Türkei: Deutscher Journalistin drohen bis zu 15 Jahren Haft

Der in Istanbul in Untersuchungshaft sitzenden Journalistin wird Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Ihr drohen bis zu 15 Jahre Haft.
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Protest gegen Medienzensur in der Türkei.Foto: OZAN KOSE/AFP/Getty Images
Epoch Times7. August 2017

Istanbul (dpa) – Der in der Türkei inhaftierten deutschen Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu Corlu drohen bis zu 15 Jahren Gefängnis. Das meldete die regierungskritische Nachrichtenagentur ETHA in Berufung auf Tolus Anwältin.

Der in Istanbul in Untersuchungshaft sitzenden Journalistin wird Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Sie war am 30. April festgenommen worden, als Polizisten einer Anti-Terror-Einheit ihre Wohnung stürmten.

Tolu besitzt nur die deutsche Staatsbürgerschaft – anders als der ebenfalls in der Türkei inhaftierte „Welt“-Korrespondent Deniz Yücel, der sowohl deutscher als auch türkischer Staatsbürger ist. Sie wurde in Ulm geboren und hat ihren Hauptwohnsitz in Neu-Ulm. Tolu arbeitete als Journalistin und Übersetzerin für ETHA in Istanbul. Der Prozess gegen sie soll am 11. Oktober beginnen.

Die ETHA-Internetseite ist in der Türkei seit 2015 per Gerichtsbeschluss gesperrt, die Agentur arbeitet aber weiter. Die nächsten Haftprüfungstermine, die routinemäßig stattfinden, stehen in Tolus Fall am 22. August und dann wieder im September an. Die Bundesregierung fordert die Freilassung Tolus, Yücels und des in Silivri ebenfalls unter Terrorvorwürfen inhaftierten deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner.

Indessen hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erneut einheitliche Gerichtskleidung für alle des Terrorismus angeklagten Untersuchungshäftlinge angekündigt.

Mutmaßliche Putschisten müssten in Zukunft in braunen Overalls vor Gericht erscheinen, sagte Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu vor Anhängern der AKP im ostanatolischen Malatya. Alle anderen Terrorverdächtigen müssten im Gerichtssaal braune Hosen und Jacketts tragen. „Ab jetzt können sie nicht einfach kommen und anziehen, was sie wollen. Auf diese Weise werden sie der ganzen Welt bekannt gemacht“, so Erdogan. Er beschrieb die geplanten Uniformen als „mandelfarbig“.

Bereits im Juli hatte Erdogan Uniformen ähnlich derer der Insassen im US-Gefangenenlager in Guantanamo für Putsch- und Terrorverdächtige in der Türkei angekündigt, wenn sie vor Gericht erscheinen. Auslöser war ein putschverdächtiger Untersuchungshäftling, der in einem T-Shirt mit der englischen Aufschrift „Hero“ (dt. „Held“) vor Gericht antrat. Türkeiweit waren daraufhin mehrere Menschen, die T-Shirts mit der Aufschrift „Hero“ trugen, festgenommen worden.



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