Vera Lengsfeld erhält Gerhard-Löwenthal-Preis: Die Laudatio von Angelika Barbe

Die Publizistin Vera Lengsfeld und der Journalist Alexander Wendt wurden am Wochenende in der Zidatelle Spandau vor mehr als 300 Gästen mit dem Gerhard-Löwenthal-Preis 2019 ausgezeichnet.
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Keine Gewalt – ist auch das publizistische Motto von Vera LengsfeldFoto: Screenshot
Von 26. November 2019

Lengsfeld erhielt den Preis, der in Zusammenarbeit mit der „Jungen Freiheit“ verliehen wird, vor allem für ihr unermüdliches Wirken für die Presse- und Meinungsfreiheit. Die Laudatio hielt die ebenfalls als Bürgerrechtlerin bekannt gewordene Aktivistin und Politikerin Angelika Barbe.

Angelika Barbes Laudatio für Vera Lengsfeld

Der Gerhard-Löwenthal-Ehrenpreis für besondere publizistische Verdienste ist dem Journalisten Gerhard Löwenthal gewidmet, der im Osten von SED-Gegnern verehrt wurde und unter ihnen einen Kultstatus genoß. Bei der führenden Partei der DDR dagegen war er verhaßt, weil er öffentlich machte, was die SED verschweigen wollte – die Inhaftierung politisch Unschuldiger, die Flüchtlingszahlen, die Schüsse an der Mauer, die Hilferufe der Ausreiseantragsteller.

Im real existierenden Sozialismus herrschte die Diktatur des Proletariats. Die führenden Ober-Proletarier diktierten das „Leben der anderen“ im Arbeiter-und-Bauernparadies und die Sprache. Kritik war Hetze – und Kritiker Hetzer. Die roten Sozialisten hatten ihren Orwell studiert und machten ihn sich zunutze.

Gerhard Löwenthal moderierte bis 1987 das ZDF-Magazin

Das waren die Zeiten, als das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) noch eine hohe Einschaltquote erreichte. Besonders von den SED-Gegnern im Osten wurde Gerhard Löwenthals Sendung Kennzeichen D sehnsüchtig erwartet. Er war der Anti-Schnitzler, der den SED-Machthabern in 585 Sendungen des ZDF-Magazins über etwa 20 Jahre hinweg die Maske vom Gesicht riss. „Sagen, was ist“, war seine Devise, er war kein Haltungsjournalist Merkelscher Prägung.

Löwenthal nannte rebellierende Studenten öffentlich „marxistische Wirrköpfe, die einem neuen Totalitarismus den Boden bereiten“. Er wurde bekämpft, oft sogar körperlich angegriffen. Die Entspannungspolitik bezeichnete er als „Wandel durch Anbiederung“.

Westliche Geheimdienste hielten die Bedrohungslage Löwenthals durch RAF-Terroristen für sehr hoch, weshalb er Personenschutz bekam. Löwenthal kämpfte für die Stationierung westlicher Raketensysteme und gegen die westdeutsche Friedensbewegung, die von Stasi-Agenten durchsetzt war. Nach dem Mauerfall kam er in den Osten, um die Bürgerrechtsbewegung und den Aufbau der DSU zu unterstützen.

Wie sich die Zeiten gleichen und die Helden

Vera Lengsfeld wurde 1952 in Sondershausen geboren. Sie studierte Geschichte und Philosophie, engagierte sich seit 1981 in der DDR-Friedens-und Umweltbewegung, wurde deshalb mit einem Berufsverbot bestraft. Am 17. Januar 1988 machte sie sich allein auf den Weg zur offiziellen Rosa-Luxemburg-Demonstration der SED. Sie trug ein Plakat mit Artikel 27 der DDR-Verfassung: „Jeder Bürger der DDR hat das Recht, den Grundsätzen dieser Verfassung gemäß seine Meinung frei und öffentlich zu äußern.“

Sie wurde festgenommen und in einem öffentlichen Prozeß wegen „Zusammenrottung“ zu sechs Monaten Haft verurteilt. Ihr Anwalt Wolfgang Schnur verabredete gegen ihren Willen die Abschiebung nach England. Am 9. November kehrte sie in die DDR zurück und erlebte den Mauerfall an der Bornholmer Straße.

Sie wurde am 18. März 1990 für die Grüne Partei in die erste freigewählte Volkskammer gewählt, dann für Bündnis 90 in den Bundestag. Erst nach der Öffnung der Stasi-Akten erfuhr sie, daß 49 Spitzel sie überwacht hatten, darunter ihr Mann und Anwalt Schnur.

Die Linke will in der Auseinandersetzung mit der Geschichte des linken Totalitarismus in Deutschland bis heute die Deutungsmacht behaupten und hat seit langem die Bürgerrechtsbewegung der DDR entmündigt und für sich instrumentalisiert. Deshalb wirkte es wie ein Paukenschlag, als sechs Politiker von B’90/Die Grünen, darunter Vera Lengsfeld, und eine Sozialdemokratin, 1996 zur CDU wechselten. Ein bloßer Austritt hätte kaum Aufsehen erregt. Er wäre von den Parteiführungen sicher „mit Bedauern und Respekt“ zur Kenntnis genommen worden. Aber in die CDU eintreten, einen solchen Tabubruch beging man in solchen Kreisen nicht, die sich selbst als fortschrittlich bezeichneten.

Nicht zulassen, daß Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte diskreditiert werden

Die SPD hatte sich vom antitotalitären Konsens längst verabschiedet. Die Höppners und Ringstorffs betrachteten die SED/PDS von Anfang an nicht als politischen Gegner, sondern als stille Machtreserve. Die Grünen waren erbost, hatten sie doch gerade erst die Ostdeutsche Gunda Röstel zur Parteisprecherin gewählt Es ging um die Grundfrage der gesamtdeutschen Demokratie – um den Umgang mit der SED/PDS.

Vera Lengsfeld begründete ihren Wechsel damit, daß aus der „schleichenden Annäherung der Grünen an die SED/PDS endgültig eine offene Anbiederung“ geworden sei. Sie wolle nicht zulassen, daß Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte diskreditiert werden. Die antidemokratische Zielsetzung der SED/PDS werde verharmlost, einen Unvereinbarkeitsbeschluß für Koalitionen mit den Kommunisten hatten die Grünen nicht. Joschka Fischer wollte die SED/PDS „nicht auf Dauer ausgrenzen“.

Das Grundgesetz kennt kein imperatives Mandat. Jeder Wähler in Thüringen war sicher, daß ihre Abgeordnete Vera Lengsfeld weder als Grüne, noch als Christdemokratin mit der SED zusammenarbeiten würde. Sie ist ihren Wählern nie untreu geworden. Denn die Haltung zur SED ist für sie eine Grundfrage der Demokratie.

Der politische Gegensatz zwischen links und rechts macht das Wesen der Demokratie aus

Der italienische Philosoph Noberto Bobio verweist darauf, daß der politische Gegensatz zwischen links und rechts, zwischen Regierenden und Opposition das Wesen der Demokratie ausmacht und mit demokratischen Mitteln ausgefochten werden muß. Die Front verlaufe nicht zwischen links und rechts, sondern zwischen Demokraten und Antidemokraten.

Freiheit hat sich noch niemals auf Dauer unterdrücken lassen. Aber wie erlangt man dieses unschätzbare Gut? Ist es so, wie Perikles behauptet, daß Voraussetzung für die Freiheit der Mut ist? In Diktaturen bekommt man die Freiheit jedenfalls nicht geschenkt und schon gar nicht von den Machthabern, sondern muß sie den Herrschern mühsam und couragiert abtrotzen.

Wenn wir dem Befehl einer Autorität gegenüberstehen, liegt es immer an uns, kritisch zu beurteilen, ob es moralisch zulässig ist, diesem Befehl zu gehorchen.

Mutig und unbeugsam

Vera Lengsfeld ist eine mutige unbeugsame Frau, wobei nicht der Gratismut unserer Friday`s for Future-Hüpfjugend gemeint ist. Auch nicht der feige Kleinmut eines Thierse, der im DDR-Kulturministerium hinter der Gardine stand und erst Mitte Januar 1990 zur SPD stieß, um den Lohn jahrelanger Zivilcourage anderer einzuheimsen (Anmerkung JFB: heute ist Wolfgang Thierse Schirmherr der Amadeu Antonio Stiftung). Das Prädikat „Bürgerrechtler“ gab es zu DDR-Zeiten nicht. “Feindlich-negative Konterrevolutionäre“ wurden von der Stasi bespitzelt und als „subversive Elemente“ ausgegrenzt. Jetzt wollen sich viele Maulhelden anheften, was sie nicht verdienen, weil sie abgesichert als Pfarrer in der DDR-Kirche Schutz fanden oder sich nachträglich selbst glorifizieren.

Der Mut der Bürgerrechtler speiste sich aus der Überzeugung, daß ihr Widerstand gegen das Unrechtsregime sinnvoll war, obwohl sie nicht wußten, ob sie jemals Erfolg haben würden. Ihre Waffe war die Wahrheit. Und zwar die ganze Wahrheit und nicht die halben Wahrheiten und ganzen Lügen Gysis oder Stolpes oder Merkels.

Vera Lengsfeld spürte immer, wo die Wahrheit zu finden ist, auch wenn sie durch die Manipulation der Mächtigen oft bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet wird. Sie spürte sie als 16-Jährige bei der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 durch sowjetische Panzer und die Verleumdung der Toten durch die DDR-Medien als „Aufgehetzte“. Sie spürte sie 1996, als sie den Grünen den Rücken kehrte und sie spürte sie, als Angela Merkel die Werte der CDU verriet und sich selbst ermächtigte.

„Ein Gewissen haben heißt, sich dort die Freiheit zu nehmen, wo keine mehr ist. Wenn Gewissen Macht ist, dann eine Macht, die uns zur Freiheit fähig macht“.

Ulrich Schacht ermutigt die Ohnmächtigen, ihrem Gewissen zu folgen und damit Freiheit zu gewinnen. Deshalb initiierte Vera die Gemeinsame Erklärung 2018, die zur Solidarisierung von friedlichen Protesten gegen die Masseneinwanderung und zur Wiederherstellung der „rechtstaatlichen Ordnung an den Grenzen unseres Landes“ aufrief und 160.000 Unterschriften erhielt. Sie alle nehmen Albert Einsteins Mahnung ernst: „Blinder Glaube an die Obrigkeit ist der schlimmste Feind der Wahrheit.“

Die Debatte nicht den „linken Eliten“ überlassen

Vera Lengsfeld kommentierte auf ihrem Blog nach den Landtagswahlen in Sachsen auch Reaktionen von Demokratieleugnern: Weil das alles nicht den gewünschten abschreckenden Effekt hatte, brechen sich nun Vernichtungsphantasien Bahn. „Das Einzige, was diese Bundesländer noch retten kann, ist eine Mischung aus Roter Armeefraktion und Royal Airforce“, sagte Jan Böhmermann im Öffentlich Rechtlichen Fernsehen.

Wer denkt, das sei an Unappetitlichkeit nicht zu toppen, irrt. Ein anderes Exemplar unserer Jugend wünscht sich Napalm auf Sachsen. Alle lachen, niemand widerspricht. Dieses Mädchen bitte nicht beschimpfen. Wir dürfen uns niemals der Mittel dieser Leute bedienen, sonst sind wir nicht besser, als sie. Man kann nicht die Welt verbessern, aber daran arbeiten, ein besserer Mensch zu sein (Anmerkung JFB: ein tugendethischer Ansatz).

Ihr Gewissen schreibt ihr auch die Methode des Vorgehens vor: informieren, Fakten präsentieren und politisch bewerten, logische Widersprüche aufzeigen, die Debatte nicht den selbst ernannten Eliten überlassen, Lügen aufdecken – das ja. Aber nicht aggressiv argumentieren und ohne Schaum vor dem Mund.

Keine Gewalt – ist auch ihr publizistisches Motto

Gerade wurde der Hans-Joachim-Friedrichs-Preis verliehen, der mit dem Grundsatz überschrieben ist, als Journalist Distanz zu halten, sich nicht mit einer Sache gemein zu machen, auch nicht mit einer guten. Dazu fand eine Debatte bei Phoenix statt. Dort wurde das Prinzip der geforderten objektiven Berichterstattung ad absurdum geführt.

Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen fand, das sei nur eine „Kampfformel, von der man wegkommen müsse, um Position in Zeiten der Pseudoskepsis zu beziehen“. Pörksen verkehrt den Sinn von Preis und Überzeugung des Namensgebers in sein Gegenteil und täuscht damit die Öffentlichkeit.

Es drängt sich die Vermutung auf, Gottfried Benn hätte Herrn Pörksen persönlich gekannt, als er folgende Beobachtung zu Papier brachte:

Das Abendland geht nicht zugrunde an den totalitären Systemen, auch nicht an seiner geistigen Armut, sondern an dem hündischen Kriechen seiner Intellektuellen vor den politischen Zweckmäßigkeiten.“

Nach alter Überlieferung verliert jeder seine Hand, der sie in den „Römischen Mund der Wahrheit“ – ein steinernes Relief- steckt, wenn er auf eine Frage lügt. Wie viele Journalisten würden es wagen, ihre Hand in diesen römischen Mund der Wahrheit zu stecken? Die meisten Mainstream- Journalisten hätten Handprothesen, Vera nicht.

 

Der Text der Laudatio erschien zuerst auf Philosophia perennis (PP) von David Berger.

Angelika Barbe hat ihn freundlicherweise David Berger zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt, ebenso JürgenFritz, dessen Veröffentlichung auf JFB wir hier übernehmen.

Er erscheint auch hier mit freundlicher Genehmigung von Angelika Barbe.

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Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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