Die „Letzte Ölung“ für die Kirche – Vatikan leitet „humanes Sterben“ der Kirche ein

Die katholische Kirche hat kaum noch Priester. Deshalb übernehmen immer mehr Nicht-Kleriker Leitungsfunktionen. Der Papst hat diesem Umstand jetzt einen Riegel vorgeschoben – zum Leidwesen der Gemeinden.
Von und 27. Juli 2020

Mit ihrem jüngsten Schreiben „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst der missionarischen Sendung der Kirche“ scheint die Kleruskongregation in Rom – mit dem ausdrücklichen Segen des Papstes – den unumkehrbaren Sterbeprozess der Kirche zu einem beschleunigten Abschluss bringen zu wollen.

Was wie eine provokante Aktion der Sterbehilfeorganisation „Dignitas“ erscheint, ist der Kleruskongregation bitterer Ernst: Das jahrzehntelange, leidvolle Ringen der Deutschen Katholiken um eine kollegiale Zusammenarbeit von Laien und Klerikern, der aussichtslose Kampf gegen die Unterversorgung durch den Priestermangel und das chancenlose Bemühen doch noch die „Kirche im Dorf zu lassen“, wird vom Papst und seiner Entourage in Rom federstrichartig zunichte gemacht. Das kommt der „letzten Ölung“ für die Kirche gleich.

Was ist geschehen? Deutsche Bischöfe haben – zweifelsohne aus der Not geboren – bei der freien Wirtschaft abgeschaut, wie modernes Führungsmanagement funktioniert: Im Team, mit Männern und Frauen, mit Experten aller einschlägigen Fachrichtungen. Ursächlich im Priestermangel begann in den letzten Jahrzehnten ein wachsendes Umdenken: Auch ein Priester kann nicht alles! Er braucht – sofern er nicht an Selbstüberschätzung leidet – ein Team aus Experten in den Bereichen Verwaltung, Immobilien, Personal etc. Und selbst seine ureigene Kompetenz, die Seelsorge, schafft er nicht mehr allein, weil sein Territorium mittlerweile die Größe eines Landkreises umfasst. Diesem Sachzwang folgend, haben die deutschen Bistümer in mühevollen und langwierigen Prozessen seit dem II. Vatikanischen Konzil (1962- 1965) Modelle erdacht, konzipiert und ausprobiert, die in jüngster Zeit zu scheinbar definitiver Anwendung gelangen sollten.

Genau da, genau jetzt trifft diese deutschen Bistümer der Bannstrahl aus Rom: So geht es nicht! Die Kleruskongregation in Rom pfeift mit dem Segen des Papstes in einem unmissverständlichen Schreiben diese Reformentwicklungen in Deutschland zurück. An der Spitze einer Pfarrei darf nur ein Priester stehen und zwar ebenso allein wie unangefochten! Auch sei eine Zusammenlegung von Pfarreien im geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und damit „illegitim“, wie es dort wörtlich heißt.

Dass dies ein folgenschwerer, ja tödlicher Widerspruch ist, spielt in den Ausführungen des Vatikans keine Rolle. Betrachtet man diese – in sich konträre – theologische Argumentation politisch, so scheint es, als ob die oberste Kirchenleitung die abtrünnige Kirche von Deutschland bewusst absterben lassen will. Der Kampf ist aussichtslos: Halten sich die deutschen Bischöfe an die Abmahnung aus Rom, so wird die kirchliche Bindewirkung in ihrem Sturzflug unaufhaltsam beschleunigt. Weigern sich die Bischöfe, machen sie sich des Ungehorsams schuldig und müssen vom Papst gewaltsam in die Knie gezwungen werden.

Was dann kurzfristig wie (naives) Heldentum erscheint, wird die ramponierte Glaubwürdigkeit der Kirche weiter zerstören. Aktuell sind die Kirchenaustritte ohnehin schon auf ihrem historischen Höchststand: Wie die dpa erst vor zwei Wochen meldete, sind in den letzten zwei Jahren in Deutschland annähernd 1 Million Menschen aus der Kirche ausgetreten. Prognosen besagen, dass bis Ende dieses Jahres – auch Corona-bedingt – nochmal annähernd 1 Million weitere Austritte dazukommen.

In Österreich betrugen die Kirchenaustrittszahlen im gleichen Zeitraum rund 68.000. Das ist ein Anstieg um 15% zum Vorjahr. In der Schweiz lassen sich identische Tendenzen feststellen: Ebenfalls bisherige Höchststände. Die dpa meldet unter Berufung auf kirchliche Experten: Die Massenaustritte geschähen vor allem deshalb, weil die katholische Kirche zunehmend an Bindekraft verliere. Im Unterschied zu früheren Zeiten, in denen es zum „guten Ton“ gehört habe, Mitglied der Kirche zu sein und „ein Austritt soziale Sanktionen nach sich zog“, sei es heute vielmehr so, dass sich der Katholik dafür rechtfertigen müsse, wenn er noch Mitglied bleibe.

Insbesondere Frauen, die bisher in den Pfarreien engagiert mitgearbeitet hätten, zögen zunehmend die Konsequenzen aus einer fehlenden Bereitschaft der Kirche zur Veränderung. Das bereits schon länger spürbare Siechtum der Kirche mündet gerade in den sichtbaren und unumkehrbaren Sterbeprozess ein! Diesem – so mag es dem kritischen Beobachter erscheinen – will die Kleruskongregation ein beschleunigtes Ende bereiten. Und der einst so reformfreudige Papst Franziskus spendet die „letzte Ölung“ selbst.

Über die Autoren: Bettina und Philipp Tropf wohnen bei Aschaffenburg und führen gemeinsam das Unternehmen Bephitro. Zu Ostern 2020 haben sie das Buch „Todesursache: Unfehlbarkeit!: Eine Kirche nimmt Abschied von dieser Welt“ veröffentlicht und innerhalb von 3 Monaten 1.000 Exemplare verkauft. Dr. theol. Philipp Tropf promovierte 2009 im Fach Kirchengeschichte. 2016 empfing er in Würzburg die Priesterweihe. Ende 2017 wurde er durch die Amtskirche mit Berufsverbot belegt, nachdem er sich offen zu seiner Frau Bettina bekannt hatte.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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