Sex mit Tieren in der islamischen Welt? – Gericht: Islamkritikerin hat Muslimen keinen Hang zur Sodomie unterstellt

Das Landgericht Berlin hat der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor untersagt, weiter zu behaupten, die Soziologin Necla Kelek habe muslimischen Männern einen Hang zur Sodomie nachgesagt. Die Behauptung zieht bis heute weite Kreise.
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Muslime.Foto: iStock
Von 21. Dezember 2018

Unter Androhung einer Ordnungsstrafe von 250.000 Euro hat das Landgericht Berlin die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor in einem Urteil dazu verpflichtet, künftig die Behauptung zu unterlassen, die Soziologin Necla Kelek hätte am 16. Juli 2010 in einem ZDF-Interview Muslimen einen religiös oder kulturell bedingten Hang zur Sodomie unterstellt.

Kaddor habe eine Aussage der Soziologin Kelek demnach wiederholt in unkorrekter und sinnentstellender Weise wiedergegeben. Auch eine Reihe teils prominenter Politiker und Journalisten hätte bis heute die unrichtig dargestellte Aussage der bekannten Islamkritikerin wiedergegeben.

In der ZDF-Sendung „Forum am Freitag“ hatte Kelek damals über Menschenbild und Erziehung in islamischen Ländern und muslimischen Einwanderercommunitys gesprochen.

Es gäbe ihr zufolge in der islamischen Welt einen weit verbreiteten Konsens, der besage, die Menschen hätten nicht die Fähigkeit, ihre Sexualität zu kontrollieren, und besonders der Mann nicht.

In diesem Zusammenhang äußerte Kelek:

„Und er [der Mann] ist ständig eigentlich herausgefordert und muss auch der Sexualität nachgehen. Er muss sich ‚entleeren‘, heißt es, und wenn er keine Frau findet, eben dann ein Tier, oder eine andere Möglichkeit, wo er auch dem nachgehen muss. Und das hat sich im Volk so durchgesetzt, das ist ein Konsens, wo auch die älteren Damen, und Frauen, immer davon sprechen: ‚Wenn du dich jetzt so kleidest, er muss ja, er kann nicht anders‘.“

Behauptung macht noch Jahre später die Runde

Nicht nur Vertreter von Islamverbänden meinten dieser Aussage eine pauschale Herabwürdigung muslimischer Männer herauslesen zu müssen. Journalisten wie Till-Reimer Stoldt (Die Welt), Daniel Bax von der taz oder Jakob Augstein (Der Spiegel/Freitag) erklärten noch Jahre später, Kelek habe Muslimen „kollektiv Sodomie unterstellt“, „behaupte[t], bei Muslimen habe die Sodomie Tradition“ oder „erklärt, dass der Islam Sex mit Tieren lehrt“.

Auch Lamya Kaddor selbst hatte 2017 in einem Beitrag nachgelegt und ihren Vorwurf, Kelek habe „die Religion des Islams und muslimische Männer pauschal in Verbindung mit Sodomie gestellt“ mit Verweis auf andere Aussagen der Soziologin noch einmal unterstrichen.

In dem Gerichtsverfahren, das nun mit einem Erfolg Keleks endete, war jedoch primär von dem Ausspruch im Jahr 2010 die Rede und darin war nach Überzeugung des Gerichts eben lediglich die Rede davon, dass in islamisch geprägten Gemeinschaften die Vorstellung verbreitet sei, der Mann an sich – und nicht nur der muslimische – habe seine Sexualität nicht unter Kontrolle. Als Konsequenz daraus seien in weiterer Folge die Gebote der Religion so aufzufassen, dass dieser vermeintlich unausweichliche Kontrollverlust nicht provoziert werde.

Die radikale Säkularistin Necla Kelek führt ihre strikte Gegnerschaft zum Islam unter anderem auf eine von ihr als einschränkend empfundene Erziehung durch ihre ursprünglich säkularen Eltern zurück. Diese hätten sich nach ihrer Einwanderung nach Deutschland der Religion zugewandt.

Gegner, die Kelek mit ihrer wiederholten öffentlichen Kritik am Islam auf den Plan gerufen hat, werfen ihr hingegen vor, persönliche Kränkungswahrnehmungen auf Kosten eines Kollektivs zu bewältigen. Außerdem mache sie sich selbst, so wirft man ihr vor, zum Sprachrohr politischer Kräfte in Deutschland, die aus ideologischen Gründen ein Interesse an einem konfliktgeladenen Verhältnis zwischen Muslimen und der Mehrheitsbevölkerung hätten.

Islamdebatte eröffnet bemerkenswerte Fronten

Nachdem in den Jahren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auch in Deutschland eine Islamdebatte aufgekommen war, die von einer spürbaren Verschärfung und Polarisierung geprägt war, wurde Kelek zum Aushängeschild einer recht heterogenen Gemeinde von Islamkritikern. Diese reichte schon bald von emanzipatorischen Linken und Säkularisten über Alt- und Neokonservative sowie Anhänger der christlichen Rechten bis hin zu Nationalkonservativen und radikalen Nationalisten, die aus unterschiedlichen Motiven heraus den Islam als Bedrohung wahrnehmen.

Auf der anderen Seite bildete sich eine ebenso vielgestaltige und zum Teil widersprüchliche Koalition von Personen und Gruppen, die aus unterschiedlichen Interessenslagen heraus danach trachten, islamkritische Bestrebungen in die Nähe des „Rassismus“ zu rücken. Die Facebook-Pinnwand des früheren CDU-Generalsekretärs und Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz ist ein Kristallisationspunkt dieses losen Verbundes, der von Anhängern linker Parteien über den Mainstream in der Merkel-CDU bis hinein ins Lager radikaler Islamisten reicht, die sich als Opfer des „deutschen Rassismus“ und der „Islamophobie“ verkaufen.

Die Islamdebatte hat noch vor der Ukrainekrise die politischen und weltanschaulichen Fronten in Deutschland durcheinandergeworfen: So gilt Kelek trotz ihrer emanzipatorischen und feministischen Überzeugungen als Feindbild einer Linken, die im Sinne eines „multikulturellen“ Weltbildes und unter dem Banner der „Vielfalt“ und „Toleranz“ auch Verhaltensweisen unter Muslimen hinnimmt, die sie innerhalb der Mehrheitsbevölkerung sonst gerne als „reaktionär“ oder „patriarchalisch“ zu brandmarken pflegt.

Demgegenüber neigen wiederum religiös-konservative christliche Kreise unter dem Banner der Islamkritik dazu, Kelek als Kronzeugin für Forderungen nach einer Anpassung muslimischer Einwanderer an säkulare Vorstellungen und Lebensweisen heranzuziehen, gegen die sie sich selbst nicht selten gewehrt hatten.

Zwischen den Stühlen

Lamya Kaddor hingegen sitzt politisch und religiös zwischen den Stühlen. Die Mitbegründerin des innerhalb der islamischen Community in Deutschland mit wenigen hundert Mitgliedern völlig unbedeutenden „Liberal-Islamischen Bundes“ (LIB) tritt für eine Akkulturation des Islam, also einen kulturellen Anpassungsprozess gegenüber der westlichen Gesellschaft ein. Dies hat diese Vereinigung beispielsweise mit der Gülen-Bewegung gemein, wobei im Fall des LIB die Anpassung allerdings deutlich weiter gehen soll als nach den Vorstellungen des eher konservativen Netzwerks des in den USA lebenden Predigers.

Konservativen, vor allem aber radikal-islamischen Kreisen innerhalb der islamischen Community gilt sie als „Ketzerin“, andererseits distanziert sie sich aber auch von Islamkritikern. Diesen wiederum geht ihre Verbundenheit mit dem Islam immer noch zu weit.

Häme von radikalen Muslimen und Argwohn von Islamgegnern hat Lamya Kaddor der Umstand eingetragen, dass 2013 fünf jener Jugendlichen, denen sie versucht hatte, die Möglichkeit islamischen Lebens innerhalb der westlichen Gesellschaft nahezubringen, in den „Heiligen Krieg“ nach Syrien gezogen waren. Kaddor spricht in diesem Zusammenhang von ihrem „persönlichen Super-GAU“.

Eine Islamistin ist sie selbst jedoch keinesfalls. Jüngst hat sie sich in einem Kommentar etwa kritisch mit der Grußkarte der Bundesintegrationsbeauftragten Annette Widmann-Mauz auseinandergesetzt, in der auf das Wort „Weihnachten“ verzichtet wurde.

An ihre Adresse schrieb Kaddor:

„Die Aufregung über die Grußkarte zeigt, wie weit der Weg noch ist, den Deutschland zu gehen hat, bis die Interreligiosität im Land weniger Menschen überfordert. Vor diesem Hintergrund ist das Signal, das die Integrationsbeauftragte hier ausgesendet hat, fatal. Es fällt in eine Zeit, in der selbst Christen die religiöse Bedeutung von Weihnachten immer mehr verloren geht. Eine Zeit, die von Fragen nach der eigenen Identität in einer vielfältig gewordenen Gesellschaft geprägt ist. In einer solchen Zeit darf man das Eigene nicht verleugnen, um anderen zu gefallen. Weihnachten gehört zur Grundprägung Deutschlands. Das sollte auch eine Integrationsbeauftragte deutlich machen.“

Nicht immer die richtigen Freunde

In der Politik und in Medien hat Lamya Kaddor einige namhafte Freunde, zu denen etwa auch Ruprecht Polenz gehört. Diese tun ihr mit ihren Freundschaftsdiensten allerdings nicht immer einen Gefallen. Während Lamya Kaddor, wie der Blogger Jörg Metes berichtet, den Richterspruch akzeptiert und Äußerungen, die den angefochtenen Vorwurf beinhalteten, aus dem Netz genommen hat, wollte der CDU-Altpolitiker diesen augenscheinlich nicht akzeptieren.

Auf seiner Pinnwand verlinkte er, wie Metes auf Facebook dokumentiert hat, noch am Montag einen Beitrag von der Seite eines sich „Dylan Bethe“ nennenden Erdoğan-Anhängers, die exakt jene Darstellung wiedergibt, die Kaddor nun untersagt wurde.

„Wenn Sie jemanden zitieren“, hatte Metes zufolge der Vorsitzende Richter an einem Punkt der Verhandlung in Richtung Kaddor erklärt, „müssen Sie das richtig tun.“ Ruprecht Polenz fühlt sich offenbar davon nicht angesprochen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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