Weihnachtszauber: Eine weihnachtliche Flusskreuzfahrt in Deutschland
Weihnachtsmärkte gehören zur Weihnachtszeit wie Stollen und Lebkuchen. Doch wie nimmt jemand, der diese Tradition nicht kennt, die Atmosphäre dort wahr?
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Romantischer Weihnachtsmarkt im Schloss Thurn und Taxis in Regensburg.
Janna Graber, Chefredakteurin des „Go World Travel Magazines“, hat viele Länder bereist – mehr als 55. Für ihre winterliche Reise entschied sie sich diesmal für eine Flusskreuzfahrt entlang deutscher Weihnachtsmärkte. Auf ihrer Route von Koblenz bis Regensburg erlebte sie mit ihrer Familie die deutsche Kultur in all ihren Farben, Düften und Genüssen. Ein Blick auf Deutschland durch die Brille einer Reisenden.
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Gemächlich unterwegs auf Wasserstraßen
Ich sitze auf meinem Bett und sehe Deutschland vorbeiziehen. Von meiner Kabine auf der MS River Splendor, einem Vantage-Flusskreuzfahrtschiff mit 176 Passagieren, beobachte ich, wie alte Burgen hoch aufragend über Felsen und an steilen Berghängen vorbeigleiten.
Bald folgen Hügel, bedeckt mit schlafenden Weinbergen, zusammen mit einer endlosen Parade malerischer Städte, deren Kopfsteinpflasterstraßen durch Jahrhunderte des Lebens am Fluss glatt geschliffen wurden.
Von allen Arten, Deutschland zu bereisen – von Autoreisen durch Bayern über Bootsfahrten zu den nördlichen Inseln bis zu Zugreisen in kleine Städte und pulsierende Metropolen –, ist die Erkundung Deutschlands mit einem Flusskreuzfahrtschiff die entspannteste.
Flüsse sind ein integraler Bestandteil des Lebens in Deutschland. Seit der Antike wurden der Rhein, die Donau und viele andere Flüsse für den Handel genutzt, um Waren und Produkte zu transportieren. Heute bringen die Flüsse Reisende, die Deutschland in einem langsameren Tempo erleben möchten.
Unsere achttägige Reise durch das Herz Deutschlands fällt genau in die Weihnachtszeit. Eine hervorragende Zeit, um das Land zu besuchen. In jeder Stadt gibt es einen Weihnachtsmarkt, auf dem an Holzständen regionale Produkte und Leckereien angeboten werden. Die Straßen sind festlich geschmückt.
Auf dem Christkindlmarkt am Planplatz in Koblenz.
Foto: venemama/iStock
Unser erster Hafenstopp ist Koblenz. Hier fließen Rhein und Mosel zusammen und die Stadt ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Sie blickt auf eine über 2.000-jährige Geschichte zurück und gehörte einst zu Frankreich. Noch heute ist die französische Lebensfreude in ihren gemütlichen Weinstuben und Restaurants spürbar.
Der Koblenzer Weihnachtsmarkt ist einer der größten in der Weinregion Rheinland-Pfalz und bietet über 130 festlich geschmückte Holzstände. Mein persönliches Highlight ist der lebensgroße Adventskalender auf dem Dach des barocken Rathauses. Genau 24 Türchen zieren das Dach – jeden Tag im Advent wird eines geöffnet.
Weihnachten in Heidelberg
Am nächsten Morgen öffnen wir unsere Kabinentür und entdecken Heidelberg. Nur wenige Minuten nach dem Anlegen bin ich vom Charme dieser Stadt am Neckar unterhalb des Odenwaldes gefesselt. Heidelberg liegt auf Hügeln entlang des Flusses und ist atemberaubend.
An diesem Morgen wirkt sie noch magischer. Nebelschleier hängen tief über den rotgedeckten Dächern und verleihen der Stadt ein märchenhaftes Aussehen. Ein altes Tor führt von einer Brücke über den Fluss ins Zentrum der Stadt, in der sich die älteste Universität Deutschlands befindet.
Das in seiner Bausubstanz mittelalterliche Brückentor führt in die Altstadt Heidelbergs. Es wird es durch seine 28 Meter hohen Doppeltürme flankiert. Ursprünglich war es in die Stadtbefestigung integriert.
Foto: Janna Graber
Das Heidelberger Schloss ist die Hauptattraktion. Zwar kann man die Burgruine auch auf eigene Faust erkunden, doch wir haben uns für eine Führung entschieden. Unser Reiseleiter schafft es hervorragend, über 700 Jahre bewegte Geschichte als fesselnde Erzählung wiederzugeben.
Heidelbergs wunderschöner Weihnachtsmarkt erstreckt sich über die gesamte Altstadt, von der Fußgängerzone bis zum Bismarckplatz, Anatomiegarten, Universitätsplatz, Marktplatz und dem prächtigen Kornmarkt. Es bleibt kaum Zeit zum Verweilen, doch ein süßes Schneeballgebäck zum Mitnehmen kaufe ich mir.
Der Schneeball’n, ein ursprünglich aus Österreich und der Region Hohenlohe-Franken stammendes Mürbeteiggebäck, ist heute auf vielen Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland zu finden.
Foto: Janna Graber
Diesen Weihnachtsplätzchen aus Heidelberg kann man kaum widerstehen. Rechts unten die Heidelberger Kurfürstenkugel.
Foto: Janna Graber
Würzburger Weihnachtstradition
Bei meiner Ankunft in Würzburg kann ich es mir bildhaft vorstellen, wie es dort vor Hunderten von Jahren gewesen sein muss. Die imposante Zitadelle Marienberg thront hoch oben auf dem Hügel über der Stadt, und die umliegenden Hänge sind mit Weinbergen bedeckt.
Die Stadt war einst Sitz mächtiger Fürstbischöfe. Die Würzburger Residenz im unteren Teil der Stadt ist ein barockes Bauwerk von historischer Bedeutung und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie vermittelt einen guten Einblick in die Epoche der Fürstbischöfe.
Die Festung Marienberg in Würzburg, aufgenommen am 23. Januar 2017, mit teilweise zugefrorenem Main.
Foto: LuisPinaPhotogrpahy/iStock
Der Würzburger Weihnachtsmarkt blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück und ist hier zentraler Bestandteil der Weihnachtszeit. Da wir einen Nachmittag zur freien Verfügung haben, machen mein Mann und ich uns direkt auf den Weg zum Weihnachtsmarkt mitten in der Würzburger Altstadt.
Wir probieren fränkische Weihnachtsplätzchen, essen lokale Wurst und trinken Glühwein: ein heißer Rotwein mit Gewürzen wie Zimt, Nelken und Orangenschalen.
Anstoßen mit Glühwein.
Foto: Janna Graber
Wurst ist ein beliebtes Angebot auf Weihnachtsmärkten.
Foto: Janna Graber
Obwohl ich nicht so gerne Souvenirs kaufe, sammle ich Weihnachtsschmuck aus aller Welt. Er ist klein und lässt sich leicht verstauen, und jedes Jahr zu Weihnachten kann ich ihn hervorholen und mich an unsere Reisen erinnern. Der Würzburger Markt bietet eine große Auswahl von diesem wunderschönen, handgefertigten Schmuck, darunter Holzschnitzereien und sogar kleine hängende Krippen.
Bamberg
Bamberg ist ruhiger als Würzburg, aber nicht weniger reizvoll. Auf dem Bamberger Weihnachtsmarkt am Maximiliansplatz in der Fußgängerzone wärmen wir uns mit heißem Glühwein und genießen anschließend – was auch sonst – eine gegrillte Bratwurst.
Bamberger Weihnachtsmarkt.
Foto: Archiv des Bamberger Tourismus- und Kongressdienstes/www.bamberg.info
Bamberg ist berühmt für sein Schlenkerla-Räucherbier. Das historische Gebräu hat ein rauchiges Aroma, das durch das Räuchern des Malzes über Buchenholz entsteht. Heute wird die Schlenkerla-Brauerei in sechster Generation von der Familie Trum geführt, und das Bier wird nach wie vor traditionell aus Holzfässern gezapft. Meinem Mann Ben schmeckt es zwar, aber mir ist es etwas zu ungewöhnlich.
Bambergs Straßen erkunden.
Foto: Janna Graber
Mein Lieblingsort in Bamberg ist das wunderschöne Alte Rathaus. Das einzigartige Gebäude steht auf einer Insel mitten im Fluss. Der Legende nach wollte der Bischof den Bürgern kein Land für ihr Rathaus geben. Also rammten sie Pfähle in den Fluss und schufen so eine künstliche Insel, auf der sie ihr Rathaus errichteten.
Das Alte Rathaus in Bamberg.
Foto: Janna Graber
Nürnberg
Nürnberg, unser nächster Halt, beherbergt einen der größten Weihnachtsmärkte Deutschlands. Er befindet sich auf dem Hauptmarkt in der historischen Altstadt, nennt sich Christkindlesmarkt und verströmt eine lebhafte, mittelalterliche Atmosphäre.
Der berühmte Nürnberger Christkindlesmarkt in der Altstadt am Abend mit Blick auf die Frauenkirche.
Foto: Alex/iStock
Nürnberg lag einst an der Gewürzstraße, auf der Händler Gewürze wie Zimt und Ingwer aus fernen Ländern transportierten. Vielleicht ist das der Grund, warum Nürnberger Lebkuchen in der Region zu einer so begehrten Spezialität wurden. Diese süße Leckerei wird aus einer ungewöhnlichen Mischung von Gewürzen und Nüssen hergestellt und weltweit verkauft.
Wir kehren bei Wicklein Lebkuchen, einer seit 1615 bestehenden Bäckerei im Herzen Nürnbergs, ein und genießen einen großen Lebkuchen mit einer Tasse heißer Schokolade.
Regensburg
In Regensburg besuchen wir meinen vielleicht liebsten Weihnachtsmarkt überhaupt. Der romantische Weihnachtsmarkt im Schloss Thurn und Taxis wirkt wie direkt einem Märchen entsprungen.
Besonders schön ist er abends. Funkelnde weiße und violette Lichter tauchen die Stände im Schlosshof in ein zauberhaftes Licht. Freundesgruppen sitzen um Feuerstellen, trinken Glühwein und genießen Lebkuchen und Würstchen, während Kinder vergnügt zwischen den Ständen umhertollen.
Aufwärmen am offenen Feuer auf dem romantischen Weihnachtsmarkt in Regensburg.
Foto: Janna Graber
Ben und ich probieren eine Feuerzangenbowle, ein warmes Getränk mit Punsch. Dazu wird Rum über einen Zuckerwürfel gegossen, der über einem Glas Glühwein steht. Anschließend wird der Zuckerwürfel angezündet. Der brennende Zucker tropft langsam in die Tasse und ergibt so ein süßes, warmes und wärmendes Getränk.
Später schlendern wir durch die Schlossgärten, die in der kühlen deutschen Nacht sanft beleuchtet sind. Für mich bestehen die Feiertage aus solchen kostbaren Erinnerungen: die Zeit mit Familie und Freunden zu genießen und die kleinen Freuden des Lebens auszukosten.
Die Schlossgärten in Regensburg bei Nacht.
Foto: Janna Graber
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.