
3sat-Reporter bekennt: Zur „Klimarettung“ ist auch auf die Demokratie verzichtbar
Es dürfte Zahler des Rundfunkbeitrages geben, die in schlechteren finanziellen Verhältnissen leben als 3sat-Nano-Reporter Ingolf Baur. Aber nicht viele dürften von einer so grausam gequälten Seele heimgesucht sein wie der Qualitätsjournalist, der immerhin mit der Schuld leben muss, Jahr für Jahr gleich 17 Tonnen des hochtoxischen Giftgases CO2 zu emittieren – 17 Tonnen, die Greta Thunberg, glaubt man ihrer Mutter, mit bloßem Auge wahrnehmen kann. Baur hat den Wert offenbar exakt berechnet.
So sucht er Rat bei Leidensgenossen, die ebenfalls Zeugnis geben für die völlige Verderbtheit und Verlorenheit des durch die Ursünde wider das Weltklima gefallenen Menschen – die, auch wenn es dazu keine verbindliche Aussage in der klimareligiösen Literatur gibt, vermutlich in der Entdeckung des Feuers zu verorten ist, ohne die heute keine fossilen Energieträger verheizt werden könnten.
Anders als bibeltreue Lesarten des Protestantismus, die von einer Errettung nur aus dem Glauben und nicht aus dem Tun ausgehen, spielt im Klimaglauben die Werkgerechtigkeit eine durchaus bedeutende Rolle. Der Unterschied zu Religionen, die auch eine Rechtfertigung durch gute Taten für denkbar halten, ist jedoch, dass in diesem Fall schon die gute, moralische Gesinnung wie ein eigenes Werk zählt und die Forderung, andere Menschen durch sittliche Maßregelung oder hoheitliche Gewalt zum klimagerechten Handeln zu zwingen, sogar als bedeutsamer gilt als das eigene Tun.
Fehlprognosen als Glaubensprüfung?
Deshalb gelangen die meisten Teilnehmer an den jährlichen Klimakonferenzen auch selbst mit dem Flugzeug an den stetig wechselnden Austragungsort – sie „sündigen“ selbst, aber mit dem hehren Ziel, Millionen und Milliarden anderer Menschen ihrerseits daran zu hindern.
Baur hat es sich zum Ziel gesetzt, seinen „CO2-Abdruck“ noch zu Lebzeiten zu halbieren. Im Flugzeug durch Europa zu reisen scheint den Lehren seiner Ersatzreligion gemäß zwar dazu weniger geeignet zu sein als sich zu Hause einen Reizdeprivationstank zu bauen, aber immerhin gilt es auch, Botschaften an die breite Bevölkerung zu bringen.
Und wer wäre diesbezüglich besser als väterlicher Ratgeber und Stifter geistlicher Erbauung geeignet als Ökonom Graeme Maxton vom „Club of Rome“? Zwar hatte dieser bereits mit seinen Prophezeiungen über das Versiegen aller bedeutsamen Rohstoffe bis 2019 nicht ganz ins Schwarze getroffen und auch die angebliche „Überbevölkerung“ stand einer weltweiten Steigerung von Wohlstand, Umweltqualität, Bildung und medizinischer Versorgung nicht im Wege.
Ähnlich wie im Falle anderer Endzeitsekten hat man jedoch auch im elitären Think-Tank das Nichteintreten der eigenen Katastrophenerwartungen offenbar als Prüfung gedeutet, auf die es nur eine Antwort geben könne, nämlich noch fester zu glauben.
„Wir können jetzt das Problem ausbremsen“, weiß Maxton. „Den Klimawandel stoppen, indem wir die Ölindustrie stilllegen.“ Im Klartext: Alles Klima stehet still, wenn der starke Staat es will. Da Maxtons eigenem Verein zufolge alle weltweiten Ölvorräte bereits 1992 zur Neige gehen hätten sollen – und Erdgas bis 1994 -, sollte diese Aufgabe nicht als unlösbar erscheinen.
„Einige Manager sollten vor Gericht gestellt werden“
„Klar, das bedeutet: keine Autos mehr, keine Flugzeuge heutiger Art, keine weltweiten Gütertransporte, keine Kunststoffe, weniger Chemikalien“, erklärt der Ökonom. „Alles muss sich ändern.“ Natürlich sei es möglich, in einem anderen System zu leben. Wir seien einfach nur völlig festgefahren. „Wir glauben, dass das, was wir tun, so sein müsste. Aber das stimmt nicht. Es ist nur eine Art, die Welt zu sehen. Und das müssen wir ändern.“
Kevin Kühnert hat jedenfalls seinen Beitrag dazu schon mal geleistet.
Und was ein echter Revolutionär sein will, den dürstet auch zumindest ein klein wenig nach Tyrannenblut: „Ich finde, einige der Manager sollten vor Gericht gestellt werden.“ Das mit dem Enteignen dürfte ja Deutschlands Juso-Chef schon klarmachen.
„Nudging“-Experte Pelle Hansen in Kopenhagen wiederum will Komplexität aus der Welt nehmen, indem er dem Menschen sagt, was zu tun ist – und seine Bewusstsein und seine Aufmerksamkeit darauf lenkt.
Dass das immer schwieriger wird, liegt nur daran, dass es zu viele Menschen gibt. – „Kinder in die Welt zu setzen – das ist die wahre Katastrophe“, mahnt 3sat, aber das haben ja schon bislang alle Klassiker der gattungsbezogenen Menschenfeindlichkeit von Robert Malthus über Ernst Haeckel und den Club of Rome bis Verena Brunschweiger gewusst.
Barbara Hendricks zeigt Klima-Extremismus die kalte Schulter
Dagegen reicht Nudging allein allerdings nicht aus. Was jetzt vonnöten ist, sind „radikale Vorgaben der Politik“. Ingolf Baur will deshalb auch gleich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks dazu drängen – allerdings beißt er dort wider Erwarten mit seinem Ansinnen auf Granit.
Diese hält eine sofortige Erhöhung der Spritpreise auf drei Euro für ebenso wenig praktikabel wie die umgehende Stilllegung aller 46 Millionen Pkws in Deutschland – auch wenn Kinder, die man eigentlich nicht in die Welt setzen sollte, jeden Freitag dafür demonstrieren und „das Klima nicht verhandelt“.
Für Baur ist die Abfuhr vonseiten der Ministerin ein Anlass, an der Demokratie zu verzweifeln. Und ähnlich wie er sieht auch Alt-Club-of-Rome-Funktionär Maxton diese als das Hauptproblem. „Zukunftsforscher“ wie Jorgen Randers hatten aufgrund dieser Erkenntnis gar eine „Diktatur auf Zeit“ gefordert. Andere forderten Gefängnis oder gar die Todesstrafe für „Klimaleugner“. Da der Klimaglaube aber keinen Trost in einem besseren Jenseits kennt und seine eigene ideologische Eskalationsstrategie keinen Zweifel erlaubt, ist der Totalitarismus nur die Konsequenz daraus, wenn man den Narrativ von der „menschengemachten Klimakatastrophe durch CO2“ vollständig zu Ende denkt.
Woher aber kommt diese neue Sehnsucht nach dem Totalitären gerade in einem Land wie Deutschland, das in den letzten 104 Jahren zwei Diktaturen und zwei Weltkriege erlebt hat, die Zerstörung und Elend gebracht haben – während das Gegenmodell einer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Ordnung, wie man sie mit Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer oder Ludwig Erhard verbindet, dem deutschen Volk ein gutes Leben ermöglicht hat?
Wohlstand und Freiheit stillen nicht die Erlösungssehnsucht
Die Antwort wirkt banal: Wohlstand, Freiheit und innerer Frieden erleichtern es zwar ungemein, Träume zu verwirklichen, Ziele zu erreichen und ein angenehmes Leben zu führen. Sie beantworten dem Einzelnen aber nicht die Frage nach seinem Ziel und seiner Aufgabe im Leben. Viele scheinen ihnen jedoch genau dies zum Vorwurf zu machen. Man ist frei und fühlt sich doch bedrückt.
Gerade in Gesellschaften wie den europäischen, wo materieller Überfluss auf immer mehr geistige Leere trifft und Selbsthass oder schlechtes Gewissen eine tiefsitzende Erlösungssehnsucht mobilisieren, ist der Totalitarismus für die Betroffenen eine süße Versuchung. Sich und alle anderen gemeinsam aufzuopfern, diesmal vermeintlich aber wirklich für das moralisch Gute, endlich wieder gemeinsam Teil eines großen Ganzen zu sein, das in einer großen Idee aufgeht – so versuchten Deutsche 1933 die Traumata von Krieg, Versailles und Massenarmut abzuschütteln. So versuchen Deutsche heute die Traumata des Ergebnisses dieses Versuchs abzuschütteln.
Auch Kevin Kühnert und sein Ansatz, durch das Verteilen materiellen Besitzes auf dem Wege eines Bürokratieapparats eine bessere Welt zu schaffen und die Angst des Menschen vor dem Alleinsein durch staatlichen Zwang zu lösen, sind ein möglicher Ausdruck dieser Sehnsucht nach Befreiung von der Freiheit, aber nicht mehr der anschlussfähigste.
Zudem sind die Enttäuschungen vorprogrammiert: Die Arbeiterklasse, die der traditionelle Marxismus zum revolutionären Subjekt erkor, interessierte sich mehr für Fußball, Fernreisen und Kühlschränke als für ihre eigene „Befreiung“ durch den Sozialismus. Auch die Einwanderer, die man angesichts dieser Kränkungserfahrung als Ersatzproletariat ausersehen hatte, ließen den „gesellschaftlichen Fortschritt“ auch recht schnell und bereitwillig zu Gunsten des Islam, des „Türkentums“ oder des Bestrebens, zu den „guten Ausländern“ zu gehören, links liegen.
Klimakult kann nicht auf Dauer mit Freiheit koexistieren
Der Klimakult hingegen bietet den Intellektuellen nicht nur die einzigartige Chance, sich an den einfachen Bürgern zu rächen, die ihre „guten Ideen“ so schnöde verschmäht hatten. Das „Weltklima“ als atmosphärisches Proletariat, das nach der Befreiung von der Unterdrückung durch den „Schädling Mensch“ lechzt, wird seine „Retter“ nie enttäuschen. Denn selbst dann, wenn es sich völlig anders verhält als ihre von den „Klimaschützern“ geschriebene Leidensgeschichte es vorsieht, können diese die jeweilige Abweichung in jedem Fall als „menschengemacht“ erklären – was dem Klimastaat das Recht verleiht, diesen dafür zu maßregeln.
So wenig wie der Nationalsozialismus schon von seiner Grundkonzeption ohne Gewalt, Willkür und Totalitarismus zu Ende gedacht werden kann, so wenig dies beim marxistischen Sozialismus möglich ist, so wenig kann die „Klimaschutz“-Ideologie auf Dauer mit einer freiheitlichen Ordnung koexistieren. Wer den Wert der menschlichen Existenz anhand von Nichtgrößen wie einem „CO2-Fußabdruck“ bemisst, wird den Wert des Lebens nicht höher schätzen als derjenige, der in Schulaufgaben die Frage stellt, wie viel sich durch den Verzicht auf die Versorgung „erbkranken Nachwuchses“ einsparen ließe oder wie viel „gerecht verteilt“ werden könnte, wären keine „Kulaken“ mehr im Weg.
Ingolf Baur und seine Gesprächspartner haben dies dankenswerter Weise noch einmal selbst deutlich gemacht – damit es nicht wieder heißt, man würde „Verschwörungstheorien“ über den totalitären Charakter des Klimakults verbreiten.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion