Die zeitlose Philosophie hinter Star Wars: Die dunkle und die helle Seite der „Macht“ – Teil 2

Mit der neunten und letzten Episode „Der Aufstieg Skywalkers“ im Winter 2019 endete die Hauptgeschichte von Star Wars vorerst. Jedoch fasziniert die Saga weiterhin Millionen von Fans auf der ganzen Welt. Dies liegt an der zeitlosen Philosophie und den spirituellen Elementen hinter Star Wars, die unzählige Zuschauer bis heute berühren.
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Beim Birmingham MCM Comic Con. haben sich zwei Männer als Jedi-Ritter verkleidet.Foto: istock
Epoch Times29. Juli 2020

In Teil 1 wurde die Spiritualität von Star Wars und das Konzept der „Macht“ näher betrachtet. Während diese „Macht“ alles im Star Wars Universum durchdringt, gibt es angelehnt an das taoistische Yin und Yang Prinzip, gleichzeitig die „dunkle und helle Seite der Macht“. Diese beiden Seiten spiegeln sich in den einzelnen Entscheidungen der jeweiligen Personen im Laufe der Geschichte wiederholt wider.

In den Filmen wird die Binarität der Macht am deutlichsten durch die Verkörperung der Jedi und der Sith gezeigt. Ebenso aber auch durch viele andere Charaktere, die keiner der beiden Gruppen angehören, aber ebenfalls dieselben Entscheidungen in ihren Lebenssituationen treffen müssen. Im Star Wars Universum bedeutet dies: Entweder setzen sie sich für die Freiheit und den Frieden der Galaxis ein und können den guten Werten treu bleiben oder sie folgen dem totalitären Imperium und nehmen die Dunkelheit ohne Gegenwehr hin oder unterstützten sie sogar.

Die Jedi

Die Jedi symbolisieren im Star Wars Universum die „helle Seite der Macht“ und sind die Beschützer des Friedens und der Gerechtigkeit in der Galaxis. Obwohl sie diese Aufgaben oftmals in gefährlichen Missionen erfüllen, ist dies nicht ihr eigentliches Hauptziel.

Sie gehören eigentlich einem spirituellen Orden an, der sich in Tempeln hauptsächlich dem geistigen Wachstum, der Meditation, dem Studium der „Macht“ und den Schriften der Jedi – und schließlich dem Angleichen oder dem „Einswerden“ mit der „Macht“ widmete.

Neue Schüler werden gleich nach der Geburt oder in sehr jungem Kindesalter, wenn sie eine starke Verbindung zur „Macht“ haben, von den Jedi-Meistern ausgewählt und ausgebildet. Dabei dürfen sie keinen Kontakt zu ihren früheren Familien haben, an die sie sich im Regelfall nicht erinnern können und dürfen den Tempel, wenn sie mit ihrer Ausbildung weitermachen wollen, nicht verlassen. Ab ihrem 13. Lebensjahr, können jene, die die Ausbildung bis dahin bestehen, zum „Padawan“ werden, wobei sie einem speziellen Jedi-Meister zugewiesen werden, der sie weiter unterrichtet. Schließlich können sie diesen auf seinen Missionen durch die Galaxis begleiten.

Obwohl die Bedingungen streng erscheinen und die Ausbildung oft hart wirkt, erklärt Obi-Wan, einer der bedeutendsten Jedi der Saga, einem Senator die Situation wie folgt:

„Es stimmt zwar, dass viele dem Tempel als kleine Kinder übergeben werden, doch kein Kind wird gegen seinen Willen dort festgehalten. Der Tempel ist kein Gefängnis. Er ist ein Zuhause. Eine Schule. Eine Welt innerhalb einer Welt. Ein sicherer Hafen für jene, die mit einem besonderen Gespür für die Macht geboren sind. Glaubt mir, Senator, jene, die die Macht in sich spüren, denen man es aber verweigert, Jedi zu werden, leiden mehr als jeder Padawan, den Ihr je kennenlernen werdet.“

Obi-Wan Kenobi zu Bail Prestor Organa in The Clone Wars 

Jedi dürfen abgesehen von dem selbstgeformten Lichtschwert keinen Besitz und auch keine Familien oder emotionale Bindungen haben.

Der Kodex, den jeder Jedi lernen und danach handeln muss, fasst das Wesen des Ordens zusammen:

„Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden.

Es gibt keine Unwissenheit, es gibt Wissen.

Es gibt keine Leidenschaft, es gibt Gelassenheit.

Es gibt kein Chaos, es gibt Harmonie.

Es gibt keinen Tod, es gibt nur die Macht.“

Vor allem zu Beginn der Saga, werden die Jedi von der Bevölkerung der Galaxis aufgrund ihrer Weisheit, ihrer Barmherzigkeit und ihren Fähigkeiten sehr respektiert. Sie haben auch einen Hauch von Mysterium um sich, da kein Außenstehender die Jedi-Tempel betreten darf.

Durch das Studium und das Verständnis der „Macht“ können die Jedi die „Macht“ einsetzen und werden von ihr geleitet und beschützt. Sie nutzen diese um die Rolle als Beschützer des Friedens der Galaxis aufrechtzuerhalten beziehungsweise wird auch umgekehrt in den Raum gestellt, dass die „Macht“ eigentlich die Jedi nutzt, um das Gleichgewicht im Universum zu bewahren. Allerdings dürfen die Jedis die Macht nur zur Verteidigung, niemals zum Angriff, benutzen.

Ein Ausschnitt des Leitsatzes der Aufgabe der Jedi lautet wie folgt:

„Die Jedi sind die Friedenswächter der Galaxis.

Sie nutzen ihre Kraft zur Verteidigung und zum Schutz anderer,

nie jedoch zum Angriff.

Die Jedi achten alles Leben, in jeder Form.

Die Jedi dienen, anstatt zu herrschen,

zum Wohle der Galaxis.“

Dies spiegelt sich im Star Wars Universum wider, indem die Jedi im Kampf zwischen der demokratischen Republik und dem totalitären Imperium, die Demokratie schützen, sowie den vom Volk gewählten Senat.

Obwohl die „Macht“ im Inneren der Jedi besonders stark ist, sind sie nicht die einzigen, die die „Macht“ fühlen oder bis zu einem gewissen Maße nutzen können. Auch normale Menschen, die an die „Macht“ glauben oder eine starke Verbindung zur „Macht“ haben und entsprechend handeln, können durch sie gewisse Dinge wahrnehmen, Fähigkeiten haben oder von der „Macht“ beschützt werden.

Die Parallelen zu verschiedenen Tempeln und Klöstern von Buddhismus, Daoismus und Christentum sind in dem Leben und der Ausbildung der Jedi klar ersichtlich. Während die Werte, nach denen sich die Jedi richten müssen, universell für all die genannten Religionen stehen, ist der Bezug auf die übernatürlichen Fähigkeiten und die Härte der Ausbildung sowie das Abwenden von der Gesellschaft eher in daoistischen Kultivierungswegen zu finden. Die Haltung, umfassend Gutes für andere zu tun und ihnen zu dienen, steht verstärkt im Buddhismus und Christentum im Vordergrund.

Die Sith

Inspiriert von der Yin und Yang Lehre, muss es auch im Star Wars Universum, dort wo es eine helle Seite gibt, ebenso eine dunkle Seite geben. Diese ist am deutlichsten durch die Sith symbolisiert. Dabei handelt es sich um eine Gruppe ehemaliger Jedi, die sich vom Orden abspalteten und schließlich in direkten Kampf mit den Jedi traten.

Unter den vielen Unterschieden zwischen den Jedi und den Sith ist einer besonders markant: Während die Jedi eins mit der „Macht“ werden wollen und dafür ihren Egoismus vollständig aufgeben, wollen die Sith die „Macht“ kontrollieren und die höchste Stufe des Individualismus erreichen. Ein Sith gibt jegliche Moral und Skrupel auf oder überwindet jedes Hindernis, um sich selbst und sein Streben zu verwirklich. Dies zeigt sich im verzerrten Kodex der Sith, in Anlehnung an den ursprünglichen Jedi-Kodex:

„Friede ist Lüge, es gibt nur Leidenschaft.

Durch Leidenschaft erlange ich Stärke.

Durch Stärke erlange ich Macht.

Durch Macht werde ich zum Sieg geführt.

Durch den Sieg zerbrechen meine Ketten.

Die Macht wird mich befreien.“

Die Sith haben meist ebenfalls die angeborene Fähigkeit die „Macht“ wahrzunehmen und zu nutzen, kämpfen jedoch skrupellos. Sie nutzen übermäßige Emotionen wie Hass und Wut, um die Macht zu führen. Dies hat allerdings einen Preis. Mit der Zeit zeigt sich eine physische und psychische Veränderung und der Verfall bei denjenigen, die die Macht für dunkle Zwecke nutzen.

Zudem können Sith nach ihrem Tod auch nicht eins werden mit der Macht, können jedoch unter Einsatz verschiedener dunkler Rituale ihr Leben für einige Zeit verlängern.

Frieden halten die Sith für eine Lüge und ihr Endziel ist es, über andere zu herrschen und diese Machtherrschaft zu erhalten. Dies zeigt sich in Star Wars darin, dass die Sith schließlich ein totalitäres Imperium aufbauen, in denen viele unterworfene Galaxien ausgebeutet werden. Sie verspotten die Jedi, weil sie ihre Macht nicht nutzen um zu herrschen, stattdessen an ihrem Glauben festhalten und trotz ihrer Fähigkeiten der Bevölkerung der Galaxis dienen.

Sith sind in der Galaxis gefürchtet und sie wirken auf den ersten Blick furchteinflößend und mächtig. Durch die List eines Sith-Lordes werden viele Jedi getötet und das Imperium herrscht einige Jahrzehnte in Dunkelheit über das Star Wars Universum. Allerdings zeigt sich immer wieder klar, dass die „helle Seite der Macht“  immer die stärkere ist, wenn sie der „dunklen Seite der Macht“ direkt gegenübersteht.

Zu jener Zeit, als das dunkle Imperium regierte, fragt Luke Skywalker während seiner Ausbildung unter Jedi Meister Yoda, diesen: „Ist die dunkle Seite stärker?“ Yoda antwortet entschieden: Nein, nein, nein. Schneller, leichter, verführerischer.“

Yoda sagt auch, dass eigentlich jene, die sich der dunklen Seite hingeben in Wirklichkeit Feiglinge seien und die Furcht einer der stärksten Faktoren sei, um von der dunklen Seite verführt zu werden.

 „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Yoda in Episode I, Eine dunkle Bedrohung

Während es im Star Wars Universum Fälle gab, in denen sich Jedi von der „dunklen Seite“ verführen ließen und viel Unheil über die Galaxien brachten, geht es auch in die andere Richtung und Wiedergutmachung wird großgeschrieben.

Wenn ein ehemaliger Jedi, der zum Sith wurde, sich zum Schluss wieder der „hellen Seite“ zuwendet und sich für diese opfert, können diese dennoch nach ihrem Tod von der „Macht“ aufgenommen werden. Dies zeigt sich im Beispiel von Darth Vader, der sich schließlich für seinen Sohn, der auf der „hellen Seite der Macht“ kämpf, opfert. In der letzten Episode „Der Aufstieg Sykwalkers“, opfert sich der ehemals auf der „dunklen Seite der Macht“ stehende Kylo Ren wieder unter seinem ursprünglichen Namen Ben Solo, für Rey, die sich für die „helle Seite der Macht“ der Jedi entscheidet und schließlich das Imperium und alle Sith der Geschichte zu Fall bringt. Auch er konnte durch diese selbstlose Tat am Ende eins mit der „Macht“ werden.

Mirko Toller, Star Wars characters at Madame Tussaud, CC BY 2.0 Foto: Wikimedia Commons

Die Wahl

Die Wahl, die jeder im Star Wars Universum treffen muss, ist mit starker Symbolik klar dargestellt. Während es nicht viele Galaxien und deren Bevölkerungen gibt, die aktiv das totalitäre Imperium der Sith unterstützen, akzeptieren jedoch die meisten die Übernahme aus Angst schweigend. Sie arbeiten schließlich für das Imperium und vergrößern dadurch den Machteinfluss der „dunklen Seite“. Es ist so, wie Yoda sagte, dass der dunkle Weg manchmal leichter erscheint. Viele haben die Ansicht, dass es aussichtslos ist, gegen die immer stärker werdende „dunkle Seite“ vorzugehen.

Gleichzeitig gibt es auch die sogenannte Allianz zur Wiederherstellung der Republik, die sich gegen die Dunkelheit auflehnt. Die Gruppe, deren Mitglieder als Rebellen bezeichnet werden, ist klein, aber in der Überzeugung verbunden, dass es sich lohnt gegen die „dunkle Seite“ und das totalitäre Imperium zu kämpfen.

„Haltet fest an diesem Moment, die Macht ist stark. Lasst zehn von uns wie hundert wirken.“

Captain Cassian Andor in Rouge One

Die alltäglichen Entscheidungen in unserem Universum, sind in ihrer Symbolik nicht immer so eindeutig, dennoch bleibt jedem Menschen in jeder Situation immer eine Wahl. George Lucas kreierte ein ganzes Paralleluniversum mit aufwendigster Technik und Spezialeffekten, mit dem Gedanken die Spiritualität bei jungen Leuten wieder zu erwecken.

Ungeachtet der spezifischen religiösen Überzeugung, ist die Erinnerung an diese Wahl – zwischen Hell und Dunkel, Gut und Schlecht, Friede und Leidenschaft – etwas das seit tausenden von Jahren überliefert wird und in Star Wars in eine der erfolgreichsten Filmserien aller Zeiten verpackt wurde, eines der Schlüsselelemente.

Eine Wahl mit Glauben und Überzeugung getroffen, kann übrigens nicht nur im Star Wars Universum über den Ausgang von allem entscheiden.

Luke: „Ich glaube es nicht.“

Yoda: „Das ist, warum du scheiterst.” 

Episode V, Das Imperium schlägt zurück

Zuerst erschienen bei Vision Times



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