SWR-Intendant: ARD muss breiteres Meinungsspektrum abbilden – Kein Ausschluss der AfD

Titelbild
Fernsehmikrofone mit den Logos von „ARD“/„BR“ und „ZDF“.Foto: Peter Kneffel/dpa
Epoch Times14. Oktober 2020

Die ARD sollte nach Ansicht von SWR-Intendant Kai Gniffke ein breiteres Meinungsspektrum in ihrem Programm abbilden.

„Wir sehen durchaus, dass wir noch stärker ein divergierendes Meinungsbild abgeben müssen“, sagte der Chef des Südwestdeutschen Rundfunks der Wochenzeitung „Die Zeit“. Er wisse auch, dass man bestimmte Haltungen in der Belegschaft vielleicht nicht abbilde, so der Intendant weiter.

Gefragt, ob sich etwa in „Tagesthemen“-Kommentaren auch jener Teil der Bevölkerung wiederfinde, der zum Beispiel die Energiewende oder die Frauenquote für falsch halte, sagte Gniffke: „Was wir lernen müssen, ist, respektvoll mit diesen Haltungen umzugehen und den Leuten nicht unterschwellig mitzugeben: Ihr müsst euren Lebensstil ganz furchtbar finden. Ich glaube, daran müssen wir arbeiten.“

Intendant: ARD hat aus Fehlern gelernt

Die ARD habe aus Fehlern gelernt, sagte der frühere Chef der „Tagesschau“, der seit 2019 die zweitgrößte ARD-Anstalt führt: „Was die Flüchtlingskrise betrifft, teile ich durchaus manche Kritik an unserer Berichterstattung. Aber bei Corona haben wir es deutlich besser gemacht, finde ich.“

Dass die „Tagesthemen“ gerade mit einem Pro-und-Contra-Format experimentieren, zeige das Bemühen um mehr Meinungspluralität, so Gniffke. „Ich mache mir langfristig auch keine Sorgen, dass die Rolle des konservativen Kommentators bei uns vakant bleibt.“

Gniffke: Gegen ein Auftrittsverbot für AfD-Politiker in Talkshows

Gniffke, sei auch gegen ein Auftrittsverbot für AfD-Politiker in Talkshows. „Davon würde ich abraten. Wenn wir anfangen zu unterscheiden, wer bei uns auftreten darf und wer nicht, kommen wir argumentativ ganz schnell in den Wald“, sagte Gniffke der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die AfD sei die größte Oppositionspartei. „Deswegen haben wir diese Leute nicht nur abzubilden, sondern auch mit denen zu reden.“

2018 hatte der Moderator der ARD-Talkshow „Hart aber fair“, Frank Plasberg, angekündigt, AfD-Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland wegen Relativierung des Nationalsozialismus nicht mehr einzuladen. Ende vergangenen Jahres erklärte ZDF-Chefredakteur Peter Frey, den Thüringer AfD-Fraktionschef Björn Höcke nicht mehr zu Talkshows des Senders einzuladen.

Gniffke sagte der „Zeit“, „ich halte nichts von einem Bann über einzelne Personen.“ Er frage sich, „was macht man denn, sollte Höcke thüringischer Ministerpräsident werden? Ihn nicht zu Wort kommen lassen? Das wird schwer.“

SWR-Chef: „ARD habe den Auftrag, die Gesellschaft zusammenzuhalten“

Die ARD habe den Auftrag, die Gesellschaft zusammenzuhalten, sagte Gniffke. „Das bedeutet für mich, den Dialog nicht abreißen zu lassen – auch mit denen nicht, die uns ganz schrecklich finden oder die uns gar abschaffen wollen.“ Solange es gelinge, eine halbwegs respektvolle Debatte zu führen, werde er diese führen. (dts/afp)



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