Die Gundelrebe

Titelbild
Die Gundelrebe. (Elisabeth Horbach)
Von 16. Oktober 2008

Eine meiner bevorzugten Pflanzen zum Essen und Heilen trägt sowohl einen weiblichen als auch einen männlichen Namen: „Gundelrebe“ und „Gundermann“. In beiden Bezeichnungen steckt das althochdeutsche Wort „Gund“, das Eiter bedeutet. Eine treffende Benennung, wirkt doch die Pflanze sehr gut bei eitrigen Entzündungen.

Ihr botanischer Name lautet Glechoma hederacea, weil sie wie Efeu auf dem Boden kriecht oder von Mauern hängt. Die rundlichen nierenförmigen Blättchen findet man fast das ganze Jahr über entlang von Hecken und Gebüschen. Auch im Blumentopf sieht die Gundelrebe hübsch aus, wenn sie im Lauf des Sommers lange Ranken bildet. Sie mag am liebsten einen halbschattigen Platz. Im Frühling trägt die Gundelrebe ihre blauvioletten Lippenblüten.

Perfekt und liebevoll beschrieben wird die Pflanze in einem alten Kräuterbuch: „Die kleine und gemeine Gundelreb kreucht und flattert mit ihren viereckigen Stängeln und Reben hin und wider auf der Erde, ist zu beiden Seiten mit runden Efeublättern bekleidet; die sind etwas rau und an dem Umkreis zerkerbt, am Geschmack bitter und am Geruch stark.“ Als Heilkraut und Mittel gegen böse Geister schätzt man sie seit Jahrhunderten in den gemäßigten Klimazonen Europas und Asiens. In China soll die Gundelrebe ein ähnlich gebräuchliches Hausmittel sein wie bei uns zum Beispiel Kamille oder Minze.

Zu Heilzwecken nimmt man normalerweise das blühende Kraut. Es weist neben ätherischen Ölen und Gerbstoffen reichliche Mengen salpetersaures Kali auf. So erklärt sich der besondere Einfluss auf die Schleimhäute von Hals, Nase, Rachen und Bronchien. Da die Pflanze auch reich an Vitamin C ist, war die Gundelrebe ein wichtiger Bestandteil so genannter Kraftsuppen, die bei körperlichen oder geistigen Erschöpfungszuständen gegessen wurden, um neue Energie und Lebenskraft zu erlangen. Hildegard von Bingen empfiehlt die Pflanze vor allem gegen Ohrenbeschwerden. Dafür ist es sinnvoll, sie in blühendem Zustand in Öl zu konservieren, wenn man ihre Heilkraft als Ohrentropfen nutzen möchte. Mir hilft sie in frischem Zustand das ganze Jahr über, auch wenn sie schon lange nicht mehr blüht. Bei den ersten Anzeichen einer Erkältung pflücke ich vier oder fünf frische Blättchen und kaue sie einzeln über die nächsten Stunden verteilt. Wenn ich Glück habe, gewinnt mein Immunsystem dann den Kampf gegen Viren und Bakterien und ich bin am nächsten Tag wieder beschwerdefrei. Mit einigen fein geschnittenen Gundelrebenblättern konnte ich eine zugelaufene Katze kurieren, die derart verschleimt war, dass sie ihr Futter immer wieder erbrach. Erstaunlicher Weise fraß sie das würzige Kraut, mit Katzenfutter aus der Dose gemischt, ohne zu zögern. Schon nach drei Gaben Gundelrebe hatte sie keine Probleme mehr.

In unserem Speiseplan passt das Kraut mit seinen ätherischen Ölen sehr gut in alle mediterranen Speisen. Im Tee erinnert mich der Geruch allerdings an Schafstall. Deswegen bevorzuge ich die Verwendung als Würzkraut im Salat oder in einer herzhaften Sauce.

Elisabeth Horbach, geb. 1955, leitet seit über zehn Jahren Exkursionen zu den Themen essbare Wildpflanzen, Wildkräuter und Heilkräuter. Sie lebt im Naturpark Pfälzerwald, einer herrlichen Urlaubsregion für Naturliebhaber. Bei den Kräuterwanderungen durchs Biosphärenreservat gibt es eine Vielfalt von Pflanzen zu entdecken. www.elisabeth-horbach.de

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 42/08



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion