Frans Timmermans: „Der Islam gehört schon seit 2.000 Jahren zu Europa“

Zuerst wird in der Zukunft das Blaue vom Himmel herunter versprochen, dann die richtige Gegenwartswahrnehmung der Bürger korrigiert, zuletzt die Vergangenheit umgeschrieben. - So schreibt das Gastautor Axel Stöcker in seiner satirischen Betrachtung.
Titelbild
Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans.Foto: Olivier Hoslet/dpa
Von 23. Mai 2019

Erst vor wenigen Tagen schrieb ich auf JFB über die Rekonstruktion der Realität durch unsere Politiker. Zusammengefasst: Über die Zukunft konnten Politiker uns schon immer erzählen, was sie wollten, denn die Zukunft ist noch nicht real. Bei der Gegenwart ist dies deutlich schwieriger, weil diese ja schon real ist und die Realität von den Bürgern wahrgenommen wird (Grün-Wähler natürlich ausgenommen).

Doch hier gibt es erfreulicherweise Fortschritte zu vermelden, wie die jüngste Aussage des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Union, Thorsten Frei (CDU), zeigt. Er sagte: „Eine Zuwanderung in die sozialen Sicherungssysteme wird es mit CDU und CSU nicht geben“. Formal bezieht sich auch diese Aussage auf die Zukunft, aber sie impliziert natürlich, dass es auch gegenwärtig keine Zuwanderung in die Sozialsysteme gebe. Großes Kino, wie den Bürgern hier en passant das Gegenteil dessen suggeriert wird, was tatsächlich der Fall ist. Chapeau!

Doch Frei hat schon wenige Tage später seinen Meister gefunden! Man hätte es ahnen können, denn: Zukunft-Gegenwart-… Was fehlt? Natürlich: die Vergangenheit! Verantwortungsvolle Politik muss auch die Vergangenheitswahrnehmung der Bürger positiv beeinflussen. Ganz besonders gilt dies für kritischen Themen wie zum Beispiel Islam und Islamisierung.

Reconquista heißt ab jetzt nicht mehr Rückeroberung des eigenen Territoriums, sondern Vertreibung der armen Moslems

Wer den Bildungssender ARTE schaut, konnte schon Ende April erahnen, in welche Richtung es geht. In einer Reportage erfuhr man alles – und mehr – über die neue spanische Partei Vox, die „Stimme von Rechtsaußen“. Zum Beispiel, dass „die Ablehnung des radikalen (!) Islam“ ein Erkennungsmerkmal der „neuen Rechtsextremen im Westen“ ist (bei Minute 9:05). Man sollte demnächst also aufpassen, dass man nicht ins Visier des Verfassungsschutzes gerät, wenn man sich beispielsweise gegen die Steinigung von Homosexuellen ausspricht.

Geboten wurden aber auch wichtige Fakten zur spanischen Geschichte, zum Beispiel zur Reconquista. Diese bezeichnet nämlich laut ARTE „den historischen Moment, als die Spanier die Araber von der Halbinsel vertrieben“ (bei Minute 21:23). Wer solche Sätze hört, muss sich über eines im Klaren sein: Man sollte sich auch mal von lieb gewordenen Vorurteilen lösen! Denn wer jetzt anmerkt, dass die Reconquista kein „Moment“, sondern ein 770 Jahre dauernder historischer Prozess gewesen sei, ist einfach ein Erbsenzähler.

Und wer zu bedenken gibt, dass Reconquista nicht „Vertreibung“ sondern „Rückeroberung“ eines zu Recht beanspruchten Territoriums bedeutet, ist schlicht ein abendländischer Nationalist. Wer nämlich die Vertreibung der Araber in der Reconquista gutheißt, der ist auch in der Lage unseren arabischen Mitbürgern in Deutschland die Vielehe zu verweigern und Schlimmeres. Wehret den Anfängen des Rechtsextremismus!

Seit diesem EU-Wahlkampf ist nicht nur die Zukunft völlig offen, sondern auch die Vergangenheit

Doch der Großmeister in Sachen Islamgeschichte ist unbestritten der Spitzenkandidat für die Sozialdemokraten bei der EU-Wahl, Frans Timmermans. Auf die Frage „Gehört der Islam zu Europa?“ in der ZDF-Sendung „Das #tvDuell zur Europawahl“ antwortete der Niederländer mit einem leicht entrückten Lächeln auf den Lippen: „Seit 2.000 Jahren schon!“ (hier zu sehen und zu hören ab Minute 58:40, siehe auch die Fußnote).

Wer nun denkt, naja, der Mann spricht sieben Sprachen, da war eben für Geschichtsunterricht keine Zeit mehr, der muss nicht wissen, dass der Islam erst im 7. Jahrhundert entstanden ist (und erst im 8. Jahrhundert nach Europa kam und dort begann, die iberische Halbinsel mit Gewalt zu unterwerfen und zu unterjochen), der irrt. Ich bin sicher: Timmermans hat hier einen Versuchsballon gestartet. Und das Ergebnis ist ermutigend, denn statt des zu erwartenden schallenden Gelächters gab es kräftigen Applaus (vermutlich waren, wie beim ZDF üblich, viele linke Bildungsbürger im Studio). Wir sind in punkto Vergangenheitsrekonstruktion also schon viel weiter, als man hoffen konnte!

Was kommt als nächstes? Hat Prinz Eugen 1716 die Türken rücksichtlos aus der Umgebung Wiens vertrieben? War Jesus vielleicht nicht Jude, sondern arabischer Muslim? Lassen wir uns überraschen, denn seit diesem Wahlkampf ist nicht nur die Zukunft völlig offen, sondern auch die Vergangenheit.

Fußnote: Nach 30 Sekunden, nachdem man es ihm wohl ins Ohr geflüstert hat, korrigiert Timmermans sich dann auf 1.500 Jahre, was ebenfalls völlig falsch ist. 519 gab es noch gar keinen Islam, nicht mal auf der arabischen Halbinsel, schon gar nicht in Europa. Der Islam kam, wie gesagt, erst im 8. Jahrhundert nach Europa und begann dann, die iberische Halbinsel mit Gewalt zu unterwerfen und zu unterjochen. Und ZDF-Moderator Peter Frey, der nicht nur vom UN-Migrationspakt keinerlei Ahnung hatte, sondern auch vom Islam und seiner Geschichte, kommentierte dann Timmermans Selbstkorrektur fast genauso intelligent: „Okay, eine Klarstellung“.)

Zuerst erschienen auf JFB

 Axel Stöcker, Jg. 1967, hat Mathematik und Chemie studiert und ist Gymnasiallehrer. Auf seinem Blog, die-grossen-fragen.com, arbeitet er sich an den großen Fragen zwischen Naturwissenschaft und Philosophie ab. Doch auch politische Verwerfungen stacheln ihn gelegentlich zu Kommentaren an.

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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