Probleme lösen: Was ist eigentlich das Problem? Und was ist das eigentliche Problem?

Manche Probleme scheinen sehr kompliziert und lassen sich lange Zeit nicht lösen. Der Grund könnte sein, dass man das Problem nicht richtig erkannt hat. Doch wie findet man das eigentliche Problem?
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Nur wenn man das richtige Problem erkennt kann man die passende Lösungen finden.Foto: istock
Von 11. November 2019

Immer wieder tauchen im Alltag verschiedene Probleme auf. Einige davon können gleich nach dem Entstehen gelöst werden: Zum Beispiel die U-Bahn Linie ist gesperrt, aber man findet trotzdem einen Weg zur Arbeit zu kommen. Kleinere Probleme lassen sich meist schnell und mit einfachen Methoden lösen.

Wenn jedoch „komplizierte Probleme aufkommen und man versucht sie mit schnellen Methoden zu lösen, neigt man dazu schlechte Entscheidungen zu treffen. Man verliert die Möglichkeit die grundlegenden Ursachen zu erkennen und überlässt den Ausgang den äußeren Umständen oder anderen Menschen“, erklärt Michael Courter, der als „kreativer Problemlöser“ gilt.

Ein strukturierter Lösungsprozess

Der Erste Schritt, das Problem richtig zu definieren, ist laut Courter der Schritt, wo am häufigsten Fehler passieren. Infolgedessen wird viel Energie investiert, um etwas zu lösen, das eigentlich gar nicht das wirkliche Problem ist, sondern nur Symptome davon. Die Basisschritte, die Michael Courter empfiehlt, lauten:

  1. Das Problem definieren.
  2. Brainstorming machen, um Lösungsansätze zu finden.
  3. Die Lösungsmöglichkeiten analysieren.
  4. Einen strukturierten Plan machen.
  5. Den Plan umsetzten.
  6. Die Schritte 1-5 wiederholen, bis das Problem gelöst ist.

Wie kann man sich nun aber sicher sein, dass man das richtige Problem in Angriff nicht und nicht Energie und Zeit einem oberflächlichen Symptom des Problems verschwendet?

  1. Das Problem in kurzen Worten niederschreiben.
  2. Eine Liste mit allen Fakten, die man über das Problem weiß, aufschreiben. Dabei soll beantwortet werden, WER, WAS, WO und WIE in das Problem involviert ist. Dinge, über die man nur spekuliert und sie nicht sicher weiß, gehören in eine extra Liste und sollen klar als „Annahmen“ gekennzeichnet sein.
  3. Welche Informationen fehlen? Als Nächstes soll man die fehlenden Informationen aufschreiben. Wenn zu viele oder schwerwiegende Dinge auf dieser Liste der fehlenden Informationen sind, muss man sie abklären. Dabei ist zu überlegen: Wer kennt die fehlenden Informationen und kann behilflich sein?
  4. Die eigenen Emotionen sortieren. Man muss sich darüber im Klaren sein, ob es bestimmte Emotionen gib, die den Konflikt verstärken oder die Lösungsfindung verlangsamen. Drängt einen etwas eine schnelle Entscheidung zu treffen? Versucht man etwas zu vermeiden, dass einen unangenehm ist? Welche Emotionen stehen jeweils dahinter? Angst? Neid? Der Wille nach Bequemlichkeit? Oftmals sind es genau diese Emotionen, die man im aktiven Lösungsprozess durchbricht.
  5. Nachdem man Schritt 1- 4 erledigt hat, soll man sich folgende Frage stellen: Hat sich die Sichtweise auf das Problem verändert? Wenn nicht, soll man das Problem in Punkt 1 mit den neuen Erkenntnissen definieren. Dann soll man sich vorstellen, dass das Problem plötzlich gelöst wäre. Welche Faktoren würden sich genau verändern? Und wenn diese Faktoren geändert sind, wäre dann tatsächlich das Problem gelöst?

Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann hat man das richtige Problem definiert.

Ein Beispiel: Die Angst hinter einem Umzug

Ein Beispiel: Salvador, ein junger Student, hatte Angststörungen. Er berichtete, dass er seine Seminare nicht schaffen würde und stattdessen zu seiner Tante in seine Heimatstadt ziehen würde. Zudem würden ihn die Hälfte seiner Lehrer nicht ausstehen können und würden ihn wohl kaum positiv beurteilen.

Obwohl er normalerweise gute Noten hatte, war er für eine Woche krank und hatte daher einige wichtige Abgabetermine versäumt. Er zog voreilig die Schlussfolgerung, dass er dadurch seine Fächer in diesem Semester nicht schaffen würde.

Als seine Tante ihm angeboten hatte, bei ihr mietfrei zu leben, traf er eine schnelle Entscheidung und wollte den angebotenen Ausweg annehmen. Dabei dachte er über keine weiteren Lösungsmöglichkeiten mehr nach.

Nachdem er Schritt für Schritt das Problem analysiert hatte, zeigte sich, dass die Angst vor einem Gespräch mit den Professoren über die verpassten Abgabetermine das eigentliche Problem war. Er ging unbewusst davon aus, dass sie ihn verurteilen würden und er sein Gesicht verlieren würde.

Als Salvador erkannte, dass er aus Angst vor Gesichtsverlust dabei war, eine voreilige Entscheidung zu treffen, änderte er passend zu dem neu definierten Problem seine Herangehensweise. Schließlich übte er, wie er die Gespräche mit seinen Professoren führen könnte. Die gezielte Vorbereitung reduzierte seine Angst auf ein vertretbares Level. Er stellte sich schließlich den Professoren in einem klärenden Gespräch über die nicht erbrachten Leistungen – und schaffte schließlich alle Fächer des Semesters.

Michael Courter ist Therapeut und Berater, der an die Macht der persönlichen Entwicklung, Wiederaufbau von Beziehungen und an Verwirklichung von Träumen glaubt. Seine Homepage lautet:  CourterCounsel.com



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