Spahn sieht US-Pharmahersteller bei Versorgung Europas mit Remdesivir in der Pflicht

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht den US-Konzern Gilead in der Pflicht, das als mögliches Corona-Arzneimittel gehandelte Medikament Remdesivir nach Europa zu liefern. Er bekräftigte zugleich, dass Deutschland einige Reserven hat.
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Gesundheitsminister Jens Spahn.Foto: Pool / Getty Images
Epoch Times2. Juli 2020

Da Gilead auch bei anderen Medikamenten entsprechende Preise in Europa erwarte, „erwarte ich aber auch, dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin.

Wenn das für Covid-19-Patienten gedachte Mittel in dieser Woche in der EU zugelassen werde, dann erwarte er, „dass die Lieferfähigkeit hergestellt wird“. Spahn bekräftigte, dass es in der Bundesrepublik trotz der großen Aufkäufe durch die USA ausreichend Reserven des Medikaments gebe. Remdesivir sei „auf Lager in einer Zentralapotheke des Bundes und gesichert für die nächsten Wochen“.

Das Medikament wird vom US-Konzern Gilead hergestellt und wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt. In den USA und auch in Japan ist es bereits für die Behandlung vom Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zugelassen. Auch die EU-Arzneimittelbehörde EMA empfahl kürzlich die Zulassung unter Auflagen. Laut Bundesgesundheitsministerium wird mit der Zulassung in Europa noch in dieser Woche gerechnet.

Das US-Gesundheitsministerium hatte am Montag mitgeteilt, sich 92 Prozent der Remdesivir-Produktion der kommenden Monate gesichert zu haben – insgesamt mehr als 500.000 Behandlungsdosen. Die Bundesregierung erklärte am Mittwoch, ausreichend Reserven zu haben.

Der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer, der an einer internationalen Studie zur Wirksamkeit des Medikaments Remdesivir gegen Corona beteiligt war, kritisierte die von der Pharmafirma geforderten Preise als „enorm hoch“. „Ich würde schon erwarten, dass gesamtgesellschaftliche und ethische Gesichtspunkte bei einem Medikament wie Remdesivir eine Rolle spielen“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstagsausgabe).

In den USA soll eine Ampulle demnach 390 US-Dollar kosten, das entspricht einer Gesamtsumme von 2340 US-Dollar für eine fünftägige Anwendung. Für die USA sei der Preis besonders bedenklich, erklärte Fätkenheuer. Dort könnten nur Menschen behandelt werden, die sich Remdesivir leisten könnten.

Fätkenheuer kritisierte auch das Verhalten der US-Regierung, die einen Großteil der bis September anvisierten Produktionsmenge aufgekauft hat. Die Formel „America first“ (Amerika zuerst) widerspreche „allen ethischen Grundsätzen“. Zwar gebe es in Amerika den größten Behandlungsbedarf, doch weltweit gesehen machten die amerikanischen Patienten alleine nicht die Mehrheit aus. (afp/sua)



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