G7-Gipfel belanglos – das Kreuz musste weg

Der G7-Gipfel in Münster ist zu Ende gegangen. Ein Kommentar von Georg Habenicht.
Ein Kreuz steht im Friedenssaal im Historischen Rathaus an der Nordwand mit dem dominierenden Wandschrank. Das Auswärtige Amt hat das Kreuz entfernen lassen.
Der westfälische Friede von 1648 steht im Namen des Kreuzes. Niemand sollte sich fortan auf das Kreuz berufen können, wenn er Krieg führte.Foto: Guido Kirchner/dpa
Von 10. November 2022

Am Freitag, den 5. November, ist der G7-Gipfel in Münster zu Ende gegangen. Die Ergebnisse sind der Rede nicht wert. Das eigentliche Thema der ganzen Veranstaltung indessen ist, dass das Kreuz weg musste.

Der „Eingriff“ geriet im Nachgang zum Eklat. Jetzt zerstört er den gleichermaßen weltläufigen wie offenherzigen Nimbus des Auswärtigen Amtes samt seiner Chefin Annalena Baerbock.

Auf Anordnung des Auswärtigen Amtes wurde im historischen Friedenssaal im Rathaus von Münster, wo die G7-Runde tagte, ein altes historisches Standkreuz entfernt. Im Nachhinein schiebt die deutsche Außenministerin die Verantwortung weit von sich.

Das Ganze sei ohne ihr Wissen durch ihr Amt veranlasst worden. Frau Baerbock bedauert den Vorgang. Oberbürgermeister Lewe bedauert ebenfalls. Überhaupt bedauern jetzt alle. Aber niemand stellte das übrigens künstlerisch hochwertige Kreuz von ca. 1540 wieder zurück an seinen Platz.

Das Kreuz zu Münster durchkreuzt das schöne Image

Warum hatte kein Verantwortlicher den Mut, sich der kurzsichtigen und ahistorischen Anordnung des Auswärtigen Amtes zu widersetzen? Der Friedenssaal ist ja nur deshalb Ort des G7-Gipfels geworden, um in einer Zeit, da wieder Krieg in Europa herrscht, ein Zeichen zu setzen. Denn hier wurde 1648 der westfälische Friede besiegelt.

Paragraph 1 des Friedens formuliert das allgemeine umfassende Friedensgebot: „Es möge ein christlicher allgemeiner und immerwährender Friede“ herrschen (pax sit Christiana, universalis, perpetua).

Der westfälische Friede steht im Namen des Kreuzes. Niemand sollte sich fortan auf das Kreuz berufen können, wenn er Krieg führte (was davor der Fall war). Dagegen kann eigentlich nur der Kriegstreiber etwas haben.

Nazis entfernten 1936 im Münsterland Kreuze

Als die Nazis 1936 befahlen, im Land Oldenburg alle Kreuze in Schulen und öffentlichen Gebäuden zu entfernen, kam es im Oldenburger Münsterland, das dem Bistum Münster unterstand, zum kollektiven Widerstand.

Dieser war so vehement, das der oldenburgische Gauleiter den umstrittenen Kreuzerlass zum Teil zurücknahm. Der münsterische Bischof Clemens August Graf von Galen, der „Löwe von Münster“, dankte den Katholiken im oldenburgischen Münsterland in einem Hirtenbrief für ihren mutigen Widerstand mit den Worten, ihre Haltung möge für alle Christen weit hinaus über die Grenzen ihrer Heimat Vorbild und Beispiel sein.

Ob den deutschen Kreuzabhängern und Kreuzentfernern von heute eigentlich klar ist, in welcher fatalen Kontinuität sie sich bewegen? Im Jahr 2022 sich zu weigern, das Kreuz zu entfernen, dazu braucht es wahrlich nicht viel. 1936 schon!

Das künstlerisch bedeutsame Standkreuz im Friedenssaal steht nicht grundlos in der sogenannten Bürgermeisterbank. Es sollte die hohen Herren daran erinnern, demütig, weise und vor allem gnädig zu urteilen und Recht zu sprechen. Das hatte Format. Unsere Politiker handeln wie „Zwerge“, die sich aufblasen zu Weltenlenkern.

Ohne Kreuz kein Kompass?

Will man über das Menschenbild einer Epoche reden, muss man zuerst über ihr Gottesbild sprechen. Man muss nicht ans Kreuz glauben, um einen inneren Kompass zu haben. Aber mit geht es offenbar besser. Die Entbindung von Gott hat unsere Funktionseliten stark verunsichert. Gott ist tot – und wir haben ihn getötet, wird Nietzsche zitiert.

Eigentlich haben wir nur die Nabelschnur durchtrennt: Eine Entbindung. Ihr folgten dann alle weiteren. Hier wirken tektonische Kräfte. Sie umzulenken, dafür reicht die Kraft von Worten nicht. Das schafft nur eine tiefe, existentielle Krise.

Religio bedeutet im Lateinischen Bindung, genauer: Rückbindung. Ist die Rückbindung zum Göttlichen gekappt, fangen die Menschen an zu schwimmen. Da hilft auch nicht der Versuch, die innere Leere mit Ersatzreligionen verschiedenster Art zu bekämpfen.

Dr. Georg Habenicht studierte bei Karl Arndt und Hartmut Boockmann in Göttingen Kunstgeschichte und Geschichte. Er ist ein herausragender Kenner des Spätmittelalters. Seit 2012 publiziert er zu Fachthemen im Michael Imhof Verlag und hält Vorträge auf internationalen Konferenzen.

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Unsere Buchempfehlung

Alle Völker der Welt kennen den Teufel aus ihren Geschichten und Legenden, Traditionen und Religionen. Auch in der modernen Zeit führt er – verborgen oder offen – auf jedem erdenklichen Gebiet seinen Kampf gegen die Menschheit: Religion, Familie, Politik, Wirtschaft, Finanzen, Militär, Bildung, Kunst, Kultur, Medien, Unterhaltung, soziale Angelegenheiten und internationale Beziehungen.

Er verdirbt die Jugend und formt sich eine neue, noch leichter beeinflussbare Generation. Er fördert Massenbewegungen, Aufstände und Revolutionen, destabilisiert Länder und führt sie in Krisen. Er heftet sich - einer zehrenden Krankheit gleich - an die staatlichen Organe und die Gesellschaft und verschwendet ihre Ressourcen für seine Zwecke.

In ihrer Verzweiflung greifen die Menschen dann zum erstbesten „Retter“, der im Mantel bestimmter Ideologien erscheint, wie Kommunismus und Sozialismus, Liberalismus und Feminismus, bis hin zur Globalisierungsbewegung. Grenzenloses Glück und Freiheit für alle werden versprochen. Der Köder ist allzu verlockend. Doch der Weg führt in die Dunkelheit und die Falle ist bereits aufgestellt. Hier mehr zum Buch.

Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop

Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.

Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.

Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion