Synästhesie: Die Farbe Gelb ist so weich wie der Flaum von Küken

“Das schwarze Buch der Farben” ist ein Buch, in dem der blinde Junge Thomas der Welt mitteilt, wie er Farben mit allen Sinnen sieht: Eben nur nicht mit den Augen. Thomas ist Synästhetiker.
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"Die Farbe Gelb ist so weich wie der Flaum von Küken", sagt Synästhetiker Thomas.Foto: KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP/Getty Images
Epoch Times30. März 2016

“Die Farbe Grün duftet nach frisch gemähtem Gras und schmeckt nach Pfefferminzeis.” Das sagt Thomas in dem Buch “Das schwarze Buch der Farben.” Thomas ist blind und doch hat er seine ganz eigenen Gedanken und Gefühlen zu Farben, die oft vielfältiger sind als bei Menschen, die mit sehenden Augen durch die Welt gehen.

Da stellt sich die Frage, wie die Welt ohne Farben aussehen würde. Das ästhetische Buch, das sich Farben auf sehr spielerische Weise nähert, gibt einen Eindruck davon. Auf der linken Seite wird mit einem Satz beschrieben, wie eine Farbe riecht, wie sie schmeckt und wie sie sich anfühlt. Gelb schmeckt demnach nach Senf. Der beschreibende Satz wird in Braille-Schrift wiederholt. Auf der rechten Seite sind die beschriebenen Dinge reliefartig abgedruckt und damit mit den Fingerspitzen erfühlbar.

Farben auch ohne Augen "sehen"

Warum Farben auch ohne Augen wahrnehmbar sind, ist leicht erklärbar. Jede Farbe hat ihre physikalische Schwingungsfrequenz, die auch ohne Augen erspürt werden kann, denn Farben werden eigentlich erst im Gehirn zu Farben.

“Synästhesie ist die Eigenschaft einiger weniger Menschen, das, was sie in einer Sinnesqualität wahrnehmen, auch mit anderen Sinnen wahrzunehmen. Am häufigsten ist das sogenannte farbige Hören. Betroffene sehen Töne oder Laute gleichzeitig in Form von Farben oder Formen, wie vor einem inneren Monitor. Oder Synästhetiker nehmen das Gehörte in Form einer Aura wahr. Manchmal sehen sie auch bunte Figuren durch den Raum fliegen”, weiß Mediziner Markus Zedler zu dem unfassbaren Phänomen in “Focus” zu sagen.

Synästhesie ist ein wissenschaftlich untersuchtes Phänomen

Er sagt, dass viele Sinneskombinationen bereits wissenschaftlich beschrieben sind. Er weiß von Menschen, denen ein bestimmtes Wort nicht einfällt, an das sie gerade denken. Sie schmecken aber das Wort schon, es liegt ihnen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge.

Durch bildgebende Verfahren wie der Computertomographie fanden Forscher heraus, dass beim „farbigen Hören“ einerseits das Hörzentrum auf der einen Gehirnseite vermehrt aktiv ist, andererseits der visuelle Kortex auf der anderen Gehirnseite. Unsere Hypothese ist, dass beide Bereiche über die limbischen Areale verbunden werden, die für Emotionen und die Wertung des Wahrgenommenen zuständig sind, erklärt Zedler.

“Das schwarze Buch der Farben” wird auf YouTube mit schwarzem Hintergrund vorgestellt. Eine Stimme geleitet den "Zuschauer" in eine ganz neue Welt der Farben. (kf)

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Das Buch wurde 2008 von den Autorinnen Menena Cottin und Rosana Faria herausgegeben. Es ist ein Familienbuch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht.



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