Wo bleibt die klassische Bildung?

Die Forderung „die Politik muss …“ führt zu Fake-Lösungen
Etwas zu tun, statt auf fremde Hilfe zu warten, kann man schon in jungen Jahren lernen.Foto: iStock
Von 19. März 2023

Liebe Leser,

kürzlich erhielt ich einen Anruf. Wir sollten doch mal etwas über die Unterschiede der Schulen zwischen China und Deutschland schreiben. Chinesische Kinder wären viel gebildeter, schon in der 3. Klasse würden sie Dinge ausrechnen, mit denen in Deutschland Sechstklässler zu kämpfen hätten. Chinesische Kinder wären respektvoll, seien diszipliniert und bescheiden. Kein Wunder, dass wir gegen die Chinesen keine Chance hätten. Deutsche Schüler würden nicht lernen, sich nicht anstrengen wollen, seien großmäulig und faul. Wer könnte das besser als wir vergleichen?

Abgesehen davon, dass sich nicht alle Kinder hierzulande so benehmen, bestätigte mir ein Lehrer das prompt. Vor allem würden unsere nicht viel fragen, ergänzte er. Sie ließen sich berieseln und blieben passiv. An den Fehlern sind die anderen schuld. Verantwortung übernehmen sie ungern.

Ist der chinesische Drill, die harte Disziplinierung, das Auswendiglernen der politischen Propaganda und das Lernen bis zur Erschöpfung wirklich besser als der deutsche Unterricht?

Mit der Frage im Kopf ging ich zu einer unserer chinesischen Journalistinnen. Ihre Kinder gehen in Berlin zur Schule. Ihre Antwort war salomonisch: daoistische Lehrer und buddhistische Klöster hätten in Asien ganz andere Traditionen hinterlassen. Damals war Lernen freiwillig und die Schüler mussten sich echt bemühen, wenn sie bei einem guten Lehrer aufgenommen werden wollten. Und was lernten sie? Ihr Ziel war, ein moralisch edler Mensch zu werden. Dazu nahmen sie ihre Klassiker zu Hilfe: Buddha, Laotse, Konfuzius.

Heute würde den Kindern anderes eingetrichtert: das, was zu braven Parteisoldaten führt. Ihnen würde jegliche Kreativität abtrainiert, Disziplin rigoros durchgesetzt. Die Kinder hätten eine Woche Ferien im ganzen Jahr, sagt sie mir. So etwas wie Spielen sei Luxus. Entweder lernen sie, gehen zur Nachhilfe oder schlafen– oder sie kleben am Handy.

Macht Deutschland das Gegenteil? Hier stützt sich die Bildung unter anderem auf Pestalozzi, Fröbel und Rogers. Von Carl Rogers stammt der Trend, sich auf die Bedürfnisse und Interessen des Kindes zu konzentrieren. Was lernt ein Kind, wenn sich alles um es selbst dreht? Anspruchsdenken. Ablehnung von Autoritäten. Derzeit werden auch noch die letzten Märchenbücher woke aufbereitet und gegendert.

Ob – salopp formuliert – Parteisoldaten oder Pippi-Langstrumpf-Kinder im Alter von 30 Jahren die erwachseneren Erwachsenen sind, darüber ließe sich trefflich diskutieren. Ein ganz traditioneller Weg, der hierzulande mit Lehrern und Weisen wie Jesus, Sokrates, Platon, Seneca oder Goethe zu tun hat, kam auf dem Bildungsgipfel am 13. und 14. März in Berlin vermutlich nicht zur Sprache.

In diesem Sinne wünsche ich ein offenes Herz für die alten, weisen Lehrer.

Ihre Kathrin Sumpf

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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