US-Wettrüsten mit China – Wer bestimmt die künftige Richtung der Sicherheitspolitik in Asien?

Könnte eine forcierte Stationierung amerikanischer Mittelstreckenwaffen in Asien China an den Verhandlungstisch zur Rüstungsbegrenzung zwingen? Rick Fisher, Mitglied des International Assessment and Strategy Center, entwickelt in diesem Artikel seine Ideen dazu.
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Südkoreanische Raketenstreitkräfte bei einer Parade im Jahr 2013.Foto: JUNG YEON-JE/AFP/Getty Images

Ein sich beschleunigendes Wettrüsten wird den Wettbewerb um den strategischen Vorsprung zwischen den Vereinigten Staaten und China bestimmen. Die Wahrnehmung der amerikanischen Schwäche könnte China dazu verleiten, einen Krieg zu riskieren. Es geht darum, ob zukünftige Generationen von einer vorherrschend liberal-demokratischen Ordnung profitieren oder von einer sich ausbreitenden antidemokratischen und unfreien Ordnung beherrscht werden, die von der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) organisiert, geführt und bewaffnet durchgesetzt wird.

Nicht nur, dass die Vereinigten Staaten jetzt um den Aufbau einer angemessenen Raketenabwehrkapazität in Asien kämpfen, sondern sie kämpfen auch mit Peking darum, wer die Führung und Kontrolle über das Narrativ der strategischen Zukunft Asiens übernehmen wird.

Nach Jahren des Betrugs durch Russland und 30 Jahren, in denen China beim Aufbau seiner Theaterraketenkräfte (Der Begriff Theater im Zusammenhang mit Raketen beschreibt in der Diktion des US-Militärs ballistische Gefechtsfeldraketen mit einer Reichweite zwischen 500 und 3500 Kilometer) nur zugesehen wurde, ist Washington am 2. August aus dem Vertrag mit Russland über nukleare Mittelstreckenraketen (INF) aus dem Jahr 1987 ausgestiegen. Dieser Vertrag hinderte beide daran, bodengestützte Raketen mit 500 km bis 5.500 km Reichweite zu stationieren.

Am nächsten Tag erklärte Verteidigungsminister Mark Esper in Australien, er wolle, dass die Vereinigten Staaten innerhalb von „Monaten“ Mittelstreckenraketen in Asien stationieren, obwohl die Stationierung neuer landgestützter Raketen mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.

USA haben keine landgestützten Mittelstreckwaffen in Asien stationiert

Heute haben die Vereinigten Staaten keine bodengestützten Raketen der Theaterkategorie in Asien, während China etwa 1.800 ballistische Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper besitzt. Aber das hinderte Peking nicht daran, die letzte Woche damit zu verbringen, Washington zum Angreifer zu machen und Drohungen gegen Länder auszusprechen, die mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten könnten, und jeden Vorschlag, dass China sich dem Rüstungskontrollabkommen anschließen sollte, als „unfair“ zu bezeichnen.

Das war der Tenor einer Pressekonferenz vom 6. August durch Fu Cong, Generaldirektor des Büros für Rüstungskontrolle und Abrüstung des chinesischen Außenministeriums.

Fu erklärte: „China wird nicht tatenlos zusehen und gezwungen sein, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wenn die USA in diesem Teil der Welt bodengestützte Raketen mit mittlerer Reichweite stationieren.“ Fu behauptete, dass es eine „große Lücke“ zwischen den nuklearen Arsenalen Chinas und der Vereinigten Staaten und Russlands gäbe, und sagte dann: „Ich halte es nicht für vernünftig oder gar fair, von China zu erwarten, dass es sich in diesem Stadium an Verhandlungen über die Reduzierung der Nuklearwaffen beteiligt“.

Fu verteidigte auch Chinas Recht, Raketen auf „chinesischem Territorium“ zu stationieren, den umstrittenen Inseln im Südchinesischen Meer, die China zu Militärbasen gemacht hat. Indem sie ballistische Mittelstreckenraketen (IRBMs) auf ihrer Basis auf dem Mischief Reef installieren, sind sie in der Lage, Australien anzugreifen.

USA entwickeln neue Mittelstreckenwaffen

Da Washington neue Mittelstreckenraketen entwickelt und stationiert, muss es auch schnell arbeiten, um die Kontrolle über die Raketen- und Rüstungskontrollnarrative in Asien zu erlangen. Hier sind drei Themen, die Washington hervorheben sollte:

Erstens ist China seit dreißig Jahren der Hauptteilnehmer am asiatischen Raketenwettrüsten. 1991 stationierte das chinesische Militär (PLA) ihre ersten DF-21 Mittelstreckenraketen (MRBM) mit einer Reichweite von 1.700 km. Bis etwa 2010 wurde daraus der hochpräzise radargesteuerte Gefechtskopf DF-21C und die ballistische Anti-Schiff-Rakete DF-21D entwickelt.

Im Jahr 2015 kam die DF-16 mit einer Reichweite von 1.000 km hinzu, die auch eine radargesteuerte Gefechtskopfvariante, die DF-16B, aufweist. Ebenfalls 2015 wurde die Mittelstreckenrakete DF-26 (IRBM) mit einer Reichweite von 4.000 km vorgestellt, die eine Anti-Schiff-Variante, wahrscheinlich die DF-26B, hat. Von Land aus können die DF-21, DF-16 und DF-26 alle US-Streitkräfte in Südkorea, Japan, Guam und große Schiffe der US-Marine bei Guam angreifen.

Aber das ist noch nicht alles; 2009 wurde der Bomber der Xian Aircraft Corporation H-6K in Dienst für die PLA Air Force gestellt. Es handelt sich um eine weitreichend aktualisierte Version des sowjetischen mittleren Bombers Tupolev Tu-16 aus den 1950er Jahren, mit modernem Radar und moderner Elektronik und Pylonen, die sechs CJ-20-Cruisemissiles mit einer Reichweite von 2.000 km tragen können. Eine weitere Version des H-6 könnte bald mit einer MRBM bewaffnet sein, die von einem Flugzeug abgefeuert werden kann, schließlich ist die PLA im Begriff, Asiens ersten Hyperschall-Gleitflugkörper (HGV), die DF-17, in sein Waffenarsenal aufzunehmen.

Angesichts offener Quellen, die über mögliche Basen für PLA Raketenstreitkräfte mit Mittelstreckenraketen berichten, sowie der Anzahl der H-6K-Einheiten und Raketendepots könnte die PLA heute über 1.800 Mittelstreckenraketen verfügen, mit denen sie US-Truppen in Asien und den USA angreifen kann.

Zweitens sollte Washington klarstellen, dass China sich weigert, einem Land zu erlauben, sich gegen Chinas Raketen zu verteidigen. Im Jahr 2016 überzeugte die Obama-Administration Südkorea nach großen Anstrengungen, den Einsatz des Terminal High Altitude Area Defense (THAAD)-Raketensystems zur Verteidigung gegen nordkoreanische Langstreckenraketen zu akzeptieren. China reagierte mit einer wütenden Kampagne von Mobbing und Schikanen, die es im November 2017 schaffte, Seoul dazu zu bringen, THAAD auf eine einzige Einheit zu beschränken.

China ist bereit, diese Taktik zu wiederholen. Am 9. August rief der ehemalige stellvertretende Kommandant der Militärregion Nanjing, General Wang Hongguang, der häufig militärische Drohungen in den chinesischen Medien ausspricht und für die Tencent Webseite schreibt, dazu auf, den „wirtschaftlichen Handel und verschiedene Beziehungen“ zu Ländern, die den Einsatz von US-Raketen erlauben, zu überdenken.

Ein drittes Thema, das Washington vorantreiben sollte, ist, dass Chinas langjährige Weigerung, an Rüstungskontrollverhandlungen teilzunehmen, bedeutet, dass China seine Fähigkeit, Demokratien anzugreifen, höher als den Wunsch nach Stabilität schätzt. Chinas Behauptungen, dass die Vereinigten Staaten und Russland mehr Atomsprengköpfe für Interkontinentalraketen besitzen, entschuldigt China nicht davon, dass es keine Verhandlungen über Stabilität bei regionalen Raketen und Atomwaffen wünscht.

Washington sollte betonen, dass aus chinesischer Sicht die Rüstungskontrolle nur deshalb „unfair“ ist, weil sie das Ziel der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), das demokratische Taiwan zu erobern und eine Hegemonie in Asien zu errichten, gefährdet. Die Überlegenheit der regionalen chinesischen Atom- und Raketenrüstung stellt die Glaubwürdigkeit der militärischen Abschreckung der USA in Frage, schwächt die Bündnispartner der USA und fördert die Ziele Chinas.

Funktioniert „Totrüsten“ wie im Fall der Sowjetunion auch bei China?

Washington sollte eine Strategie entwickeln, die den Aufbau von US-Raketenkräften auf US-Territorien wie Guam kombiniert mit der Bitte um Stationierungen bei Verbündeten, während man den Verbündeten und Partnern neue Langstreckenraketen und/oder deren Technologie anbietet. Dies wiederum sollte mit einem multilateralen Dialog mit den Verbündeten und Partnern kombiniert werden, der zu einer gemeinsamen Agenda führt, um die chinesische Aggression abzuschrecken und China davon zu überzeugen, endlich an Verhandlungen zur Reduzierung von Atom- und Raketenwaffen teilzunehmen.

Für beide Seiten sind die Einsätze sehr hoch. Für die Vereinigten Staaten, ihre Verbündeten und Partner, bedeutet der Erfolg, dass sie den Krieg mit China zuverlässig verhindern können, so dass vielleicht mehrere zukünftige Generationen weiterhin relativen Frieden genießen können.

Für die KPCh bedeutet die Ablehnung ihrer Eroberungs- und Hegemonieambitionen, dass sie lernen muss, friedlich mit den Demokratien zu leben, was die Chancen erhöht, dass die Partei Reformen zur Vermeidung einer eventuellen gewalttätigen Revolution entwickelt, wie es heute in Hongkong zu sehen ist.

Rick Fisher ist Senior Fellow des International Assessment and Strategy Center.

Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von al)
Originalartikel: Arms Racing With China: Battle for the Missile Race Narrative

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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