Kinder-Yoga für die Sinne – eine Schulstunde

Titelbild
Die Klasse 3b der Grundschule Burkhardswalde beim Yoga - Gruß "Namaste".Foto: Nancy McDonnell
Von 26. Mai 2011

Im Rahmen der Projektwoche „Fit und sicher durch den Schulalltag“ an einer Grundschule im Landkreis Meißen gestaltete Yoga-Lehrerin Yvonne Brames eine Unterrichtsstunde unter dem schönen Motto: Eine Reise nach Indien.

Yoga, Qigong und diverse Entspannungstechniken haben bereits seit Längerem Einzug in deutsche Schulen gehalten. Yvonne Brames, die seit sechs Jahren Hatha-Yoga für Erwachsene im Grund- und Aufbaukurs unterrichtet, hat durch ihre eigenen Kinder auch einen engen Bezug zu Schule und Kindergarten und gibt dort ehrenamtlich einmal pro Woche eine Sport- und Bewegungsstunde am Nachmittag. Hierbei schafft sie für die Kinder einen Ausgleich zwischen Bewegung und Entspannung.

Yoga für den kindlichen Stressabbau

„Kinder sind in unserer heutigen Gesellschaft schon in frühester Kindheit Stress ausgesetzt“, sagt sie. „Yoga hilft ihnen, sich zurückzuziehen, zur Ruhe zu kommen und zu entspannen; sie können damit den Stress auf körperlicher und geistiger Ebene abbauen. Außerdem leiden viele Kinder an einem Mangel an Bewegung, vor allem an einer Vielfalt unterschiedlichster Bewegungen. Dadurch kommt es zu Koordinationsschwierigkeiten, Haltungsschwächen und Unbeweglichkeit im kindlichen Körper. Durch die Übungen lernen sie  ihren Körper kennen, werden flexibler und können ihre Bewegungen besser koordinieren.“

Die Unterrichtsstunde, die sie extra für die Projektwoche konzipiert hatte, nannte sie Reise nach Indien, weil „Yoga ursprünglich aus Indien kommt und dort schon seit vielen tausend Jahren praktiziert wird“, erzählt sie den Kindern.

Yoga zur Schulung des Geistes

Yoga diente in seiner Ursprungsform vor allem der Schulung des Geistes. In seinem Buch „Yoga für Kinder“, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, erklärt Sozialpädagoge und Yoga-Lehrer Thomas Bannenberg die yogische Philosophie wie folgt: „Ziel ist es, den Geist zu schulen und zu vervollkommnen. Sich nicht ablenken zu lassen von den Äußerlichkeiten des alltäglichen Lebens, sondern danach zu streben, das eigene Denken zu beherrschen, um damit Meister des eigenen Lebens zu werden. Die yogische Philosphie geht – wie die meisten asiatischen Philosophien und Religionen – von einem andauernden Prozess der Geburt und Wiedergeburt aus, dem Rad des Karma. Alles Leben ist in dieser Weltsicht mit Schmerz und Leiden verbunden. Der Mensch kann aber durch seine Lebensweise beeinflussen, ob und in welche Lebensumstände er wiedergeboren wird. Die Gedankenbeherrschung und die Ausrichtung auf innere, also geistige Werte sollen dazu dienen, sich aus dem Karmarad zu befreien, um im geistigen Zustand der Einheit die Glückseligkeit zu erfahren, einen paradiesähnlichen Zustand jenseits von weltlichem Schmerz.“ (S.9)

Sanskrit ist die Sprache des Yoga

Doch zurück zu unserer Schulstunde. Die Begrüßung erfolgte durch den indischen Gruß „Namaste“. Dabei werden die Hände vor dem Herzen senkrecht zusammengelegt. Oft wird dieser Gruß auch als Buddha-Gruß bezeichnet. „Die Sprache des Yoga heißt Sanskrit“, erklärt Yvonne Brames den Kindern. Mit dem Lied – om  sahana vavatu – bei dem um ein erfolgreiches Lernen der Schüler vom Lehrer und des Lehrers von den Schülern gebeten wird, erhielt die Klasse schon eine kleine Kostprobe dieser Ursprache.

Die Indienreise begann mit Bergen, Tälern und Ebenen. Das alles wurde von den Kindern auf der Matte durch Übungen dargestellt. Der Landschaft entsprangen die Kobra, der Frosch, der Tiger und der Elefant mit seinem Freund dem Affen – dieser sprang zum Fluss und entdeckte dort das Krokodil. Dieses drehte sich nach links und nach rechts auf Futtersuche mit weit aufgerissenem Maul … All dem wurde durch Körperübungen Ausdruck verliehen.

Konzentration auf Sinneswahrnehmungen

Die Reise führte weiter auf einen indischen Bazar. Durch das Schnuppern an typisch indischen Gewürzen wurde die Aufmerksamkeit nun auf die Sinne, in diesem Fall den Geruchssinn, gelenkt. Mit Trauben, Tomaten und Gummibärchen wurde nicht nur der Geschmackssinn getestet, sondern die Kinder sollten sich auch darauf konzentrieren, wie sich die Dinge im Mund anfühlten und was sich änderte, wenn man darauf biss. Durch das Zuhalten der Nase konnten sie den Zusammenhang zwischen riechen und schmecken erkennen – ohne Geruchssinn gibt es auch keinen Geschmack.

Es folgte das Lauschen mit geschlossenen Augen, wobei erst mit dem linken, dann mit dem rechten und zum Schluss mit beiden Ohren gehört wurde. Die Kinder gaben wieder, was sie gehört hatten, und das war sehr vielfältig.

Nach innen schauen

Den Abschluss der Sinnesübungen bildete die Augenübung „Trataka“. Dafür wurde der Raum  abgedunkelt und drei Gruppen von jeweils fünf Kindern bildeten einen Kreis um eine brennende Kerze herum. Alle sollten intensiv in die Flamme schauen und dann die Augen schließen. Was konnte man mit dem inneren Auge jetzt sehen?

Die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder in diesen 45 Minuten war bemerkenswert. Alles in allem eine gelungene Unterrichtsstunde jenseits der Mathematik, die die Kinder nicht nur begeisterte, sondern, wie Klassenlehrerin Frau Müller feststellte, eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf die Kinder hatte.

 



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