Leseprobe: Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas

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Epoch Times27. Juni 2019

von Connor Boyack

„Schau mal!“ rief Emily und zeigte auf das große Zirkuszelt, das gerade von einem Zug geladen wurde.

„Ich freue mich schon so sehr darauf, ein Clown zu sein!“ sagte Ethan mit einem lauten Lachen.

Die Zwillinge hatten bei einem Radio-Wettbewerb einen Gastauftritt als Clowns im Zirkus gewonnen.

Die Tuttle Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

Auf dem Weg zu dem Wohnwagen, den sie für ihre Zeit beim Zirkus beziehen durften, zeigte Mrs. Tuttle auf ein Plakat und sagte: „Schaut euch mal diesen Muskelmann an.“

„Atlas der Starke“, las Ethan. „Schaut mal, was für schwere Dinge er heben kann!“

„Kein Problem – das kann ich auch!“ antwortete Mr. Tuttle und spannte seine Muskeln an.

„Aber nur im Traum“, sagte Mrs. Tuttle und knuffte ihren Mann liebevoll. „Ich schätze, dass Atlas etwas mehr Zeit im Fitnessstudio verbracht hat als du.“

Ein Clown kam in einem winzigen Auto angefahren. „Herzlich willkommen! Mein Name ist Kroogie“, sagte er zur Familie Tuttle. „Ihr seid wohl unsere neuen Spezial-Mitarbeiter. Kommt mit, wir haben euch schon erwartet.“

Sie fuhren zwischen Wohnwagen und Zelten hindurch. Dabei kamen sie an ein paar Akrobaten vorbei, die Karten spielten, und sie sahen einen Clown beim Mittagsschläfchen.

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

„Das kann doch nicht wahr sein!“ rief plötzlich der Zirkusdirektor aus der Ferne. Alle Artisten umringten ihn, um zu sehen, was los war.

„Nach allem, was ich für ihn getan habe, ist er einfach gegangen“, sagte der Zirkusdirektor. Er zeigte ihnen den Zettel, den Atlas hinterlassen hatte, auf dem nur stand: „Ich kündige!“

„Anscheinend hast du von ihm doch zu viel verlangt, immer noch mehr Dinge auf einmal zu heben“, kicherte einer der Clowns.

„Ihm einfach seine Gage zu kürzen, hat offensichtlich auch nicht gerade geholfen“, ergänzte ein anderer Clown.

Der Zirkusdirektor blickte ihn zornig an. Er war sichtlich verärgert über Atlas‘ Kündigung.

„Ach was! Wir brauchen Atlas gar nicht“, meinte ein anderer. „Er ist nichts Besonderes, sondern auch nur ein Mensch wie jeder andere. Warum sollte er eine Extrawurst bekommen?“

„Außerdem war er ein Niemand, als er bei uns anfing. Erst der Zirkus hat ihn zu dem gemacht, der er heute ist“, sagte Kroogie. „Er hätte nicht so egoistisch sein sollen.“

Den Zwillingen gefiel das Training mit den Clowns. Auch wenn der Zirkusdirektor weiter sehr verärgert war, hatten sie viel Spaß beim Herumalbern.

Ethan und Emily lernten zu jonglieren und sogar zu schauspielern. Außerdem lernten sie auch ein paar Zaubertricks, zum Beispiel ein Stoffkaninchen aus dem Hut zu zaubern.

Ethan und Emily waren begeistert, jetzt ein kleiner Teil eines großen Zirkus zu sein. Und es gefiel ihnen so gut, neue Tricks und Fertigkeiten zu lernen.

Am Abend trafen sich alle Artisten zu einer Versammlung. Einige von ihnen waren besorgt darüber, dass der Zirkus ohne seine Hauptattraktion Schwierigkeiten haben würde.

„Vielleicht gibt es unseren Zirkus bald gar nicht mehr“, sagte ein Zwerg, der auf einer großen Kiste stand. Die Zwillinge erkannten ihn von den Plakaten. Das war der Stuntman Cannonball. „Atlas war nun mal unser Star. Und jetzt ist er weg.“

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

Der Zirkusdirektor stieg auf die Kiste. „Das spielt keine Rolle“, sagte er. „Ich bin hier verantwortlich, und wir werden den Zirkus auch ohne Atlas gemeinsam am Laufen halten.“

Anschließend kündigte er einige Veränderungen an. Dazu gehörte eine Parade in der Stadt, die am nächsten Tag stattfinden sollte, um Werbung für den Zirkus zu machen.

Die Zwillinge liefen zusammen mit den Clowns bei der Parade mit und schlugen Räder. Sie winkten ihren Eltern zu, als sie bei ihnen vorbeikamen. Mama und Papa winkten zurück und fotografierten die Zwillinge.

„Wo ist Atlas?“ rief ein Mann, der neben Mrs. Tuttle stand. „Ich will Atlas sehen!“ Einige andere murmelten zustimmend.

Dem Zirkusdirektor fiel das Lachen schwer. Mit einem Peitschenhieb brachte er den Löwen dazu, sich in seinem Käfig zu bewegen, um die Aufmerksamkeit der Menge auf ihn zu lenken.

Einige Clowns wurden mutlos und auch etwas neidisch, als sie hörten, wie die Leute nach Atlas riefen.

Schließlich war der Tag der ersten Aufführung gekommen. Aber die Vorbereitungen waren noch gar nicht abgeschlossen.

„Beeilt euch!“ schrie der Zirkusdirektor in sein Megafon. „Wir haben nur noch ganz wenig Zeit!“

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

Das Aufbau-Team hatte Schwierigkeiten, die großen Pfeiler des Zeltes zu befestigen. Sonst hatte Atlas immer geholfen. Aber jetzt war er ja nicht mehr da.

Cannonball bat um Hilfe bei der Fütterung der Tiere. Für ihn allein war es zu viel. Aber niemand beachtete ihn. Atlas hatte immer gerne mit angepackt, bis alle Tiere gut versorgt waren.

Die Akrobaten hatten Mühe, mit dem schweren Hochseil nach oben zu klettern. Weil Atlas ihnen nicht mehr half, mussten sie es nun alleine schaffen. Das war sehr anstrengend.

Als sich die Ränge allmählich füllten, wurden die Zwillinge aufgeregt und etwas nervös. Sie fragten sich, ob die Aufführung heute wohl eher ein Erfolg oder ein Reinfall werden würde.

Die Scheinwerfer leuchteten auf und laute Musik brachte das Publikum in Stimmung, bevor der Zirkusdirektor alle beim „fantastischsten Zirkus der ganzen Stadt“ begrüßte.

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

Das war das Stichwort für den Auftritt der Clowns. Zusammen mit ihren kostümierten Freunden zeigten die Zwillinge in der Manege ihre Zaubertricks und Jonglierkünste. Was für ein Vergnügen!

Dank des vielen Trainings waren sie gut vorbereitet. Doch da kam Ethan ein Gedanke: Es war gar nicht so schwer, ein Clown zu sein. Vielmehr war es sogar ziemlich leicht und es machte einen riesigen Spaß!

Einige der anderen Nummern funktionierten weniger gut. Einer der Akrobaten rutschte ab und fiel ins Netz. Der Grund war, dass seine Muskeln vom anstrengenden Aufbau noch immer ermüdet waren.

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

Die Tiere waren gereizt, weil sie hungrig waren. Daher gehorchten sie nicht wie sonst, und sie zeigten nicht alle Tricks in der gewohnten Weise.

Einige Menschen im Publikum gingen bereits, bevor die Show zu Ende war.

„Daran ist nur Atlas schuld, weil er so ein Egoist ist!“ sagte der Zirkusdirektor nach der Aufführung und schlug mit der Faust auf den Tisch.

Die meisten Clowns wirkten nervös. „Das waren heute Abend nur dumme Zufälle“, sagte Kroogie beruhigend. „Morgen Abend wird sicher alles wie üblich bestens laufen.“

„Wirklich?“ fragte Cannonball. „Da bin ich mir nicht so sicher. Wir haben die enorme Leistung von Atlas immer als selbstverständlich hingenommen. Unser Zirkus lebt aber von seiner Stärke. Und seinetwegen verkaufen wir die meisten Eintrittskarten.“

„Blödsinn“, antwortete der Zirkusdirektor. „Der Zirkus lebt von uns allen zusammen. Das Publikum möchte jeden von uns sehen, nicht nur Atlas. Wir sind alle gleich wichtig.“

Der Zirkusdirektor und Cannonball hatten beide gute Argumente. Ethan und Emily fiel es schwer zu entscheiden, wer von beiden Recht hatte.

„Er ist nur einer von vielen“, sagte Kroogie abschließend. „Aber die Show ist so viel mehr als er. Lasst uns jetzt zu Bett gehen. Morgen früh ist wieder Probe.“

„Was ist denn das?“ fragte Emily am nächsten Morgen und zeigte auf eine gepolsterte Bank, auf der Kroogie saß.

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

„Och, das ist die Massagebank für Atlas“, antwortete Kroogie. „Aber wir haben den Zirkusdirektor überzeugt, dass wir nun die Massagen bekommen, wo Atlas nicht mehr da ist.“

„Damit bekommen wir endlich die Extras, die wir schon lange wollten!“ ergänzte ein anderer Clown. „Ihr könnt vor der Show heute Abend auch eine Massage bekommen, wenn ihr mögt.“

„Und das Essen ist fantastisch!“ meinte ein anderer. „Ohne Atlas bekommen wir alle etwas von dem tollen Essen, das es bisher nur für ihn gab.“

„Bisher wurde nur Atlas verwöhnt“, sagte ein anderer. „Jetzt wir alle!“

Ethan wunderte sich, warum Atlas wohl all diese Sonderbehandlungen bekommen hatte.

Die Clowns genossen diese neuen Extras sichtlich. Aber es schien, dass sie sich weniger anstrengten als andere. Sie machten sich auch keine Gedanken, dass der Zirkus ohne Atlas vielleicht aufgeben müsste.

Während einer Pause beobachteten Ethan und Emily, wie der Elefant zur Klaviermusik tanzte.

„Wollt ihr ihm mal ein Leckerli geben?“ fragte der Musiker, der mit einem starken Akzent sprach. Und er reichte Ethan einige Erdnüsse.

Emily lächelte, als der Elefant mit seinem langen Rüssel vorsichtig die Erdnüsse aus Ethans Hand nahm.

Die Zwillinge bemerkten, wie der Zirkusdirektor mit dem Koch und dem Masseur aus seinem Zelt kam. Es sah aus, als würden sie den Zirkus verlassen. Aber man brauchte sie doch! Es schien außerdem, dass sich die Clowns über den Zirkusdirektor ärgerten.

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

„Die Karten verkaufen sich nicht gut im Moment“, erklärte der Zirkusdirektor. „Wir müssen daher Kosten einsparen und auf einige Dinge verzichten.“

Die Artisten waren darüber enttäuscht. Da kam Cannonball vorbei mit seinem Rucksack auf dem Rücken.

„Wohin des Weges?“ fragte ihn der Zirkusdirektor. „In zwei Stunden beginnt die nächste Vorführung!“

Die Tuttle-Zwillinge auf der Suche nach Atlas. Foto: Connor Boyack/Libertas Press

„Ohne mich“, sagte Cannonball. „Ich mache mich auf die Suche nach Atlas.“

Wie die Geschichte weitergeht und ob Cannonball mit Hilfe der Zwillinge Atlas finden wird, lesen Sie im Buch weiter. Hier geht es zum Buchshop.



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