Riesenmuscheln im Mittelmeer in Gefahr

In ihrem Inneren glänzt Perlmutt und sie hält sich mit goldenen Fäden am Meeresgrund: Die "Edle Steckmuschel" ist für Taucher eines der faszinierendsten Lebewesen des Mittelmeers. Doch Forscher schlagen Alarm: Die Riesenmuschel - die zweitgrößte der Welt - ist bedroht. Parasiten und warmes Klima machen ihr zu schaffen.
Titelbild
Ein Taucher erkundet eine ehemalige Kolonie der "Edlen Steckmuschel". Im Mittelmeer starben in den letzten Jahren etwa 85 % aller Exemplare.Foto: BORIS HORVAT/AFP/Getty Images
Epoch Times29. Januar 2019

In Villefranche-sur-Mer an der „französischen Riviera“ taucht der Fotograf Olivier Jude. In der geschützten Bucht zwischen Nizza und Monaco gibt es besonders viele Exemplare der Edlen Steckmuschel (lat. Pinna nobilis). Das Problem ist, sie sind alle tot. „Wir finden keine einzige Lebende mehr“, klagt Jude.

Die Muscheln, die sonst aufrecht im Meeresboden stehen und bis zu 1,20 Meter groß werden können, liegen entwurzelt in rostfarbenen Haufen auf dem Grund. „Die Lage ist sehr alarmierend“, sagt Maria del Mar Otero von der Weltnaturschutzunion IUCN.

Die Sterblichkeit der „Edlen Steckmuschel“ liegt bei bis zu 100 %

In Spanien sei die Steckmuschel bereits vom Aussterben bedroht, sagt die Meeres-Expertin und zeigt auf eine Karte mit einer dunkelroten Fläche vor der Küste der iberischen Halbinsel. Doch auch zwischen Frankreich und der Türkei sind immer mehr rote Flecken zu sehen – dort liegt die Sterblichkeit bei über 85 Prozent.

Der französische Meeresbiologe Nardo Vicente überwacht seit den 1990er Jahren eine Kolonie mit Großen Steckmuscheln vor der Küste Korsikas. Die Muscheln sind im Schnitt rund 30 Jahre alt und bis zu 80 Zentimeter groß. „2017 war die Kolonie noch völlig gesund“, sagt er. „In diesem Jahr ist alles tot, zu hundert Prozent.“

Forscher machen dafür einen Parasiten der Art „Haplosporidium“ verantwortlich, der auch für das große Austernsterben vor der US-Ostküste in den 1950er Jahren verantwortlich gemacht wird. Frachtschiffe könnten ihn ins Mittelmeer geschleppt haben. Der Meeresbiologe Vicente sieht allerdings die Klimaveränderungen als Ursache für das Massensterben. Es begünstige „eine Vielzahl von Keimen, Viren und Parasiten“, betont er.

Deutlicher Temperaturanstieg in 40 Metern Tiefe

Vor Korsika hat Vicente einen deutlichen Temperaturanstieg beobachtet: Während um die Muschelkolonie in 40 Metern Tiefe sonst im Schnitt 13 bis 14 Grad Celsius herrschten, seien es nun 20 Grad. „Das ist völlig unnormal“, sagt er.

Er sei „am Boden zerstört“, sagt der Biologe angesichts des Artensterbens. Dennoch hofft er auf eine Rettung für die Riesenmuscheln, deren goldene Fäden in der Antike mit dem sagenumwobenen „Goldenen Vlies“ der Argonauten in Verbindung gebracht wurden.

Wissenschaftler in Spanien forschen derzeit an einer besonders resistenten Art der Muscheln, die sie im Meer aussetzen wollen. Die Zeit drängt, denn im Sommer dürften die steigenden Wassertemperaturen den Großen Steckmuscheln weiter zu schaffen machen. (afp/ts)



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