Sie hat es getan – und es tut ihr leid: Annalena Baerbock schneller als „grüne Sprachpolizei“

Warum auch immer Annalena Baerbock für die erklärende Verwendung des unsäglichen N-Wortes meinte, sich entschuldigen zu müssen, ging „Focus“-Kolumnist Ulrich Reitz nach. Dabei begab sich der Journalist durchaus in gefährliche und manchmal sonderlich anmutende Gedankenwelten.
Titelbild
Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock beim Parteitag am 21. November 2020.Foto: Maja Hitij/Getty Images
Von 27. Juli 2021

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, erwischte sich selbst bei einer Wortungeheuerlichkeit. Sie hatte in einer „emotionalen Beschreibung (…) das N-Wort zitiert und damit selbst reproduziert“ – wie sie selbst auf Twitter in einer Art selbstkritischen Reuebekenntnis bekannt gibt.

„Das war falsch und das tut mir leid“, beteuerte die Grünen-Co-Vorsitzende angesichts ihrer Verfehlung auf Twitter, denn sie wisse ja um den „rassistischen Ursprung dieses Wortes und die Verletzungen, die Schwarze Menschen unter anderem durch ihn erfahren“.

Eine Kolumne über Annalenas Verfehlung

In einer Kolumne nimmt sich Ulrich Reitz auf „Focus Online“ der Sache an: „Annalena Baerbock darf nicht sagen, was man nicht sagen darf, weil es rassistisch ist.“ Doch woher, fragte Reitz, solle man dann aber wissen, was man nicht sagen darf? Dabei hatte Annalena Baerbock doch das unsägliche N-Wort aus einer Schulaufgabe zitiert, wie sie behauptet hatte. Auch war ihre Absicht eine gute, nämlich auf die Verbreitung von „Alltagsrassismus“ an Schulen hinzuweisen.

Dabei macht sich Reitz für Baerbocks korrekte Gesinnung gerade: „Niemand, also jedenfalls kein Mensch mit gesund gebliebenem Menschenverstand, würde Baerbock Rassismus unterstellen, weil sie das N-Wort benutzte.“ Es sei denn …

Unter den Augen der „Hundertprozentigen“

Ja, es gebe da noch die „Hundertprozentigen“, wie Reitz sie nennt, jene Gruppe unter Baerbocks „eigenen Leuten“, die allen Ernstes überzeugt seien, dass durch die Vermeidung des N-Wortes die Diskriminierung von Schwarzen aufhöre. Ja, Baerbock wisse, dass es ihr unterstellt werden könnte, dieses unsägliche N-Wort benutzt zu haben.

Ulrich Reitz zieht eine Schlussfolgerung aufgrund der Geschichte, die Baerbock widerfahren ist: „Von N….n zu sprechen, selbst wenn man vor dem Gebrauch des Wortes N…r warnen will, ist also schon ‚rassistisch‘.“

Und wer bis jetzt noch nicht so ganz weiß, ob die Geschichte dem echten Leben entsprungen oder doch Fiktion ist, den holt der Autor rasch wieder in die Realität zurück: „Man kann das Ganze schon darum nicht als Kleinigkeit abtun, weil ein prominenter Grüner wegen eines vergleichbaren Vergehens mit dem Partei-Rauswurf bedroht wird“, erinnert Reitz an Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer. Baerbock selbst sei unter den schnellsten gewesen, „die Boris Palmer mit diesem Bann belegten, nachdem er sich mit dem N-Wort derart identitätspolitisch verstrickt hatte“.

Wehe dem: der grüne Bann

Das könnte selbst für eine grüne Kanzlerkandidatin misslich sein, so Reitz, weil sie befürchten müsse, „mit derselben Elle gemessen zu werden“.

Palmer habe ohnehin ein „ausgewachsenes Talent zur Provokation der eigenen Leute“ und deren Neigung, „unliebsame Wörter oder Gedanken aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen“. Palmer brachte es mit seiner deutlichen Art auf den Punkt: „Cancel culture macht uns zu hörigen Sprachautomaten, mit jedem Wort am Abgrund.“

Reitz scheint in gewisser Weise verzweifelt, was man denn noch sagen könne, was denn die „grüne Sprachpolizei vielleicht noch erlauben“ würde. Dann fällt ihm ein: „Schwarze werden mit dem N-Wort diskriminiert“ – ja, dieser Satz scheint noch zu gehen.

Die gefräßige Revolution

Zurück zur grünen Kanzlerin. Wie Ulrich Reitz weiter ausführt, sei zuerst versucht worden, „Baerbocks N-Wort-Fauxpas auf dem kleinen Dienstweg aus der Aufzeichnung jener Sendung zu tilgen, in der er fiel.“ Doch offenbar hatte die „Bild“ aufgepasst und darüber berichtet. Die ertappte Baerbock entschuldigte sich. Laut Reitz sei sie ein Opfer ihrer eigenen Kommunikation und ein „Opfer einer kruden Gedankenwelt, die Grüne zur Freude aller Jakobiner erst geschaffen haben“ geworden. Auch diese Revolution fresse also ihre Kinder.

Ob Ulrich Reitz bei der Ausarbeitung seiner Kolumne lachen, weinen oder schmerzhaft schreien musste, bleibt wohl auf ewig sein Geheimnis. Doch man sollte ihm für seine journalistische Arbeit danken, für die er sich in jene gefährliche Gedankenwelt begeben hatte.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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