Peter Haisenko: Merkels Klimapaket „vergisst“ den Lkw-Verkehr

In Deutschland sind mehr als drei Millionen Lkw angemeldet. Das heißt, ein Lkw pro etwa 26 Einwohner. Bereits an dieser Zahl wird deutlich, dass es eine Überversorgung an Transportkapazitäten in Deutschland gibt, denn dazu kommt noch der Schienenverkehr.
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In jedem Fall ist so gesichert, dass mindestens 100 Kilogramm pro Bürger und Tag durch Deutschland transportiert werden. Angesichts der Zahlen stellt sich jedem denkenden Menschen die Frage, was da alles transportiert wird und vor allem warum.Foto: iStock
Von 26. September 2019

Immer wenn ich auf der Autobahn unterwegs bin frage ich mich, was die unzähligen Lkw überhaupt transportieren. Wie viel CO2 stoßen sie dabei aus und das möglicherweise unnötig? Ein Blick in die Statistiken offenbart Zahlen, die nur noch als blanker Irrsinn bezeichnet werden können.

In Deutschland sind mehr als drei Millionen Lkw angemeldet. Das heißt, ein Lkw pro etwa 26 Einwohner. Bereits an dieser Zahl wird deutlich, dass es eine Überversorgung an Transportkapazitäten in Deutschland gibt, denn dazu kommt noch der Schienenverkehr. Diese drei Millionen Lkw legen pro Jahr 62 Milliarden Kilometer auf deutschen Straßen zurück.

Angenommen die durchschnittliche Streckenlänge beträgt 300 Kilometer, sind das 200 Millionen Fahrten pro Jahr. Folglich führt jeder dieser Lkw pro Bürger und Jahr zweieinhalb Fahrten durch. Wieder angenommen, jede Fuhre hat durchschnittlich 20 Tonnen, werden pro Bürger und Jahr 50 Tonnen transportiert – oder 137 Kilogramm pro Tag. Diese grobe Schätzung zeigt, dass da irgendetwas aus dem Ruder gelaufen ist. Um dieses Missverhältnis offenzulegen, habe ich noch eine andere Statistik bemüht.

Irrsinniger Kraftstoff-Verbrauch für unsinnige Transporte

Allein an Nahrungs- und Genussmitteln werden jedes Jahr 320 Tonnen mit Lkw transportiert. Das entspricht einem Zehntel der gesamten Transportmenge. Wiederum heruntergebrochen auf den einzelnen Bürger heißt das, dass pro Bürger und Jahr vier Tonnen Nahrungs- und Genussmittel transportiert werden, oder elf Kilogramm pro Tag. Das ist nun eine belastbare Zahl, errechnet aus der offiziellen Statistik.

Hier wird noch deutlicher, dass offensichtlich die Mehrzahl dieser durchgeführten Transporte nicht sinnvoll sein kann – und zwar mindestens im Faktor zehn. Verglichen mit meiner groben Schätzung oben zeigt das aber auch, dass tatsächlich pro Bürger und Tag nach dieser Statistik 110 Kilogramm transportiert werden. Wie gesagt, die gesamte Transportmenge ist zehnmal höher, also 3,2 Milliarden Tonnen pro Jahr. In jedem Fall ist so gesichert, dass mindestens 100 Kilogramm pro Bürger und Tag durch Deutschland transportiert werden.

Angesichts dieser Zahlen stellt sich jedem denkenden Menschen die Frage, was da alles transportiert wird und vor allem warum. Manch einer mag sich noch erinnern an die Milchtransporte über den Brenner nach Italien und wieder zurück. „Trasporto Latte“ stand auf den silberglänzenden Kesselwagen. Diese ökonomisch und ökologisch sinnlosen Transporte wurden durchgeführt, um die jeweils gültigen Subventionen abzugreifen. Weil aber zu viele Bürger sehen konnten, wie die Kesselwagen hin und zurück fuhren, und kritische Fragen stellten, wurde dieser Subventionswahnsinn gestoppt und es gibt schon seit Jahren diese Transporte nicht mehr.

Die Frage bleibt aber offen, wie viele sinnlose Transporte nach wie vor durchgeführt werden, die nicht so offensichtlich erkennbar sind. Es müssen aber sehr viele sein, denn niemand muss mit zehn Kilo Nahrungsmitteln pro Tag versorgt werden.

Abgesehen davon, dass die Autobahnen mit der Unzahl an Lkw überlastet sind, wird hier eine Unmenge an Kraftstoff verbraucht und somit CO2 in die Luft geblasen (nicht zu vergessen NOx und Feinstaub).

Dazu die nächste kleine Rechnung: Ein moderner Lkw verbraucht etwa 30 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Bei den dokumentierten 62 Milliarden Kilometer pro Jahr werden so jedes Jahr 18 Milliarden Liter Diesel verbrannt. Ein Liter davon produziert 2,64 Kilogramm CO2. Das ergibt in Summe 47,52 Millionen Tonnen CO2, die vom Lkw-Verkehr in Deutschland pro Jahr ausgestoßen werden.

Um das in Relation zu setzen sei angemerkt, dass das etwa fünf Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Deutschland ausmacht, der letztes Jahr etwas weniger als 800 Millionen Tonnen betrug. Ist das also vernachlässigbar? Eher nicht, denn der reine CO2-Ausstoß durch den Kraftstoffverbrauch ist nicht die einzige Komponente, die der LKW-Verkehr verursacht. Herstellung und Reifenabrieb etc. kommen dazu.

Für den Transportwahnsinn muss der Steuerzahler doppelt bezahlen

Eines sollte aber hier schon klar geworden sein: Will man wirklich etwas ideologiefrei für die Umwelt tun – das mit dem Klima lasse ich bewusst aus –, muss das gesamte Transportwesen auf seine echten Notwendigkeiten untersucht und reduziert werden. Ich halte es nicht für übertrieben, dass die Transporte mehr als halbiert werden können, ohne jemandem zu schaden.

Natürlich können dann nicht mehr alle Subventionen abgegriffen werden und so wäre es für die Umwelt sowieso das Beste, wenn möglichst alle Subventionen abgeschafft würden. Zu dem Transportwahnsinn kommt nämlich noch hinzu, dass der Verbraucher, der Steuerzahler, sowohl die Transporte als auch die Subventionen bezahlen muss.

Ich halte also fest, dass nicht nur der Umwelt geholfen wäre, sondern auch dem Geldbeutel der Bürger, wenn dem Transportwahnsinn Einhalt geboten würde. Man könnte mehr als zwei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes einsparen, aber diese Forderung ist im Programm der Grünen nicht enthalten.

Damit komme ich noch auf die gesamte Thematik zu sprechen. Ginge es nach den Grünen, würden Ölheizungen demnächst komplett verboten. Natürlich wird eine derart verblödete Forderung im Sommer formuliert. Aber wie will man dann die Wohnungen heizen? Mit Holz geht ja auch nicht, denn Holzöfen rauchen ja nicht mehr, sie produzieren jetzt Feinstaub. Also mit Strom, der aus den abgeschalteten Kohle- und Kernkraftwerken nicht mehr kommen kann? Mit dem Strom, den bereits die Elektroautos verbraucht haben? Oder gar mit dem Gas von den bösen Russen, die uns dann im Winter erfrieren lassen können?

Auch die wunderbaren Diskussionen über „Fahrradautobahnen“ – das Wort ist an sich ein Oxymoron – werden natürlich im Sommer angeheizt. Wer glaubt ernsthaft, dass das Fahrrad bei Regen, Schnee, Eis und Kälte das Transportmittel der Wahl sein kann, um pünktlich und ordentlich zur Arbeit zu kommen? Und nein, Holland ist kein taugliches Vorbild, denn dort ist Schnee die große Seltenheit und das Land ist flach.

Die gesamte Diskussion um Klima und Umwelt ist ideologisch und verlogen

Ein weiteres Thema wird überhaupt nicht angefasst und das sind die Klimaanlagen. Weniger bei uns, aber massiv in südlicheren Regionen – und flächendeckend in den USA – sind Klimaanlagen die großen Energiefresser. Alle größeren Gebäude zum Beispiel am persischen Golf sind schlicht unbetretbar, wenn der Strom für die Klimaanlagen ausfällt. Wenn also über Energieeinsparung im weltweiten Maßstab gesprochen wird, dann muss man sich zurückbesinnen auf Bauweisen, die bewohnbare Gebäude ohne Klimaanlagen geschaffen hatten. Oder auch darüber diskutieren, ob es wirklich notwendig ist, Gebäude auf extrem niedrige Temperaturen zu kühlen, nur um für Schlips- und Anzugträger ein angenehmes Klima zu bieten.

Ist es da nicht sinnvoller, auch in Banken und Büros eine klimaangepasste Kleidung einzuführen, anstatt riesige Mengen an Energie zu verblasen? Letztlich auch bei uns im Sommer? Warum ist das kein Thema? Wo sind die Grünen geblieben, wenn in Katar ganze Stadien auf Wintertemperaturen herunter gekühlt werden, damit ausgerechnet dort Meisterschaften stattfinden können?

Die Krone der Verlogenheit wird dem Ganzen aber aufgesetzt mit der Verteuflung des Dieselmotors. Wenn es wirklich ums CO2-Einsparen ginge, um die Rettung des Klimas, dann müssten Benzinmotoren verboten werden, denn Diesel brauchen einfach 30 Prozent weniger Treibstoff und produzieren so analog weniger CO2.

Um den Holzverbrauch zu reduzieren müsste Bürokratie mit dem zugehörigen Papierverbrauch reduziert werden. Der Genderwahnsinn trägt auch zu erhöhtem Papierverbrauch bei, denn Texte werden zwanghaft länger, wenn jedes Mal beide Geschlechter genannt werden müssen. Das Verbot von Strohhalmen soll die Welt retten, aber die Unsitte mit den Einwegbechern der Großkonzerne wird ausgenommen.

Es gäbe noch eine Vielzahl von Beispielen, wie unsere Welt ohne ernsthafte Einschnitte ökologischer gestaltet werden könnte und noch dazu viel Geld gespart. Merkels Klimapaket zeigt eines auf: Es geht weder um Klima noch um Umwelt.

Das Ziel ist vielmehr, mit großer medialer Unterstützung dem Bürger neue Steuern aufzubürden, oder wie auch immer man das nennen wird.

Und natürlich neue Verbote einzuführen, um die Menschen scheibchenweise unter totale Kontrolle zu bringen – weltweit. Die gesamte Diskussion um Klima und Umwelt ist rein ideologisch und keineswegs am angeblichen Thema orientiert. Das ist dadurch ersichtlich, in welcher Weise die Medien uns massiv mit dem Thema zuschütten, um uns umzuerziehen zu braven, politisch korrekten Schafen, die auch noch glauben, dass das „nur zu unserem Besten ist“. Immer, wenn das als Überschrift missbraucht wird, sollte man sehr aufmerksam sein, denn zumeist ist das Gegenteil die Wahrheit.

 

Zuerst erschienen auf  www.anderweltonline.com

Peter Haisenko, Verkehrspilot, war nach seiner Ausbildung bei der Lufthansa 30 Jahre im weltweiten Einsatz als Copilot und Kapitän.  Seit 2004 ist er tätig als Autor und Journalist. Er gründete den Anderwelt Verlag. www.anderweltonline.com/

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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