„Ankerzentren“: Deutschlands Ruf als moralische Weltmacht steht auf dem Spiel
„Ankerzentren“ – dieses Wort hat laut dem Publizisten Henryk M. Broder einen positiven Klang. Die Bedeutung hingegen sei alles andere als das. Ein kleiner Blick auf die Euphemismen der deutschen Sprache.

Symbolbild.
Foto: gustavofrazao/iStock
Nach der Sommerpause im September und Oktober sollen an verschiedenen Orten in Deutschland sogenannten Ankerzentren entstehen.
Mit diesem Pilotprojekt will die GroKo Asylverfahren bündeln und beschleunigen. Ankommende illegale Migranten sollen in diesen Zentren erfasst, geprüft und gegebenenfalls abgeschoben werden.
Der Begriff „Ankerzentren“ wurde vom Bundesinnenministerium unter Horst Seehofer (CSU) im Rahmen eines „Masterplans für Migration“ kreiert – ein Wort, das Geschichte schreiben werde, meint der Publizist Henryk M. Broder.
Ein schöner Begriff für eine häßliche Wahrheit
Das Wort „Ankerzentren“ habe „lautmalerischen Charme“, so Broder in seinem Kommentar vom Samstag auf „Welt Plus“. Es sei ein schöner Begriff für eine hässliche Wahrheit – ein Euphemismus also, „ein Meister aus Deutschland“, schreibt der Publizist.
Euphemismen könnten etwas Hässliches schön klingen lassen. Aber das ist nicht alles: Sie könnten auch Tatsachen verschleiern und auf den Kopf stellen, erklärt Border.
So hätten die Nationalsozialisten im Dritten Reich mit ihrer „Endlösung der Judenfrage“ und auch die Sozialisten in der DDR mit dem „antifaschistischen Schutzwall“ Begriffe geprägt, die zwar einen positiven Klang hatten, aber nichts Positives meinten.
Der Ruf als moralische Weltmacht steht auf dem Spiel
Die „Ankerzentren“ setzen laut Broder diese Tradition fort: „Man meint Anker zu hören, die auf dem Meeresboden schleifen, auf der Suche nach irgendetwas, woran sie sich festhalten könnten. Gemeint ist natürlich das Gegenteil: Leinen los und gute Abreise!“
Insgesamt wäre es einfacher und auch humaner, keine illegale Migranten einreisen zu lassen, „als Hoffnungen zu wecken, nur um sie später zu zerstören“.
Doch dies sei nicht möglich, oder „möglich, aber nicht erwünscht“, so der Publizist. Denn Deutschland brauche die illegalen Migranten, wie sie auch die Bundesrepublik bräuchten.
„Unser Ruf als moralische Weltmacht steht auf dem Spiel. Das sollten auch die Flüchtlinge einsehen und sich entsprechend verhalten“, schließt Broder ab.
(as)
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