RKI-Bericht: Infektion mit Omikron immunisiert länger als Impfung allein

Stößt die Effektivität der Corona-Schutzimpfung bei der Omikron-Variante an ihre Grenzen? Der jüngste RKI-Bericht und ein WHO-Review deuten dies an.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat den Weg für zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe freigemacht.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur hat den Weg für zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe freigemacht.Foto: Marijan Murat/dpa
Von 10. November 2022

Je mehr die Omikron-Variante des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 das Infektionsgeschehen dominiert, umso weniger bewirkt die Impfung allein eine optimale Immunisierung. So fasst der jüngste Monatsbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) seinen aktuellen Datenbestand zusammen.

Außerdem schlussfolgert der Bericht, dass eine Immunisierung gegen eine symptomatische Omikron-Infektion nach der Impfung rasch nachlässt. Der Schutz gegen schwere Verläufe und Hospitalisierung sei zwar weiterhin höher als völlig ohne Impfung. Allerdings sei selbst dieser nicht so hoch wie im Fall einer hybriden Immunisierung oder sogar einer überstandenen Infektion allein. Als hybride Immunität gegen COVID-19 gilt jene, die durch ein Zusammenspiel aus Impfschutz und überstandener Infektion zustande kommt.

Der Bericht stellt nicht den Nutzen einer Impfung als Vorsichtsmaßnahme gegen Corona an sich infrage. Allerdings sehen sich Kritiker der deutschen Corona-Politik durch jüngste Erkenntnisse in ihren Einschätzungen bestätigt. Demnach sei es völlig unverhältnismäßig gewesen, durch Druck und gesellschaftliche Ausgrenzung die Impfbereitschaft der Bevölkerung zu forcieren. Zudem habe die Politik die Beschaffung von Impfstoff auf die Möglichkeit einer Dauermedikation ausgerichtet, deren medizinischer Nutzen fragwürdig sei.

Hohes Ansteckungspotenzial bei Omikron verzerrt Datengrundlage

Die Grundlage, die das RKI für seine Analyse zur Verfügung hatte, sind auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes übermittelte Meldedaten. Die Berechnung der Impfeffektivität ist nicht deren eigentlicher Zweck. Das RKI geht auch von Restungenauigkeiten aus, da Angaben zu Impfstatus und Hospitalisierung nicht Bestandteil einer Labor-Nachweismeldung sind. Die Einrichtung gibt daher zu bedenken:

Die Nichtberücksichtigung von Fällen mit fehlenden Angaben zum Impfstatus führt zu einer Unterschätzung der Inzidenzen der Fälle sowohl in der vollständig geimpften wie auch in der ungeimpften Bevölkerung.“

In diesem Kontext gehen die Forscher davon aus, dass der Anteil der Geimpften an den Fällen mit unbekanntem Impfstatus der gleiche sei wie jener bei den bekannten. Bei hohen Fallzahlen gebe es auch mehr ungewisse Angaben zu Symptomen, Hospitalisierung und intensivmedizinischer Betreuung.

Zudem könnten weitere nicht erhobene Faktoren die Berechnungsgrundlage zur Impfeffektivität verzerren. Dazu gehörten, so das RKI, unterschiedliches Expositionsverhalten, unterschiedliche Risiken für schwere Verlaufsformen oder indirekte Effekte wie der sogenannte Gemeinschaftsschutz. Ebenfalls in den Daten nicht abbilden ließen sich Vorinfektionen mit COVID-19. Aufgrund der geringen Impfquote beinhalteten auch die Daten zu Kindern zwischen fünf und elf Jahren eine hohe Ungenauigkeit.

Anteil der Genesenen wird immer höher

Das RKI erläutert seine Schlussfolgerungen unter Berücksichtigung all dieser Faktoren und der Erkenntnisse eines jüngst als Preprint veröffentlichten Reviews der WHO. An diesem hat das Institut selbst mitgearbeitet.

Das Papier, das Datenmaterial und Studien aus der Zeit vom 1.6. bis zum 15.7. dieses Jahres auswertet, lässt aufhorchen. Es zeigt, dass

sowohl die hybride Immunität als auch eine alleinige vorangegangene Infektion einen etwas höheren Schutz gegen eine Omikroninfektion vermitteln als eine vollständige Grundimmunisierung bzw. Auffrischimpfung allein.“

Die Werte zur Effektivität der Impfung allein zog das RKI Ergebnisse früherer Reviews der gleichen Arbeitsgruppe heran. Grund dafür sei, dass der Anteil an Personen in der Bevölkerung immer geringer werde, der noch keinen Kontakt mit dem Coronavirus gehabt habe.

Wirkung der Impfung gegen symptomatische Omikron-Infektion begrenzt

Die Schutzwirkung der hybriden Immunität gegen Reinfektionen lasse zwar deutlich über die Zeit nach, jedoch langsamer als nach COVID-19-Impfung allein. Nach einem Monat schütze die hybride Immunität mit einer Wahrscheinlichkeit von 74,1 Prozent gegen eine Omikron-Infektion. Nach sechs Monaten liege die Schutzwirkung immer noch bei 60,4 Prozent und nach einem Jahr bei 41,8. Die Schutzwirkung gegen schwere Verläufe bleibe auch nach zwölf Monaten stabil bei 95 Prozent.

Eine Aufbereitung der internationalen Studienlage im RKI-Monatsbericht vom Juli 2022 veranschlagte die Effektivität der mRNA-Impfstoffe gegen eine symptomatische Omikron-Infektion mit initial 41 bis 76 Prozent. Nach sechs Monaten lag die Effektivität demnach bei nur noch maximal 13 Prozent.

Die Auffrischungsimpfung erzeuge eine höhere Effektivität zwischen 44 und 65 Prozent für bis zu drei Monate. Immerhin zeige der Booster in diesem Zeitraum noch eine Effektivität gegen schwere Verläufe wie COVID-19-assoziierte Hospitalisierung oder Tod zwischen 78 und 94 Prozent.

Eine hybride Immunität sei, so das RKI,

inzwischen deutschland- wie weltweit von vorrangigem Interesse, da die Mehrheit der Bevölkerung bereits mindestens eine Infektion durchgemacht hat.“

MdEP Limmer: „Von vornherein Impf-Abo vorgesehen“

Die zunehmende Immunisierung durch überstandene Infektionen innerhalb der Gesamtbevölkerung hat die ID-Europaabgeordnete Silvia Limmer zu Kritik an der europäischen Impfpolitik veranlasst. Ihren Erhebungen zufolge habe die EU nach anfänglichen Beschaffungsproblemen „von vornherein so viele Impfstoffe bestellt, dass ein Impf-Abo vorgesehen war“.

Dass 5,2 Milliarden Impfdosen bei einer Bevölkerung von 447 Millionen Menschen vorbestellt worden seien, sei ein eindeutiges Zeichen dafür. Demnach rechnete man damit, dass alle Einwohner der EU fünf- bis elfmal zu impfen seien. Inwieweit auf neue Varianten angepasste Impfstoffe dabei berücksichtigt waren, bleibt offen.

Die Politik hätte damit eine Dauermedikation vorweggenommen, die in der Medizin üblicherweise einer eingehenden Evaluierung von Verträglichkeit und Wirkung bedarf. Dazu konnte es infolge der Neuartigkeit des Impfpräparats noch gar keine Grundlage geben. Zudem zeichnet sich ab, dass es mehr Nebenwirkungen der Corona-Impfung gegeben habe als ursprünglich angenommen.
Gleichzeitig haben sich anfängliche Erwartungen an die Impfung, wonach diese die Verbreitung des Virus als solchen verhindern sollten, nicht erfüllt. Dennoch griff die Politik zu weitreichenden Maßnahmen wie einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht oder einer Ausgrenzung Ungeimpfter durch 2G- oder 3G-Vorgaben.



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