Ameisen ohne Nasen erschnüffeln Mäuse mit Krebstumoren

Ähnlich wie Pawlows Hund, der Futter mit dem Geräusch eines Glöckchens verband, wurde Ameisen beigebracht, den Geruch von Krebstumoren mit Zucker zu verbinden. Nach kurzer Zeit konnten die 35 trainierten Ameisen am Urin erschnüffeln, wer Krebs hat und wer nicht.
Ameisen können dank Rezeptoren auf ihren Fühlern auch ohne Nase „riechen“.
Ameisen können dank Rezeptoren auf ihren Fühlern auch ohne Nase „riechen“.Foto: iStock
Von 3. Februar 2023

Weltweit stirbt rein statistisch betrachtet etwa jeder Sechste an Krebs. Und obwohl es mehr oder weniger genaue Diagnoseformen gebe, würden diese nicht in Anspruch genommen, beklagen viele Mediziner. Für Dr. Baptiste Piqueret von der Université Sorbonne Paris Nord sind die Gründe „ganz einfach“ zu erklären: Die angewandten Methoden sind teuer und/oder invasiv, was bedeutet, dass ein Eingriff in den Körper notwendig ist.

Im Rahmen seiner Masterarbeit untersuchte der Forscher zunächst das Lern- und Riechvermögen von Ameisen, mit überraschenden Erkenntnissen. Obwohl Ameisen keine Nasen haben, sondern über Rezeptoren an ihren Fühlern „riechen“, können sie besser riechen als Hunde. Noch wichtiger war für den Wissenschaftler jedoch, dass Ameisen schneller als Vierbeiner für bestimmte Aufgaben trainiert werden können. Für seine Doktorarbeit untersuchte er mit Prof. Patrizia d’Ettorre und Dr. Jean-Christophe Sandoz, ob die kleinen Supernasen einen praktischen Nutzen haben könnten, beispielsweise bei der Früherkennung von Krebs.

Krebstumore, Mäuse und Ameisen

Krebszellen zeichnen sich durch einen veränderten Stoffwechsel aus, der einzigartige Geruchsmuster produziert, schreibt der Jungforscher auf seiner Website. Diese Gerüche werden als Krebsbiomarker verwendet.

Speziell ausgebildete Hunde könnten diese aufspüren, „aber die Ausbildung von Hunden ist kostspielig und zeitaufwendig“, so Dr. Piqueret weiter. Insekten wie Ameisen hätten einen noch feineren Geruchssinn und seien bereits nach wenigen Trainingseinheiten bereit, Krebs zu erkennen. Bereits in früheren Forschungsarbeiten hatte Dr. Piqueret nachgewiesen, dass Ameisen nicht nur schnell lernen, sondern einmal Erlerntes auch nicht vergessen.

Für die Krebserkennung nutzten die Forscher 35 Grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca) und Labormäuse. Den Mäusen verpflanzten die Wissenschaftler Teile menschlicher Brustkrebstumore, während sie den Ameisen beibrachten, deren Urin mit Zucker zu assoziieren, berichtete Piqueret gegenüber der „Washington Post“. Im Labor hielten sich die Ameisen anschließend signifikant länger bei den Urinproben der krebsbefallenen Mäusen auf. „Sie wollen einfach nur Zucker fressen“, erklärte der Wissenschaftler.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einsatz von Ameisen als lebende Werkzeuge zum Nachweis von Biomarkern für menschlichen Krebs machbar, schnell und weniger aufwendig ist als der Einsatz anderer Tiere“, fasst der Forscher die Ergebnisse zusammen. Bis Insekten zum Instrumentenkasten der Krebsmedizin gehören können, sei es jedoch noch ein weiter Weg. Die Studie erschien am 25. Januar in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences“.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion