Ankara gräbt Loch vor chinesischer Botschaft – Eine einfallsreiche Reaktion auf Chinas Drohungen

Die Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang bleibt eine diplomatische Dauerbaustelle, die die türkisch-chinesische Beziehung belastet – in der neuesten Auseinandersetzung beider Länder spielen eine Grube und ein Aufstand von vor 30 Jahren eine große Rolle.

Dieser Gastbeitrag ist der Originaltext zum Video: „Ankara gräbt Loch vor chinesischer Botschaft – eine einfallsreiche Reaktion auf Chinas Drohungen“ vom YouTube-Kanal „Leas Einblick“

Ein Bagger am Straßenrand und eine Grube vor der Haustür. Wer kennt eine solche Szene nicht? So sieht halt eine kleine Baustelle in der Stadt aus, die einfach zum Straßenbild gehört.

Doch zwei Fotos von einer solchen unspektakulär aussehenden Baustelle aus der türkischen Stadt Ankara sorgten für großes Aufsehen im Internet.

Wasserbetrug – Ankaras diplomatische Baustelle

Auf dem ersten Blick sehen diese Fotos, die einen Bagger am Straßenrand und eine Grube vor einer Eingangstür zeigen, ganz normal aus.

Beim zweiten Blick sieht man den Stacheldraht auf der Mauer und Überwachungskameras. Das Haus ist streng überwacht und geschützt. Es ist also kein normales Gebäude. Das Haus hinter dem Bagger ist der Sitz der chinesischen Botschaft in Ankara.

Im Auftrag der Stadt Ankara haben die Mitarbeiter des Wasserbetriebs eine Grube vor der chinesischen Botschaft ausgehoben, um angeblich einen Wasserbetrug aufzudecken.

Und das war am 7. April, kurz nach einem verbalen Schlagabtausch zwischen dem chinesischen Botschafter in der Türkei und zwei türkischen Politikern auf Twitter.

Erinnerung an Massaker in Ostturkistan

Am 5. April hat der Bürgermeister der Stadt Ankara, Mansur Yavas, mit einem Twitter-Post an ein blutiges Ereignis im Jahre 1990 erinnert.

„Obwohl 31 Jahre vergangen sind, spüren wir immer noch den Schmerz des Massakers in Ostturkistan wie am ersten Tag. Ich erinnere mich mit Barmherzigkeit an die Märtyrer von Barin.“

Barin (oder auch „Baren“ geschrieben) ist eine Gemeinde im chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Am 5. und 6. April 1990 ereignete sich ein großer Zwischenfall in Barin bei Kashgar.

Über 200, offenbar mit Messern und selbstgebastelten Handgranaten bewaffnete, uigurische Demonstranten hatten die lokalen Regierungsgebäude umzingelt.

Bei den Auseinandersetzungen mit den Polizei- und Militäreinheiten gab es nach offiziellen Angaben 22 Tote; außerhalb Chinas wurde die Zahl der Opfer allerdings weit höher beziffert. Über 500 Menschen wurden in der Folge verhaftet. 40 angeklagt und 3 davon zum Tode verurteilt.

Uiguren im Ausland bezeichnen dieses Ereignis als Aufstand, während die chinesischen Medien von einer „konterrevolutionären bewaffneten Rebellion“ sprechen.

Die Vorsitzende, der im Jahr 2017 gegründeten rechtskonservativen  İyi Parti (Übersetzt: Die „Gute Partei“), Meral Aksener, sprach von einem Massaker in Barin. Sie schrieb auf Twitter:

„Am Jahrestag ihres Martyriums gedenke ich unseren ostturkestanischen Verwandten, die sich beim # Barin-Massaker nicht der chinesischen Sklaverei unterworfen haben …

Wir werden unsere Verwandten in Gefangenschaft nicht vergessen und über ihre Verfolgung nicht schweigen.

Ostturkistan wird eines Tages definitiv unabhängig!“

Mit ihren Tweets haben die beiden türkischen Oppositionspolitiker offenbar den empfindlichen Nerv der Staatsführung Chinas getroffen.

Wolfkrieger der KP Chinas reagieren

Die chinesische Botschaft in der Türkei teilte Yavas und Ansener über Twitter mit, dass sie sich das „Recht vorbehalten, angemessen zu reagieren“  – und zwar auf jede Person und jede Macht, die Chinas Souveränität und territoriale Integrität anfechtet.

Diese Nachricht in scharfem Ton versteht die türkische Gesellschaft als Drohung und es hat eine Welle der Empörung ausgelöst.

Sticheleien im Gegenzug

Das türkische Außenministerium hat den chinesischen Botschafter in Ankara daraufhin einbestellt.

Die „Gute Partei“ reagierte mit einem witzigen Comic-Bild auf die chinesische Botschaft. Das Bild zeigt Meral Askener als Kriegerin. „Hören Sie auf, Unsinn zu reden, und stoppen Sie das Massaker an Uiguren“, sagt Akşener, während sie mit einem Schwert eine schwarzhaarige Figur schlägt, die die Botschaft darstellt.

Und wie reagiert der Bürgermeister von Ankara auf die chinesische Botschaft? Er schickte einen Bagger. Und der stellvertretende Direktor der städtischen Verwaltung für Wasser und Abwasser, Öztürk, postete die Fotos von der Baustelle vor der chinesischen Botschaft demonstrativ auf Twitter. Und er machte deutlich, dass es sich hier NICHT um ein defektes Wasserrohr handelt. Die Arbeit diene dazu, „Betrug aufzudecken, für den die Einwohner von Ankara bezahlen.“ Sein Tweet hat über 9000 „Likes“ bekommen.

Damit ist noch nicht alles gesagt: Der witzige Direktor fragte in einer Antwort auf den Tweet der chinesischen Botschaft auch noch, ob China wegen der Unannehmlichkeiten, die durch die Baustelle verursacht sind, noch ihre Impfstoffe mit niedriger Wirkung in die Türkei schicken würde oder nicht. Scherzend fragt er weiter, ob China „eventuell die Antikörper zurückverlangen würde, wenn die Impfstoffe überhaupt welche produziert hätten.“

Offene Kritik können Chinas Wolfskrieger-Diplomaten in scharfen Tönen zurückweisen. Diese kleinen Sticheleien der Stadt Ankara und die damit verbundene Beleidigung können sie aber nur hinunterschlucken.

Die Baustelle vor der chinesischen Botschaft in Ankara wird bestimmt nach ein paar Tagen wieder verschwinden.

Diplomatische Dauerbaustelle

Doch die Unterdrückung der Uiguren in Xinjiang bleibt eine diplomatische Dauerbaustelle, die die türkisch-chinesische Beziehung belastet.

Die Uiguren sind ein türkischsprachiges Volk. In der Türkei leben etwa 50.000 Uiguren. Viele davon sind aus China in die Türkei geflohen. Lange Zeit fühlten sie sich in der Türkei sicher. Doch inzwischen steigt die Angst, nach China ausgeliefert zu werden.

Im Jahre 2017 haben China und die Türkei ein Auslieferungsabkommen unterschrieben. Der chinesische Volkskongress hat dieses Abkommen im letzten Dezember ratifiziert. China drängt die Türkei drauf, das Gleiche zu tun.

Uigurische Flüchtlinge haben Angst davor, dass die Türkei die uigurischen Flüchtlinge aus China gegen Corona-Impfstoffe austauschen würde, denn bei Impfstoffen ist die Türkei von China abhängig.

Im vergangenen November hat China der Türkei 50 Millionen Impfdosen von dem chinesischen Hersteller Sinovac zugesagt. Bis dato sind 15 Millionen davon eingetroffen. Die erste Lieferung traf im Dezember mit knapp dreiwöchiger Verspätung ein.

Kritiker vermuten, dass die nicht ganz so reibungslos abgelaufene Lieferung damit zu tun hat, dass China die Impfstoffe als Druckmittel einsetzen will – ein Druckmittel, damit die Türkei die uigurischen Flüchtlinge nach China ausliefert. Der Türkei liegen schon konkrete Auslieferungsanfragen vor.

Sind die chinesischen Corona-Impfstoffe ein Fluch oder ein Segen für die Türkei?

Mitte Januar hat die Türkei mit ihrer Impfkampagne begonnen und impft vor allem mit den Vakzinen des chinesischen Herstellers Sinovac.

Wie diese Grafik zeigt, haben die Infektionszahlen in der Türkei mit 81 Mio. Einwohnern nicht abgenommen. Im Gegenteil: Sie sind steil angestiegen.

Türkische Ärzte berichten davon, dass die Krankenhäuser mit Covid-19-Patienten überfüllt sind. Das Gesundheitssystem sei überfordert.

Wie der Tweet vom stellvertretenden Direktor des Wasserbetriebs der Stadt Ankara zeigt, wissen viele türkische Bürger bereits, dass die Schutzkraft der chinesischen Impfstoffe gering ist.

Und die schlechte Wirkung der chinesischen Impfstoffe könnte das nächste Problem sein, dass in der türkischen Gesellschaft neuen Unmut gegen China auslöst.

 

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion