auch so, dass der noch Gesunde Tröpfchen nicht aufnehmen kann, weil eben der Mund-Nasen-Schutz davor ist. Das heißt die Tröpfchen werden auch vom Mund-Nasen-Schutz von außen zurückgehalten. Also er hat praktisch zwei Funktionen: Einmal dass man die Tröpfchen nicht an anderen weitergibt oder dass man sie nicht aufnehmen kann, weil er als Barriere dazwischengeschaltet ist.

ET: Inzwischen haben wir jetzt die Situation, dass wir diesen Mund-Nasen-Schutz kaum noch in den Apotheken bekommen, gibt es eine andere Möglichkeit, sich zu schützen?

Zastrow: Naja, es ist schon mal gefragt worden, ob man sich mal einen Schal um Mund und Nase wickeln soll, er heißt ja auch Mund-Nase, MNS, also Mund-Nasen-Schutz, was auch manchen Ärzten noch nicht klar ist. Die operieren immer noch mit Mund-Nasen-Schutz hier unterhalb der Nase (Zeigt auf den Mund), atmen aber auch durch die Nase ein und aus und das muss natürlich ausgeschlossen sein. Ja, wenn es keinen Mund-Nasenschutz in der Apotheke oder sonst irgendwo gibt, und man muss jetzt irgendwo – warum auch immer – unbedingt hin, wo vielleicht auch andere und ansteckungsfähige Menschen sind, dann muss man sich tatsächlich ein anderes Tuch vor Mund und Nase wickeln.

Die Älteren haben vielleicht alle einmal den schönen Film „Ben Hur“ gesehen, da sind Ben Hur‘s Eltern im  Tal der Aussätzigen, die tragen ein Tuch vor dem Mund. Die wussten zwar nicht, warum, aber die wussten, dass man an Lepra erkrankt, wenn man das Tuch nicht trägt. Das ist zwar etwas rustikal, aber es funktioniert natürlich auch. Denn die Tropfen werden auch abgefangen.

Man muss auch immer bedenken, es geht nicht um die Größe der Viren, sondern es geht um die Größe der Tröpfchen, die dann auf das Tuch aufprallen und da aufgehalten werden. Also wenn das Tuch etwas großporig ist, dann muss man es eben 2x um Mund und Nase wickeln. Aber es ist natürlich ein Mund-Nasenschutz oder eine Atemschutzmaske, das haben wir schon seit drei Wochen empfohlen. Jeder soll sich eine Maske besorgen, jetzt wird es langsam knapp, ja, hätte man früher losgehen müssen.

Keine Panik-Maßnahme?

ET: Die Empfehlung war ja, „Sie brauchen das nicht“ – ist das verantwortungslos, oder wie schätzen Sie das ein? Ist es eine Vorsichtsmaßnahme, um keine Panik zu schüren?

Zastrow: Ich vermute mal, dass das eher so war, dass man auf einmal gemerkt hat, dass der Mund-Nasen-Schutz knapp werden könnte, und dass dann vielleicht die Sorge auch bestand, dass nun vielleicht eine Art Panik in der Bevölkerung entstehen könnte. Ja und dann ist es die einfachste Sache zu sagen, nutzt ja eh nichts, selbst wenn du einen hast‘. Aber ansonsten, ohne Not den Leuten zu sagen, du brauchst keinen Mund-Nasen-Schutz, wohlgemerkt in der Situation, dass ich selbst anstecken kann oder dass ich Ansteckungsfähigen begegne ist gefährlich falsch.

Nur so auf der Straße spazieren gehen mit Mund-Nasenschutz, das braucht man wirklich nicht. Da braucht man sich keine Gedanken zu machen. Aber da, wo wir wissen, hier besteht ein gewisses Risiko, weil hier Menschen sind, wo Menschen untereinander Kontakt haben, wo einer von denen vielleicht schon angsteckt ist und Viren weiterverbreiten kann, ist der Mund-Nasenschutz zwingend und dringend erforderlich. Also dann davon abzuraten, das ist grob fahrlässig.

ET: Wie sehen Sie dann die Situation auf großen Messen, die ja doch stattfinden. Da gibt es auch eine große Beteiligung von chinesischen Händlern. Wie sollte man sich da verhalten?

Zastrow: Ich würde nicht hingehen. Wobei vielleicht die Chinesen selbst die Maske ja tragen werden. Die machen das ja auch aus kulturellen Gründen, aus Gründen der Höflichkeit. Einfach weil sie niemanden anstecken wollen. Ob die das unbedingt in Deutschland machen, wo das ja der Mund-Nasen-Schutz eher Gefahr signalisiert, weiß ich nicht. Die müsste man natürlich alle untersuchen, das ist aber sehr schwierig. Solch eine Messe läuft zwei, drei Tage. Bis wir das Ergebnis der Laboruntersuchung haben, sind vielleicht auch anderthalb Tage, vielleicht drei Tage rum. Da wird auch so ein bisschen rumgeeiert. Da fehlt auch meines Erachtens ein bisschen die Konsequenz.

Wann ist man geheilt?

ET: Wie ist das mit der Inkubationszeit, also wir haben gesagt, wahrscheinlich so 14 Tage. Wenn man das Virus jetzt in sich hat, woran erkennt man, ob man durch ist, oder wieder geheilt.

Zastrow: Man ist geheilt, wenn man kein Fieber, keinen Husten mehr hat und die anderen Symptome weg sind. Da wird keine Blutuntersuchung gemacht und nachgeguckt, ob da noch irgendein Virus unterwegs ist. Es geht ja hier tatsächlich um die Atemwege, deshalb können wir durch Husten, Schnupfen natürlich Viren freisetzen, das geht über Tröpfchen, aber die Heilung ist dann da, wenn wir die Symptome nicht mehr haben.

ET: Es gibt ja auch welche, die sind infiziert, haben aber wohl keine Symptome, wie verhält sich das da?

Zastrow: Also das halte ich ehrlich gesagt eher für ein Märchen. Diese Menschen haben vielleicht schwächere Symptome, aber gar keine Symptome, nein, das halte ich für ausgeschlossen. Ich weiß nicht, wo das herkommt. Wer sich infiziert hat, wer das Virus aufgenommen hat, wird auch Symptome kriegen.

Ein Test kostet bis 120 Euro

ET: Kommen wir nochmal zurück auf die Tests. Die kosten etwa 100 oder 120 Euro. Wann macht man den Test, wenn die Symptome da sind, oder wenn man vermutet, dass man infiziert wurde?

Zastrow: Man macht den Test, wenn man wissen will, ob der Mensch ansteckungsfähig ist, das ist der Hauptgrund. Wir wissen, der kommt jetzt aus Wuhan, der sieht aber noch quietschfidel aus, da kann man einen Test machen, und dann kann man sehen, aha, der hat sich angesteckt, der Test fällt positiv aus, obwohl das natürlich negativ ist, dann wissen wir, er ist ansteckungsfähig, und dann reagieren wir auch. Dann kommt er praktisch in eine Isolierung, damit er andere eben nicht anstecken kann. Das ist der Hauptsinn und Zweck so eines Tests.

Natürlich, wenn der jetzt erkrankt, also er hat jetzt die typischen Zeichen wie Husten und Schnupfen und so weiter, von mir aus auch noch Rückenschmerzen, was man so bei einer Lungenentzündung haben kann, dann kann es natürlich sein, dass man gerne wissen möchte, ob er die normale Influenza hat, die ja auch nicht viel angenehmer ist, oder ob bei ihm das Coronavirus, der Verursacher der Krankheit ist. Ob er nun daran oder daran erkrankt ist, hat für uns, für das weitere Vorgehen überhaupt keine Konsequenz. Nur bei der Influenza haben wir noch den Vorteil, dass wir sagen können, der hat jetzt keinen Coronavirus, sondern die Influenza, und wir wissen, dass große Mengen der Bevölkerung dagegen geimpft sind. Und das seit vielen, vielen Jahren.

Jedes Jahr wird ja dazu aufgerufen, wieder eine Grippeschutzimpfung zu machen und falls aber jemand mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus kommt, von dem wir wissen, dass er die Influenza hat, dann wird er in jedem Fall isoliert und Krankenschwester und Arzt gehen nur in voller Verkleidung, sprich Mund-Nasen-Schutz, Haarschutz, Handschuhe und Kittel in das Zimmer und versorgen den Patienten. Beim Verlassen des Zimmers legen sie das ganze Material wieder ab und entsorgen es im bereitgestellten Mülleimer.

Das Robert-Koch-Institut

ET: Welche Aufgaben hat jetzt das Robert-Koch-Institut in Verbindung mit dem Coronavirus, bei der Überwachung und wie funktioniert jetzt die Zusammenarbeit mit den Behörden?

Zastrow: Das Robert-Koch-Institut ist unsere wissenschaftliche Bundes-Oberbehörde und es berät praktisch die Politik, sprich das Bundesministerium für Gesundheit. Das Institut muss Daten zusammentragen und bewerten. Im RKI sind Ärzte und andere Wissenschaftler beschäftigt und die sollten dann Schlüsse daraus ziehen, welche Schutzmaßnahmen jetzt angebracht sind. Die sagen dann dem Gesundheitsminister, was aus Sicht der Wissenschaft richtig ist.

Dann wird der Gesundheitsminister darüber nachdenken, was mache ich. Mache ich das, was mir die Leute vom Robert-Koch-Institut sagen, oder ist das, was die mir sagen vielleicht medizinisch richtig, aber politisch vielleicht unerwünscht oder trägt vielleicht sogar zu einer Verunsicherung oder vielleicht sogar zu einer Panik bei. Das Robert-Koch-Institut muss also den Sachverhalt analysieren und dann der Politik die richtigen Ratschläge geben.

Ein Impfstoff zum Coronavirus im Sommer?

ET: Gibt es da auch Forschungsbereiche beim Robert-Koch-Institut über das Coronavirus?

Zastrow: Eine Forschungseinheit, wie man sie braucht, um das Virus jetzt wirklich zu erforschen, gibt es dort nicht, das haben wir hier in Berlin an der Charité. Aber das Robert-Koch-Institut hat jetzt keine Einheit, um etwa einen Impfstoff zu entwickeln. Man muss sich auch klar sein darüber, dass die Entwicklung eines Impfstoffs nicht so einfach ist.

Die Forschungsministerin hat gesagt, sie geht davon aus, dass im Sommer ein Impfstoff vorhanden ist, das ist – lächerlich. 17 Jahre lang hat man für SARS keinen Impfstoff gefunden, wie soll das jetzt plötzlich in vier Monaten über die Bühne gehen?

So schnell entwickelt sich kein Impfstoff und da muss man einen klaren Kopf behalten und sagen, das wird wohl in diesem Jahr nichts mehr werden. Wenn man großes Glück hat, dann ist vielleicht in drei bis vier Jahren ein Impfstoff vorhanden.

Zastrow: Das, was die WHO empfiehlt, haben wir schon gemacht

ET: Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation berät ja die Institutionen und steht auch in enger Verbindung mit dem Robert-Koch-Institut, sie hat auch den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Welche Bedeutung hat das für uns in Deutschland?

Zastrow: Also für uns in Deutschland hat das Ausrufen des Gesundheitsnotstandes praktisch keine Bedeutung. Weil wir das, was die WHO empfohlen hat, sowieso schon gemacht haben.

Was die WHO empfiehlt ist kein Gesetz, das obliegt dann tatsächlich der Bundesrepublik Deutschland. Wir führen die Schutzmaßnahmen vollständig durch, wir haben die strikte Isolierung und führen eine sachgerechte Desinfektion durch. Das ist in vielen anderen Ländern ja leider nicht der Fall. Das wird auch daran liegen, dass die Ressourcen dafür gar nicht vorhanden sind, und das Fachpersonal nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung steht. So kann es auch passieren, dass wichtige Materialien, wie zum Beispiel Mund-Nasen-Schutz Masken oder Hände-Desinfektionsmittel nicht in ausreichenden Mengen zur verfügbar stehen.

Wie kann man sich selbst schützen?

ET: Wenn man sich selbst jetzt vor dem Coronavirus schützen muss, durch Übertragung mit Obst oder Nahrung, was muss man da beachten?

Zastrow: Das wurde ja auch schon angesprochen, ob möglicherweise auch Nahrungsmittel damit zur Weiterverbreitung des Virus beitragen können. Ja, das kann sein, denn angeblich soll ja das Coronavirus über irgendein Lebensmittel von einem Fischmarkt gekommen sein. Wenn wir auf der sicheren Seite sein wollen, dann muss man – wenn das wirklich Nahrungsmittel sind, die aus solchen Regionen wie aus China kommen, – nur gut gekocht, gut gegart, also ausreichend erhitzt essen, weil man das Virus doch relativ leicht mit Hitze abtöten kann. Alles, was gekocht und gegart ist, ist nicht ansteckungsfähig. Das wissen wir von vielen anderen Erregern, das ist nicht neu.

Bei einem Apfel, wenn man den ordentlich abspült, aber das muss man sehr sorgfältig machen, dann kann man die Viren dort auch entfernen, nicht abtöten. Bei möglicherweise fragwürdigem Obst und Gemüse, das vielleicht aus China kommt, würde ich die Schale entfernen. Ein wirklich großes Problem durch Lebensmittel steht jetzt nicht im Vordergrund.

Angst macht Stress

ET: Welche Rolle spielt die innere Haltung bezogen auf das Coronavirus? Ist es so, wenn ich sage, mein Immunsystem ist in Ordnung, ich fühle mich stark, kommt er dann nicht an mich heran, oder bin ich gefährdet, wenn ich Angst hab?

Zastrow: Also Angst ist immer ein schlechter Berater und man hat ja auch nachgewiesen, dass ‚Angst Stress ist‘, das ist ganz klar und Stress beeinträchtigt auch das Immunsystem, das ist inzwischen nachgewiesen, gar keine Frage. Also wir haben Stress, und wer Stress hat, der schwächt sein eigenes Immunsystem, und dann ist die Gefahr, an dem Virus zu erkranken, natürlich größer. Aber da wo kein Virus ist, bringt die Angst auch kein Virus hervor und deshalb erkrankt man auch nicht an Corona.

Ich würde mich jetzt nicht darauf verlassen, dass ich vor mich hin bete: ‚Ich bin gesund und mir kann nichts passieren‘, das wird auch von bestimmten Kreisen empfohlen und vielleicht klappt es ja auch bei dem einen oder anderen, aber die wichtigste Maßnahme ist, dass man sich nachweislich, auch für einen selbst nachweislich, vom Virus fernhält und jeglichen Kontakt vermeidet.

Also in erster Linie nochmal daran denken: Übertragung geschieht durch Tröpfchen, die bekomme ich entweder direkt ins Gesicht, dagegen hilft dann der Mund-Nasen-Schutz, oder durch Schmierinfektion, wenn man hier einmal kräftig auf die Tischplatte niest und der nächste fasst hier drauf und hat dann mit der Hand Kontakt zu seinem Mund, und das geschieht bei uns allen häufig, dann sollte man eine Händedesinfektion durchführen. Händewaschen reicht in diesem Fall nicht. Richtig beseitigen kann man das Virus von den Händen ausschließlich mit sachgerechter Desinfektion.

Das Gespräch führte Susanne Ausic

 

 



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