Billigklamotten: Chemikalien bei Herstellung verursachen massive Umweltschäden – Greenpeace prangert Konsumwut an

Große Textilfirmen wie H&M und Zara, Benetton oder Puma verzichten zunehmend auf giftige Chemikalien bei der Herstellung ihrer Kleidung. Jetzt müssten auch die Konsumenten mitziehen.
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Die Kleidungsproduktion in China verursacht massive Umweltschäden.Foto: China Photos/Getty Images
Epoch Times15. Juli 2018

Die Umweltorganisation Greenpeace hat den hemmungslosen Konsum von billiger Bekleidung kritisiert.

Die Modekonzerne hätten in den vergangenen Jahren zwar Fortschritte beim Ausstieg aus gefährlichen Chemikalien gemacht, sagte Geschäftsführerin Sweelin Heuss der Zeitung „Welt“ vom Samstag. Jetzt müsse es aber zusätzlich Einschränkungen beim Konsum geben.

„Die enorme Materialschlacht beim stetigen Kauf neuer Textilien kann niemals nachhaltig sein, egal auf wie viele Chemikalien die Unternehmen verzichten“, sagte sie. „Wir müssen den Überkonsum selbst in Frage stellen“, so Heuss.

Immer mehr Textilfirmen verbannen giftige Chemikalien aus der Kleidung

Zuvor wurde bekannt, dass große Textilfirmen wie H&M und Zara, Benetton oder Puma zunehmend auf giftige Chemikalien bei der Herstellung ihrer Kleidung verzichten. Seit Beginn der vor sieben Jahren von Greenpeace gestarteten Detox-Kampagne schlossen sich weltweit 80 Firmen dem Ziel an, bis 2020 auf umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalien in der Produktion zu verzichten. In Deutschland deckt die Vereinbarung 30 Prozent des Textilmarktes ab.

„Zu Beginn der Kampagne taten Unternehmen und Politik unsere Forderung nach giftfreien Kleidern als unrealistisch ab“, sagte Textilexpertin Viola Wohlgemuth von Greenpeace am Donnerstag. „Doch die Detox-Verpflichtungen wirken. Und sie entlarven die Ausreden des schmutzigen Rests der Branche.“ Unternehmen könnten und müssten sich am neuen giftfreien Standard messen lassen.

Die Textilindustrie ist eine Boombranche: Der weltweite Kleiderkonsum steigt von 62 Millionen Tonnen im Jahr 2017 voraussichtlich auf 102 Millionen Tonnen im Jahr 2030 an, wie es in dem Greenpeace-Bericht zu der Detox-Kampagne heißt. Für Mensch und Umwelt gerade in Schwellenländern ist die große Nachfrage nach preiswerten und immer neuen Schuhen, Shirts und Shorts ein Riesenproblem.

Im Produktionsprozess kommen oftmals giftige Stoffe zum Einsatz, etwa um die Kleidung zu färben, sie regenfest oder schimmelresistent zu machen. Dadurch gelangen Chemikalien in Flüsse und Meere, Trinkwasser wird verschmutzt und Mensch und Tier kommen mit Stoffen in Kontakt, die Krebs erregen oder ihr Hormonsystem beeinflussen. Zusätzlich kontrollieren die Behörden in den Produktionsländern wie China, Indonesien oder Mexiko die Abwässer der Fabriken häufig nur unzureichend.

„Die Textilindustrie gehört zu den großen Nutzern gefährlicher Chemikalien und weltweit zu den Hauptverschmutzern von Trinkwasser“, beschreibt Greenpeace die Ausgangslage zu Beginn der Kampagne im Jahr 2011. Die Umweltschützer forderten die Modeketten damals auf, Verantwortung zu übernehmen und den Einsatz gefährlicher Chemikalien bis 2020 auf null zu senken.

Seitdem haben sich weltweit 80 Firmen verpflichtet, ihre Lieferketten transparent zu machen und mindestens die elf für die Umwelt und Gesundheit gefährlichsten Chemikalien aus der Herstellung zu verbannen. Unabhängige Labore überprüfen zudem die Abwässer und Klärschlämme der Werke auf eine Reihe von giftigen Chemikalien.

Zu den beteiligten Unternehmen gehören Modeketten wie H&M, Zara, Benetton, Mango, Esprit oder der Billigbekleider Primark. Auch die Sportfirmen Adidas, Puma und Nike sowie die deutschen Supermärkte Aldi, Lidl, Kaufland und Rewe schlossen sich der Aktion an.

Auch der baden-württembergische Outdoor-Bekleidungshersteller Vaude gehört dazu. Wie andere Outdoor-Marken setzte Vaude bei der Herstellung seiner Produkte auf die wasserabweisende Chemikalie PFC, die sich über die Luft verbreitet und etwa in Schnee- und Wasserproben aus abgeschiedenen Gebirgsregionen nachgewiesen wurde.

Trotz der großen Fortschritte stellt Greenpeace klar: „Bis 2020 gibt es noch einiges zu tun.“ Die Unternehmen berichteten etwa noch von technischen Schwierigkeiten.

Zudem müsse die Politik in der EU ebenso wie in den Produktionsländern verbindliche Regeln für die Produktion festlegen. Die Umweltschützer fordern die Chemieindustrie außerdem auf, Alternativen zu giftigen Stoffen zu entwickeln und unabsichtliche Verunreinigungen stärker reduzieren. (afp)



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