Testen, testen, testen – Der ultimative Weg zum Schulalltag?

Kontaktverbot, Schulschließung und Eltern als Hobbylehrer. Nach über zwei Monaten häuslichen Lernens und ein paar vereinzelten Schulstunden ist Schülern, Eltern und Lehrern klar, dass es nicht auf Dauer so weitergehen kann. Dieser Ansicht ist FAZ-Autorin Heike Schmoll und unterbreitet den Vorschlag, dass es besser sei, Corona-Tests zu finanzieren, anstatt Prämien für Kindergeldempfänger in einer Höhe von 300 oder 600 Euro zu zahlen. Warum? Weil Kinder ein Recht auf Bildung haben und zudem neue Infektionsherde erkannt werden müssten.
Titelbild
Ein Vater hält sein Kind während eines Nasal-Abstrichs fest, um es auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu testen.Foto: ROBYN BECK/AFP via Getty Images
Von 29. Mai 2020

„Spätestens Ende des Schuljahrs wird eine ganze Generation ein Drittel des Schuljahrs verpasst haben“, heißt es in einem FAZ-Beitrag von Heike Schmoll. Denn die Schüler hätten nicht nur das Lernen verpasst, sondern auch die Freude daran. Eltern seien nun einmal keine Lehrer und würden daher auch keine „elementaren Unterrichtungstechniken“ beherrschen. Für die Schüler gelte: Wer nicht am Ball bleibt, verliert den Anschluss und erlebt „täglich das eigene Versagen“ vor dem Computer.

Schmoll kritisiert, dass bis heute bei den Diskussionen um die Schulöffnungen lediglich virologische Aspekte im Vordergrund eine Rolle spielen. Es gehe um Betreuung. Bildungsziele oder –defizite würden nicht bedacht. Auch die Kultusministerien, die sich eigentlich um die Belange der Bildung kümmern, seien in der Corona-Krise zu „Befehlsempfängern der Staatskanzleien“ geworden, die lediglich Aufträge abarbeiten.

Ministerien zwischen „allen Stühlen“

Während die Kultusministerien auf der einen Seite den Schutz der Gesundheit von Schülern und Lehrern im Blick haben müssten, würden sich andererseits Bildungsdefizite bei weiteren Einschränkungen zu einer „unaufholbaren Lücke“ entwickeln. Und dann gebe es noch die Ansprüche der Eltern, die Verlässlichkeit und Betreuung fordern würden, um wieder zu arbeiten.

„Kein Kultusminister will am Ende dafür verantwortlich sein, dass sich neue Infektionsherde entwickeln, Gesundheitsämter reihenweise Schulen schließen und das öffentliche Leben regional wieder eingeschränkt wird“, heißt es in der FAZ. Gleichzeitig könnten Neuinfektionen nicht ausgeschlossen werden – selbst dann nicht, wenn es nach den Sommerferien beim „unseligen Wechsel“ zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling bleiben würde.

Hygiene-Disziplin allenfalls im Schulalltag

Bereits jetzt sei absehbar, dass die unterschiedlichsten Hygienemaßnahmen allenfalls innerhalb der Schule eingehalten würden. An Bushaltestellen oder auf dem gemeinsamen Heimweg würde die Disziplin der Schüler nachlassen. Weder von Abstand noch einer Gesichtsmaske sei dann die Rede. Stattdessen werde im Bus nebeneinander gesessen oder beim Wiedersehen nach „Wochen der Vereinzelung“ impulsiv mit einer Umarmung reagiert.

„Sinnvoll ist es auch, die Schulbesuchspflicht auszusetzen“, führt Schmoll weiter aus. Diese Möglichkeit müsste Eltern unter Berücksichtigung von gesundheitlichen Einschränkungen ihrer Kinder oder Angehörigen geboten werden. Aber auch Lehrer seien gesundheitsbedingt nicht einsetzbar. Schulen rechnen insoweit mit einem Ausfall eines Drittels ihrer Beschäftigten.

Unterm Strich dürfe dies alles nicht dazu führen, dass weiter zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling gependelt wird, nur „weil noch niemandem etwas Besseres eingefallen ist“. Aus diesem Grund schlägt Schmoll vor, einmal wöchentlich Lehrer, Schulpersonal und Erzieher auf SARS-CoV-2 zu testen, „im Idealfall auch die Schüler“. Und auch für die Finanzierung hat sie eine Lösung: „Statt Prämien für Kindergeldempfänger in Höhe von 300 oder gar 600 Euro zu zahlen, sollte das Geld in die Finanzierung solcher Tests gesteckt werden. Davon hätten die Kinder mehr.“

Testen – mit oder ohne Symptom

In Berlin soll nach Auskunft von Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers mehr getestet werden. Ein Jahr lang sollen sich 48 Schulklasse an 24 Schulen den Tests unterziehen. Angeschoben werden soll die Langzeit-Studie in Kürze in Zusammenarbeit mit der Charité.  Weiterhin seien vor und nach den Sommerferien Tests in 24 kompletten Lehrerkollegien vorgesehen. Auf diese Weise soll untersucht werden, ob und wie sich die Infektionen mit SARS-CoV-2 verändern.

Ein ähnliches Projekt gibt es beispielsweise auch in Rheinland-Pfalz, bei dem Schulen und Kitas unter die Lupe genommen werden. An 30 ausgewählten Schulen und Kitas in Rheinland-Pfalz sollen nach Angaben des Gesundheits- und Bildungsministeriums jeweils 40 Schüler und 10 erwachsene Mitarbeiter getestet werden – einmal vor und einmal nach den Sommerferien. Ganz ohne Anlass auf eine Infektion sollen so insgesamt mindestens 1.500 Schüler, Kita-Kinder und Mitarbeiter getestet werden.

Tests mit grünem Punkt

Das von der FAZ-Autorin geforderte Modell gibt es bereits. Im Carolinum-Gymnasium in Neustrelitz wird seit Wochen getestet, freiwillig und zwar zweimal wöchentlich. Gesponsert werden die Tests vom Rostocker Unternehmen Centogene. Wer sich immer wieder testen lässt, trägt einen grünen Punkt auf seinem kleinen Namensschild, das Lehrer und Schüler am Hals tragen. Das sichere die freie Beweglichkeit im Gymnasium, heißt es von der Schule. Laut Schulleiter Henry Tesch, der früher Bildungsminister in Mecklenburg-Vorpommern war, sei dies aber kein „Persilschein“. Die Abstandsregeln bestünden weiterhin.

Der Psychologe Thilo Hartmann sieht die Kennzeichnung der Schüler kritisch. Er sagte: „Mit den Punkten werden zwei für alle sichtbar nicht gleichberechtigte Gruppen von Schülern aufgemacht. Eine ist der anderen durch die Sonderregeln klar überstellt.“ Das könne das Selbstwertgefühl der Schüler ohne grünen Punkt in Frage stellen und Rivalität zwischen den Gruppen provozieren. Zudem könne es dazu führen, „dass ich mich Regeln unkritisch unterwerfe, nur um zu der Gruppe zu gehören, die mir attraktiver erscheint“.

Selbst wenn es rational unstrittig sei, dass kein Unterschied zwischen den Gruppen zu machen wäre, könne eine Eingruppierung der Schüler zu einer „Verzerrung“ der Bewertung ihrer Leistungen führen. „Etwa deshalb, weil Lehrer die Gruppe mit dem Punkt unterschwellig als positiver wahrnehmen.“ Auch die Sonderbehandlung in der Bewegungsfreiheit der getesteten Gruppe bedeute automatisch eine „Bestrafung“ der Schüler, die sich keinem Test unterziehen. Hartmann erklärt: „Ich kann also nicht mitmachen, ohne dafür sanktioniert zu werden. Das hat mit Freiwilligkeit aus meiner Sicht nicht mehr viel zu tun.“

Sein Fazit: „Das psychologische Risiko überwiegt den praktischen Nutzen deutlich.“ Zudem befeuere das Vorgehen wie das am Carolinum-Gymnasium „die ohnehin in der Corona-Krise bereits präsenten faschistoiden Verhaltens- und Denkweisen“, heißt es in einem „Focus“-Artikel. Jeder könne sehen, ob man sich an die Regeln halte, ob man eine Maske trage oder sich testen lasse. „Das kann vor allem bei Schülern zu einem gefährlichen Konformitätsverhalten führen“, warnt Hartmann.

Laut „Focus“ dachte der Psychologe, nachdem er das erste Mal von der Punkte-Strategie aus Neustrelitz gehört hatte, an das Lehrerexperiment „Die Welle“ aus dem Jahr 1967. Analogien zu damals zu ziehen, erschiene jedoch „krass“. Fakt sei aber: Wer Menschen in einander unterstellte Gruppen einteile, spiele mit dem Feuer.

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