Stiftung Warentest: Jedes zweite Olivenöl im Test ist mangelhaft

Gesund und aromatisch – viele Deutsche schätzen Olivenöl aus südlichen Ländern und zahlen dafür oft mehr Geld als für andere Speiseöle. Stimmt die Qualität des „grünen Golds“? 13 von 26 Oliven­ölen der höchsten Güteklasse „nativ extra“ fallen im Test durch – auch sehr teure. Nur ein einziges Produkt schneidet gut ab.
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Ölivenöle im Test.Foto: youtube screenshot
Epoch Times11. Februar 2016

Gesund und aromatisch – viele Deutsche schätzen Olivenöl aus südlichen Ländern wie Italien, Spanien und Griechen­land und zahlen dafür oft mehr Geld als für andere Speiseöle. Aber lohnt sich das? Stimmt die Qualität des „grünen Golds“? Ist auf die angegebene Herkunft Verlass? Und wie sieht es mit Schad­stoffen aus? 13 von 26 Oliven­ölen der höchsten Güteklasse „nativ extra“ fallen im Test durch – auch sehr teure (Preise: 5,35 – 40,00 Euro pro Liter). Nur ein einziges Produkt schneidet gut ab.

Stichig, modrig, ranzig

Die meisten Olivenöle im deutschen Handel verheißen höchste Qualität – „nativ extra“ steht auf ihren Etiketten. Die EU-Oliven­ölver­ordnung stellt eine Reihe von Anforderungen an diese erste Güteklasse: So müssen „native Olivenöle extra“ Grenz­werte für viele chemische Para­meter einhalten und den Vorgaben entsprechend exakt gekenn­zeichnet sein; außerdem dürfen die Öle nicht den kleinsten Fehler in Geruch und Geschmack haben. Doch viele Produkte im Test erfüllen diese Anforderungen nicht. Sie schme­cken beispiels­weise stichig, ranzig oder modrig und hätten deshalb auf die nied­rigere Güteklasse „nativ“ herab­gestuft werden müssen. Vier Olivenöle schneiden sensorisch immerhin sehr gut ab. Die Tester beschreiben sie zum Beispiel als „fast intensiv fruchtig“, „leicht bitter“, „deutlich scharf“ und „sehr gut ausgewogen“.

Bei fünf Ölen bestätigt Labor­analyse die angegebene Herkunft nicht

Jedes Olivenöl, das in der EU verkauft wird, muss eine Herkunfts­angabe tragen. Sie kann zum Beispiel lauten: „Ursprungs­land Spanien“, „Mischung von Oliven­ölen aus EU-Ländern“, „Mischung von Oliven­ölen aus Dritt­ländern“. Die Oliven­ölver­ordnung schreibt aber nicht vor, dass die Herkunft im Labor über­prüft werden muss. Die Stiftung Warentest hat das für die Olivenöle im Test gemacht. Mit den derzeit verfügbaren Methoden lässt sich nur verifizieren, dass die Oliven eines Öls aus einem Land kommen. Bei Mischungen aus mehreren Ländern können die Anteile nicht geografisch zuge­ordnet werden. Weil die Öle im Test nur ein Land als Herkunft nennen, war eine Labor­analyse per Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) möglich. Das Ergebnis: Bei fünf Oliven­ölen – vier laut Etikett aus Italien, eins aus Spanien – ergaben sich große Diskrepanzen zwischen Analyse­ergeb­nissen und Herkunfts­angaben.

Mineralöl, PAK, Pestizide, Weichmacher

Vom Anbau der Oliven bis zur Abfüllung in der Ölmühle – auf jeder Produktions­stufe von Olivenöl kann es zu Schadstoff­einträgen kommen: Bereits die fett­reichen Oliven am Baum können fett­lösliche Schad­stoffe aus der Umwelt aufnehmen, zum Beispiel Substanzen aus Abgasen und Verbrennungs­prozessen. Olivenbauern setzen teils Pflanzen­schutz­mittel ein, und in den Ölmühlen dürfen Anlagen mit tech­nischen Ölen geschmiert werden. Die Tester haben die Olivenöle auf viele Schad­stoffe geprüft und kamen dabei zu kritischen Befunden: Fünf Produkte bekamen wegen Mineral­ölbelastungen das test-Qualitäts­urteil mangelhaft. Weitere Öle fielen durch hohe PAK-, Weichmacher- und Pestizid­gehalte negativ auf. Die Stiftung Warentest hatte bereits im September 2015 beim Test von Gourmetölen in zahlreichen Produkten hohe Schad­stoff­gehalte nachgewiesen.

Kein Anbieter im Test kenn­zeichnet sein Produkt korrekt

Korrekte Angaben auf dem Olivenöl-Etikett sollen Verbraucher vor Täuschung schützen. Was drauf­stehen muss, schreibt die EU-Oliven­ölver­ordnung genau vor. Kein Anbieter der Öle im Test hält sich komplett daran. Pflicht ist beispiels­weise folgende Dreier­angabe fürs Haupt­sicht­feld: „Natives Olivenöl extra“, „erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließ­lich mit mecha­nischen Verfahren gewonnen“, sowie eine Herkunfts­angabe. Um den Geruch und den Geschmack zu beschreiben, dürfen die Anbieter nur wenige Vokabeln benutzen wie „fruchtig“, „bitter“ und „scharf“. Darüber hinaus gehört der Hinweis, dass Olivenöl dunkel und kühl gelagert werden soll, auf jede Oliven­ölver­packung. Der Spielraum für Werbung mit gesund­heits­bezogenen Angaben, sogenannte Health Claims, beschränkt sich auf eine Aussage: „Olivenöl-Poly­phenole tragen dazu bei, die Blut­fette vor oxidativem Stress zu schützen.“

Olivenöl kann Cholesterin­werte senken helfen

Auch wenn beim Olivenöl im Test viel im Argen liegt, darauf verzichten sollte niemand. Es veredelt Salate; Kenner braten, frittieren und backen damit. Wer viel Olivenöl verzehrt, kann gesundheitlich profitieren. Studien zeigen: Die traditionelle Mittel­meer­kost mit wenig Fleisch, viel Gemüse, Fisch, Nüssen und Olivenöl kann Herz und Kreis­lauf gut tun. Das liegt an der Zusammenset­zung: Olivenöl besteht zu mehr als zwei Dritteln aus Ölsäure. Diese einfach ungesättigte Fett­säure kann helfen, das schlechte LDL-Cholesterin im Blut zu senken.

(Stiftung Warentest/mh)



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