Wilde Beeren und der Fuchsbandwurm

Gefahr aus dem Wald – eine Frage der Hygiene
Epoch Times13. August 2008

Freizeitspaß in Wiesen und Wäldern, leuchtende Kinderaugen, gute Laune, Freude an der Natur – wer könnte da den leckeren Früchten des Waldes widerstehen? Die letzten Himbeeren duften verführerisch, Heidelbeeren locken, Walderdbeeren sind unvergleichlich im Aroma. Und erst die Pilze – Pfifferlinge, Steinpilz oder Morcheln. Da lässt sich doch jeder gerne hinreißen, ganz unschuldig. Doch dann kommt’s, das schlechte Gewissen: Da war doch noch was! Wie war das eigentlich mit dem Fuchsbandwurm? Soll man sich und den Kindern wirklich den Spaß verderben und Panikmache anstatt?

Immer noch gelten die seit Jahren verbreiteten Ratschläge des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz. Waldfrüchte oder Fallobst sollten nicht einfach so in den Mund gesteckt werden, sonder genau wie Früchte und Gemüse aus dem Wald und vom Acker aufs gründlichste gewaschen werden. Der Erreger wird nur durch Erhitzen über 60 Grad Celsius abgetötet, aber nicht durch Einfrieren. Vor allem aber ist ein höheres Maß an häuslicher Hygiene erforderlich bei Tieren, die sich draußen frei bewegen können wie Katzen und Hunde.

Wie kommen denn die Bandwurmeier auf die Früchte und Beeren?

Die Eier des Fuchsbandwurms sind winzig – nur ein Drittel Millimeter im Durchmesser – und sehr resistent gegen Umwelteinflüsse. Sie bleiben oft über ein halbes Jahr lang am leben und infektiös. Kälte kann ihnen nichts anhaben und Hitze nur über 60 Grad Celsius. Diese Eier werden von den befallenen Tieren mit dem Kot ausgeschieden. Diese Ausscheidung verrottet und vertrocknet dann irgendwann und dann werden die Eier als Staubanteile mit dem Wind verweht und gelangen überall hin. Auf Blätter und Früchte, auf Waldbeeren, Bärlauch, Kräuter und Pilze, in die staubige Atemluft im Sommer, auf das Fell der Haustiere, selbst bei nicht frei laufenden. Freilaufend können Hunde oder Katzen auch Mäuse oder andere Zwischenwirte auffressen und dadurch selbst zum Ausscheider von Bandwurmeiern werden. Symptome bei den Tieren wie Darmentzündung, Durchfall, Abmagerung und stumpfes Fell treten nur bei äußerst starkem Befall auf. Regelmäßige Wurmkuren sind alle 4-6 Wochen angesagt, helfen aber nur insoweit, dass die Bandwurmeier nicht bis Reife kommen.

Konsequente Hygiene

Die Konsequenz ist vermehrte Hygiene statt Panik. Deshalb ist nach wie vor einer der wichtigsten Ratschläge zur Vorbeugung, nach dem Streicheln und Spielen mit Haustieren die Hände sofort gründlich zu waschen, damit nicht versehentlich der Mund berührt wird. Kinder müssen konsequent dazu angehalten werden.

Alles, was aus freier Wildbahn mit nach Hause genommen wird, sollte gewaschen werden oder wenn es um Dekorationen und Sträuße geht beispielsweise mit Haarspray oder Klarlacke eingesprüht werden, damit sich die Stäube nicht mehr selbständig machen können. Trockenmaterial wie Wurzeln kann im Backofen bei Temperaturen über 60 Grad Celsius desinfiziert werden.

Infektionswege sind vielfältig

Risikostudien konnten bisher nicht feststellen, dass Menschen, die mehr Beeren und Pilze essen häufiger infiziert werden als andere. Der Molekularbiologe und Fuchsbandwurm-Experte Klaus Brehm der Universität Würzburg meint dazu wörtlich: „Dass man sich von Beeren den Fuchsbandwurm holen kann, gehört ins Reich der Legenden. Es ist für keinen einzigen Patienten erwiesen, dass er sich so angesteckt hat.“ Das ist nur ein scheinbarer Widerspruch, schließlich kann es nicht schaden, die Beeren und Pilze wenigstens gründlich zu waschen und zu erhitzen und damit die hygienischen Mindestanforderungen an die eigene Verantwortung sicher zu stellen.

Da Füchse immer mehr auch Städte und Dörfer besiedeln und dort ihre Nahrung in Parks, Gärten und Grünflächen suchen, sind auch Gartengemüse, bodennah wachsende Früchte, Erdbeer-Plantagen und Streuobstwiesen zu Risikogebieten geworden. Schwierig ist in diesem Zusammenhang auch die Sicherheit von Kinderspielplätzen und Sandkästen. Es muss sichergestellt werden, dass diese nicht als Hunde- oder Katzenklo missbraucht werden. Ein fuchssicherer Zaun um das Gelände ist auch hier von Vorteil, wird aber in vielen Städten und Gemeinden aus Kostengründen abgelehnt und bagatellisiert.

Bisher erkrankten an Fuchsbandwurm meistens Personen, die entweder beruflich oder privat mit Landwirtschaft und Waldbau zu tun hatten, also Landwirte, Waldarbeiter und Jäger. Sieben von zehn der Betroffenen besitzen aber Hunde oder Katzen. Deshalb geht man davon aus, dass eher eine Dauerexposition zur Infektion führen kann und keine einmalige Aufnahme der Bandwurmeier. Es zeigt sich aber auch, dass in Gebieten mit einer hohen Verseuchung der Füchse keine höhere Infektionsrate bei den Menschen gibt als anderen Orts.

Wie gefährlich ist er wirklich, der Fuchsbandwurm für den Menschen?

Den Erhebungszahlen zufolge ist eine Infektion extrem selten. Von 1982 bis 2000 erkrankten 559 Personen europaweit, das sind durchschnittlich 31 Personen pro Jahr. In Deutschland wurden seit Einführung der Meldepflicht von 2001 bis 2005 jährlich zwischen 42 und 109 Neuerkrankungen gemeldet. Die Steigerung bedeutet eine Verbesserung der Melderate und nicht ein Anstieg der Infektionsrate.

Wenn man das vergleicht mit der Häufigkeit anderer Infektionen scheint das gering. Entdeckt werden die Parasiten meist bei Personen zwischen 50 und 60 Jahren. Meist wird die Infektion erst nach 10 – 20 Jahren entdeckt, denn die Symptome ähneln einer Leberzirrhose oder Leberkrebs. Bedeutend daran ist aber zum einen der Ekel-Faktor um das Wissen eines Parasiten im eigenen Körper und zum anderen, dass es nur im Frühstadium Hoffnung auf Heilung gibt. Die entstehenden Geschwulste verdrängen Gewebe und die Finnen (Larven des Fuchsbandwurms) müssen sich ja auch ernähren, sie bauen Gänge und kleine Hohlräume im befallenen Organ.

Beim CT oder Röntgen lässt sich oft nicht sicher feststellen, ob es sich um eine Krebsgeschwulst oder eine solche Parasiten-Zyste handelt. Erst ein Antikörpernachweis im Blut kann die Diagnose sichern helfen. Doch meist ist eine Operation kaum noch durchführbar, da die Durchwachsung der betroffenen Organe meist fortgeschritten ist. Ohne eine Operation oder die jahrelange Einnahme von Anti-Wurm-Medikamenten (Chemotherapie) sterben die meisten Patienten an Leberversagen. Allerdings können auch andere Organe wie Lunge oder Gehirn mit betroffen sein, ähnlich den Metastasen bei Krebs. Dennoch können laut Europäischem Echinokokkose-Register viele Betroffene durch die Therapie noch ein weitgehend normales Leben führen und für Jahre frei von körperlichen Beschwerden bleiben.

Bewertung und offene Fragen

Bisher liegen alle Erkenntnisse im statistischen Bereich. Der Parasit und sein Wirtszyklus sind bekannt, auch die häufigsten Zwischenwirte. Es ist nicht klar, warum die einen Menschen sich bei Kontakt infizieren, andere aber nicht. Vermutet wird im Bereich der Wahrscheinlichkeitsrechnung: je häufiger und regelmäßiger eine Person mit Wurmeiern kontaminiert wird umso höher soll das Risiko sein. Dennoch sind in den Regionen mit dem höchsten Fuchsbandwurmbefall keine höheren Infektionsraten zu finden. Auch ist völlig unklar, warum iin Gegenden mit Fuchsbandwurmbefall nur selten der Hundebandwurm auftritt und umgekehrt.

Resistenzen

Es gibt auch Menschen, die resistent gegen den Parasit sind. Sie müssen die Eier irgendwann aufgenommen haben, denn sie haben Antikörper im Blut. Sie waren also infiziert, sind aber nicht erkrankt sondern sind die Parasiten wieder losgeworden. Die Experten beim Europäischen Echinokokkose-Register in Ulm sagen, dass nur jeder Fünfte, der die Eier des Fuchsbandwurms geschluckt hat, auch Beschwerden bekommen und vermuten, dass nur eine große Menge an Eiern, die das Immunsystem möglicherweise überfordern zu einem Ausbruch der Krankheit führen. Vermutlich arbeiten Wissenschaftler an Impfstoffen, auch wenn die Fallzahlen weltweit kein hohes Renditepotenzial vermuten lassen. Doch der Fuchsbandwurm breitet sich aus. In solchen Fällen ist die Politik gefragt – und überfragt?

Oder es stellt sich die Frage nach den wahren Ursachen, nach Eigenverantwortung und dem Althergebrachten. In den alten Zeiten wurde fast alles gründlich gewaschen und meist gekochte Nahrung verzehrt. Rohkost stand in dem Verdacht, krank zu machen. Man wusste noch nichts von Vitaminen, freien Radikalen und Antioxidantien – und die Menschen haben trotzdem gelebt ohne diese ganzen Wissenschafts-Parolen. Wer sagt uns, welche Parolen in ein paar Jahren Gültigkeit haben werden?



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