Norwegen: Haben Archäologen erneut ein Schiffsgrab der Wikinger entdeckt?

In Europa sind bislang nur 13 sogenannte Schiffsgräber bekannt, sieben von ihnen können explizit der Zeit der Wikinger zugeordnet werden. In Norwegen fanden Archäologen mittels Bodenradar ein mögliches 14. Schiff. Ob und wann ausgegraben wird, steht noch nicht fest.
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Das Bild des Bodenradars zeigt eine schiffsförmige Anomalie.Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Vestfold fylkeskommune
Epoch Times2. April 2019

Wie norwegische Beamte vergangene Woche mitteilten, haben Archäologen möglicherweise eine seltene wikingerzeitliche Bestattung in Borre, südöstlich von Oslo, gefunden. Das sogenannte Schiffsgrab befindet sich in einer Region, die bereits lange für ihre Schätze aus der Wikingerzeit bekannt ist.

Das Areal um das vermutete Schiffsgrab ist den Archäologen bereits durch seine wikingerzeitlichen Funde bekannt. Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Vestfold fylkeskommune

Schiffsförmige Anomalie und ein möglicher Grabhügel?

Mit dem Bodenradar (GPR) entdeckten die Experten eine schiffsförmige Anomalie in der Nähe anderer Wikinger-Grabhügel im Borre-Park im Kreis Vestfold. Das Gebiet ist seit längerer Zeit für seine wikingerzeitlichen Funde bekannt, sodass seit 2003 der Fundplatz aktiv von den Archäologen erforscht wird.

Neben der Schiffsbestattung entdeckten die Wissenschaftler in den letzten Jahren außerdem mindestens vier hallenartige Gebäude.

In der Nähe des Fundortes befinden sich weitere, bereits bekannte Hügelgräber aus der Wikingerzeit. Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Vestfold fylkeskommune

„Die GPR-Daten zeigen deutlich die Form eines Schiffes. Außerdem können wir schwache Spuren einer kreisförmigen Vertiefung um das Schiff herum erkennen. Dies könnte auf die Existenz eines Hügels hinweisen, der später abgetragen wurde“, sagte Terje Gansum, Leiter der Abteilung für Kulturerbeverwaltung im Landkreis Vestfold, in einer Erklärung.

Der Archäologe erklärte auch, dass die Forscher in Zukunft weitere Untersuchungen durchführen werden. So versuchen sie unter anderem die Größe des erhaltenen Befundes zu ermitteln. „Wie viel von der Bestattung im Boden noch erhalten ist, ist nicht bekannt. Wir werden die Bestattung nun mit dem GPR und anderen nicht-invasiven Methoden weiter untersuchen“, fügte Gansum hinzu.

Erst später soll in Zusammenarbeit mit der Direktion für Kulturerbe und dem Kulturhistorischen Museum geklärt werden, inwieweit invasive Untersuchungsmethoden wie Ausgrabungen etc. eingesetzt werden.

Archäologen untersuchen den Boden mithilfe des Bodenradars. Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Vestfold fylkeskommune

Nur sieben Schiffsgrabstätten europaweit stammen aus der Wikingerzeit

In Europa gibt es bislang nur 13 Schiffsgrabstätten aus der Zeit zwischen 570 und 1050 nach Christus. Jedoch können nur sieben explizit mit der Wikingerzeit in Verbindung gebracht werden, drei davon befinden sich allein im Landkreis Vestfold.

Bereits im vergangenen Jahr entdeckte ein Archäologenteam ein mögliches Wikingerschiffgrab in Jellestad, im Südosten Norwegens. Zusammen mit ihm und den neuen Fund in Borre könnte die Zahl jedoch auf nun mehr 15 bekannte Funde ansteigen.

Wikingerschiffe sind per Definition 15 Meter oder länger. Schiffe unter dieser Marke werden dagegen als Boote bezeichnet. Die Borre-Entdeckung basiert auf GPR-Daten und erlaubt dementsprechend nur eine vorläufige Schätzung der erhaltenen Schiffslänge. Doch nach mehr als tausend Jahren im Boden kann auch davon ausgegangen werden, dass sich die ursprüngliche Form des Borre-Schiffs änderte und dass sein Heck und sein Bug nicht mehr so spitz sind wie früher.

Das Bild des Bodenradars zeigt eine schiffsförmige Anomalie. Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Vestfold fylkeskommune

Die Entdeckung könnte „internationale Aufmerksamkeit erregen“

Während der Wikingerzeit, als die „wilden“ nordischen Seeleute von ihren Heimatländern aus in weite Teile Europas einfielen und plünderten, wurden hochrangige Personen manchmal auf einem Schiff an Land begraben. Zusammen mit reichen Beigaben und sogar Ochsen oder Pferderesten, war der Tote bereit, seine letzte Reise ins Jenseits anzutreten. Anschließend schütteten die Menschen Erde und manchmal auch Steine auf dem Grab zu einem Hügel auf.

„Die Entdeckung eines neuen Wikingerschiffs in Vestfold ist ein historisches Ereignis, das internationale Aufmerksamkeit erregen wird“, sagte der norwegische Klima- und Umweltminister Ola Elvestuen.

Auch Rune Hogsnes, Bürgermeister von Vestfold County, zeigt sich begeistert über den Fund: „Du findest nicht jeden Tag ein neues Wikingerschiff, also ist das wirklich aufregend. Aber für uns in Vestfold ist das keine Überraschung. Es gibt viele Schätze aus der Wikingerzeit, die auf dem Gebiet unserer Gemeinde versteckt sind.“



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