Einfamilienhaus als Feindbild: Grüne für Verbot neuer Eigenheim-Siedlungen

Die deutsche Freude an „harten politischen Vorgaben“ hat das Bauwesen erreicht. Auf Druck der Grünen hat Hamburg in einzelnen Stadtgebieten entschieden, keine Baugenehmigungen mehr für neue Einfamilienhäuser zu erteilen. Auch auf dem Land soll dies zur Regel werden.
Von 27. Januar 2021

Umfragen zufolge sieht eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland das frei stehende eigene Einfamilienhaus als ideale Wohnform. Viele sind bereit, über Jahrzehnte hinweg Abstriche an ihrem Lebensstandard zu machen, um fünf- oder sechsstellige Darlehen zurückzuzahlen, mithilfe derer sie sich ihren Wohntraum erfüllen.

Grünen-Politiker und Stadtplaner wollen diesem Traum jedoch einen Riegel vorschieben. In Hamburg hat man schon einmal einen Anfang gemacht.

Keine Baugenehmigungen mehr in Hamburg-Nord

Wie die „Welt“ berichtet, könnte das Beispiel von Hamburg-Nord bald in ganz Deutschland Schule machen, das der Bezirksleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) in seinem Verantwortungsbereich gesetzt hat.

Seit knapp einem Jahr ist dort eine Regelung in Kraft, wonach in keinem der anstehenden Bebauungspläne mehr Einfamilienhäuser vorgesehen und für solche keine Baugenehmigungen mehr erteilt werden dürfen.

Der Gebäudetyp, so die Begründung, sei „ineffizient“ und nehme „zu viel Platz weg“. Im Geschosswohnungsbau könne „auf der gleichen Grundfläche deutlich mehr Familien oder Wohnungssuchenden ein neues Zuhause geboten werden als in Einfamilienhäusern“.

Grüne: „Es macht keinen Sinn, einfach neue Einfamilienhaussiedlungen auszuweisen“

Die Befürworter des Endes für das Einfamilienhaus wollen ihre „revolutionäre“ Idee perspektivisch nicht nur auf Stadtlagen in Ballungsgebieten beschränken, sondern auch auf ländliche Regionen ausgedehnt wissen. Zwar gehen die Vorschläge nicht so weit wie etwa im Rumänien der frühen 1980er Jahre, als flächendeckend gewachsene Dörfer Mehrfamilienhäusern in Plattenbauarchitektur Platz machen sollten. Aber in der Tendenz sollen auch dort „verdichtete Bauformen“ Einzug halten.

Dass eine geplante Baugesetz-Reform von einem „nachhaltigeren Umgang mit Bauflächen“ spricht, deutet darauf hin, dass viele Akteure, die auch auf dem Gebiet der Baugesetzgebung Erziehungspolitik betreiben wollen, schon einige Schritte weiter denken.

„Die Zeit der Einfamilienhäuser im Neubau ist vorbei“, meint der bau- und wohnungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Chris Kühn. Es mache, so erklärt er dem Blatt, „angesichts des demografischen Wandels keinen Sinn, einfach neue Einfamilienhaussiedlungen auszuweisen“.

Willen der Bürger durch „harte politische Vorgaben“ brechen?

Dass Eigentümer bestehender Immobilien zunehmend mit energetischen Sanierungsaufträgen unter Druck gesetzt werden, passt da ins Bild.

Immerhin stehe der Gebäudetyp den „Klima- und Nachhaltigkeitszielen“ im Weg – und deshalb wird, so Kühn, „selbst im ländlichen Raum […] der Einfamilienhaus-Neubau deutlich an Bedeutung verlieren“. Notfalls sei die Politik entschlossen, durch entsprechende Überzeugungsarbeit nachzuhelfen. Die „Welt“ schreibt:

„Tatsächlich dürfte es nur mit harten politischen Vorgaben gehen, denn nach wie vor ist das selbst gebaute Einfamilienhaus bei den Bürgern extrem beliebt.“

Haus mit Garten als „Privileg“

Immerhin, so wird vorgerechnet, würden Einfamilienhäuser 41 Prozent der gesamten genutzten Wohnfläche in Deutschland in Anspruch nehmen, obwohl sie lediglich 31 Prozent der Wohngebäude ausmachen. Demgegenüber nehmen Mehrfamilienhäuser 33 Prozent der Fläche ein, aber sorgten für 42 Prozent des Wohnraums.

Außerdem verbrauche das klassische Eigenheim ganze 15 Kilowattstunden an Heizenergie mehr pro Jahr und Quadratmeter und habe mehr Außenfläche im Verhältnis zum Rauminhalt – der Garten sorge in diesem Sinne für eine weitere Form der „Privilegierung“.

Zudem wird professionellen Vermietern, die Mehrfamilienhäuser meist verwalten, bei allen Enteignungsgelüsten, wie man sie etwa aus Berlin gegenüber Vonovia oder „Deutsche Wohnen“ kennt, doch zugutegehalten, regelmäßig ihre Gebäude zu sanieren, was im Einfamilienhaus häufig teuer wäre.

Deshalb solle künftig und langfristig „kompakteren Wohnformen“ auf Grundlage der beabsichtigten Novelle des Baugesetzbuches der Vorzug gegeben werden. In den Randgebieten von Städten solle es demnach schwieriger werden, eine Baugenehmigung zu erlangen, als in Innenstädten.

Aufgebauschte Probleme?

Wo die einen ein Gebot von ökologischer Vernunft und Effizienz sehen, argwöhnen andere, dass es bei der Kampfansage ans Einfamilienhaus um Ideologie und Kontrolle gehen könnte.

Tatsächlich ist der Anteil der Eigenheimbesitzer in Deutschland EU-weit am unteren Ende angesiedelt. Nur etwa die Hälfte der Einwohner lebt in der eigenen Immobilie – und dabei sind Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern schon mitgerechnet.

Auch spricht der demografische Trend, der gerade in Deutschland in den kommenden Jahren und Jahrzehnten einen deutlichen Bevölkerungsrückgang erwarten lässt, nicht für eine bevorstehende flächendeckende Zersiedelung durch freistehende Einfamilienhäuser.

Der von Einrichtungen wie der Bundesstiftung Baukultur vorgebrachte Hinweis, dass in fünf Jahren allein in Nordrhein-Westfalen jedes fünfte Einfamilienhaus leer stehen könnte, spricht vielmehr dafür, dass an Eigenheimen interessierte junge Familien die Möglichkeit finden, auf bestehenden und frei werdenden Wohnraum zurückzugreifen.

Ein bereits existierendes Objekt zu erwerben und allenfalls Korrekturen daran vorzunehmen, ist im Regelfall gerade für jüngere Familien preisgünstiger und weniger zeitintensiv als die Errichtung eines neuen.

Bauboom in den 1970ern und 1980ern

Die Bundesstiftung Baukultur illustriert in der „Welt“, dass vor allem in den 1970er und 1980er Jahren ein enormer Bauboom bei mehrgeschossigen Einfamilienhäusern eingetreten war. Wo allerdings Kinder ausgezogen sind und sich verwitwete alleinstehende Personen mit der Instandhaltung des mehrgeschossigen Einfamilienhauses überfordert zeigen, vervielfache sich die Wohnfläche pro Kopf und am Ende stehe ungenutzter Wohnraum.

Vor diesem Hintergrund beanstandet die Stiftung, dass dennoch jeder fünfte Immobilienkäufer neu bauen wolle. Währenddessen würden Mieter von Stadtwohnungen häufiger umziehen und so die von ihnen genutzte Fläche ihrem Bedarf anpassen. Während neu gebaute Eigenheime im Regelfall schon energieeffizienter ausgestaltet seien, wiesen ältere häufig eine nachteilige Bilanz auf.

Die Entwicklung der Zahlen wirft jedoch neben dem absehbaren Bevölkerungsrückgang die Frage auf, ob die geringere Energieeffizienz und die Frage des Ressourcen- und Flächenverbrauchs nicht aufgebauschte Probleme darstellen.

Pro Gemeinde nur 13 neue Einfamilienhäuser im Jahr

In der Zeit von 2001 bis 2019 ist die Zahl der freistehenden Einfamilienhäuser von 13,9 Millionen lediglich auf 16 Millionen gestiegen, was ein deutliches Abflachen der Kurve gegenüber den Jahrzehnten zuvor darstellt.

Die 140.000 jährlich in Deutschland neu errichteten Einfamilienhäuser bedeuten umgerechnet auf 10.799 Gemeinden, die es im Land gibt, gerade einmal knapp 13 Häuser dieses Typs pro Kommune. Im Gegenzug wurden im Jahr 2019 mehr als 4.000 Gebäude, in denen sich nur eine oder zwei Wohnungen befanden, abgerissen.

Allerdings tragen nicht zuletzt zunehmende Energieeffizienz-Vorschriften des Gesetzgebers, die Eigentümern bereits bestehender Objekte teure Sanierungen vorschreiben, selbst dazu bei, dass es für Eigenheim-Interessierte finanziell lohnender wird, ein Einfamilienhaus neu errichten zu lassen, als ein bestehendes zu erwerben und allenfalls auszubauen.



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