Studie attestiert jedem achten Kind Sprachprobleme – Eltern geben Verantwortung an digitale Medien ab

Die Zahl der Kinder mit Sprachproblemen hat in Deutschland einer Studie zufolge deutlich zugenommen. Kinderärzte diagnostizierten im vergangenen Jahr bei jedem achten Kind im Alter von fünf bis 14 Jahren Störungen bei der Sprachentwicklung. Ursache: Vielfach würden schon Säuglinge mit Handyfilmchen ruhig gestellt und Kleinkinder stundenlang vor den Fernseher gesetzt. Die Eltern gäben "ihre Verantwortung an die digitalen Medien ab", beklagt Hermann Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder und Jugendärzte.
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Mädchen schaut Kinderfernsehen.Foto: Patrick Pleul/ZDF/dpa
Epoch Times15. Dezember 2016

Die Zahl der Kinder mit Sprachproblemen hat in Deutschland einer Studie zufolge deutlich zugenommen. Kinderärzte diagnostizierten im vergangenen Jahr bei jedem achten Kind im Alter von fünf bis 14 Jahren Störungen bei der Sprachentwicklung, wie aus der Erhebung der Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht, aus der die Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Donnerstag zitierten. Vier Jahre zuvor hatte demnach nur jedes zehnte Kind in dieser Altersgruppe Defizite.

Hochgerechnet auf alle gesetzlich versicherten Kinder zwischen fünf und 14 Jahren diagnostizierten die Kinderärzte den Angaben zufolge bundesweit bei rund 715.000 jungen Patienten Sprachstörungen. 2011 waren es demnach noch 648.000 Kinder.

Jungen sind den Angaben zufolge dabei häufiger betroffen als Mädchen. Während demnach im vergangenen Jahr Jahr 9,4 Prozent der Mädchen zwischen fünf und 14 Jahren von Kinderärzten Sprachdefizite bescheinigt bekamen, waren es bei den Jungen 14,4 Prozent.

Regionale Unterschiede gebe es kaum. In Berlin und Hamburg stieg der Anteil der Kinder mit Störungen bei der Sprachentwicklung demnach wie im Bundesdurchschnitt binnen vier Jahren von rund zehn Prozent auf zwölf Prozent an, in Bayern von neun auf zwölf Prozent.

Der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (BVKJ) bestätigte den Trend. „Wir beobachten seit Jahren, dass Sprachstörungen bei Kindern zunehmen“, sagte BVKJ-Sprecher Hermann Josef Kahl den Funke-Zeitungen. „Viele Eltern fördern ihre Kinder nicht genug.“

Vielfach würden schon Säuglinge mit Handyfilmchen ruhig gestellt und Kleinkinder stundenlang vor den Fernseher gesetzt. Die Eltern gäben „ihre Verantwortung an die digitalen Medien ab“, beklagte Kahl.

Der Anstieg der Diagnosen hänge aber auch damit zusammen, dass es immer mehr Kinder aus Zuwandererfamilien mit Sprachdefiziten gebe. „Dabei ist es für die Ärzte oft schwer zu erkennen, ob das Kind Probleme beim Sprechenlernen hat oder nur zu wenig Deutsch kann.“

(afp)



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