China hortet Rohstoffe

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat einen klaren Gewinner: China. Warum er das so sieht, erklärt der Politikwissenschaftler Anders Corr in seiner Analyse.
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China kauft immer mehr Lebensmittel und Rohstoffe. Das treibt die Preise in die Höhe.Foto: emre cabuk/iStock
Von 12. März 2022

Die Maßnahmen Amerikas und Europas kamen für chinesische und russische Banker vermutlich unerwartet. Als Vergeltung für Russlands Einmarsch in die Ukraine froren sie am 26. Februar russische Währungsreserven im Wert von rund 630 Milliarden Dollar ein.

Moskau konnte plötzlich nicht mehr auf die Hartwährungsreserven zurückgreifen, die es zu besitzen glaubte. Vermutlich war geplant, die Milliarden zum Schutz des Rubels auf den internationalen Märkten zu verwenden. Stattdessen fiel der Rubel am 28. Februar um etwa 30 Prozent gegenüber dem Dollar.

Peking nimmt dies zur Kenntnis. Angesichts des potenziellen Wertverlusts seiner Devisenreserven im Wert von 3,2 Billionen Dollar entledigt sich das Regime im Stillen seiner Dollarreserven, indem es weltweit Vermögenswerte kauft. Darunter fallen in jüngster Zeit auch Energieträger und Rohstoffe.

Angetrieben von der zunehmenden geopolitischen Instabilität durch die russische Invasion, den Sanktionen wegen des Völkermords an den Uiguren, der pandemiebedingten Unterbrechungen der Lieferketten, den Handelsunterbrechungen im Schwarzen Meer, dem Handelsstreit mit Australien und den in die Höhe schießenden Kosten für Seefracht erwirbt Peking wichtige Rohstoffe wie Öl, Gas, Eisenerz, Weizen, Gerste, Mais und Gold.

Der Preis scheint für die staatlichen Abnehmer, die sich auf die zu erwartende zunehmende Rohstoffknappheit vorbereiten wollen, relativ unwichtig zu sein. Der Preis für viele Rohstoffe stieg in den letzten Tagen aufgrund des Krieges bereits um 3 bis 8 Prozent. Da Kalium aus Weißrussland sanktioniert wird, muss China das Düngemittel nun aus Israel und Kanada beziehen – und 139 Prozent mehr zahlen.

Russland gerät zunehmend unter Chinas Kontrolle

Der Krieg bringt manchmal aber auch Vorteile für Chinas Wettbewerbsposition. Durch die neue Paria-Stellung Russlands hat Peking die Möglichkeit, Rohstoffverträge mit Russland in seiner eigenen Währung, dem Yuan, abzuschließen. Dollar- und Euro-Geschäfte mit Russland sind aufgrund der internationalen Kriegssanktionen zunehmend illegal. Chinas Banken kommen dem gerne nach, indem sie auf den Yuan umstellen. Russland hat nur wenige andere Möglichkeiten, Energieträger zu verkaufen. Peking profitiert also von einem Käufermarkt.

Bisher bezog China beispielsweise etwa 1 Prozent seiner Kohle aus Russland (ca. 30 Millionen Tonnen). Sollte die Invasion in der Ukraine jedoch weitergehen, wird Russland durch die Sanktionen gezwungen sein, 38 Prozent seiner Kohleexporte (ca. 76 Millionen Tonnen) von Europa und der Ukraine auf die asiatischen Märkte zu verlagern.

Allerdings schränken zwei der größten staatlichen Banken Chinas nun die Vergabe von Fremdwährungsdarlehen für den Kauf russischer Rohstoffe ein. Die Offshore-Abteilung der größten chinesischen Bank „Industrial & Commercial Bank of China Limited“ beendete beispielsweise die Ausstellung von auf US-Dollar lautenden Akkreditiven für den Kauf russischer Rohstoffe. Einigen Kunden werden jedoch weiterhin auf Yuan laufende Kredite gewährt.

China bezieht jährlich Energieträger im Wert von etwa 60 Milliarden Dollar aus Russland. Chinesische Stahlhersteller und Kraftwerke, die normalerweise große Mengen an Kohle aus Russland importieren, suchen nach alternativen Lieferanten. Denn ihre Banker raten, die Käufe aufgrund des Risikos von Sekundärsanktionen gegen China einzustellen.

China hortet Rohstoffe

Chinas vermehrte Käufe von Getreide und Sojabohnen erhöhen den Druck auf die Weltmarktpreise, die nun für die Armen der Welt unerschwinglich werden. Wie Bloomberg am 3. März berichtete, importierte China im Jahr 2021 Agrarprodukte im Wert von 34 Milliarden Dollar aus den Vereinigten Staaten.

Seit November ist der Preis für Sojabohnen um fast 50 Prozent gestiegen. Das ist teilweise auf das zurückzuführen, was ein NIKKEI-Bericht vom Dezember als „Horten“ des Regimes bezeichnete. Die Getreideexporte aus Russland und der Ukraine sind wegen des Krieges und der Sanktionen zum Erliegen gekommen, was die Preise noch weiter in die Höhe treibt.

China, in dem etwa 18 Prozent der Weltbevölkerung leben, hortet mehr als die Hälfte des weltweiten Getreides. Damit treibt es die Preise in die Höhe und „stürzt immer mehr Länder in eine Hungersnot“, heißt es im NIKKEI-Bericht. „Während der Rest der Welt in Krieg und Chaos versinkt, hat China Weizenvorräte für anderthalb Jahre angelegt“, erklärte ein Beamter der Nationalen Behörde für Lebensmittel und strategische Reserven Chinas gegenüber Reportern.

China kauft nicht nur Lebensmittel, sondern ganze Unternehmen auf. Dazu gehörte ein europäischer Fleischverarbeiter im Jahr 2021 und eine führende Molkerei in Neuseeland im Jahr 2019. Zwischen 2020 und 2021 stieg der Lebensmittelpreisindex der Vereinten Nationen um 30 Prozent.

Ferner ist das Regime in Peking ein Goldfan. Es baut viel Gold selbst ab und kauft viel mehr auf den internationalen Märkten. Während Peking offiziell 1.948 Tonnen des gelben Edelmetalls besitzt, schätzen die meisten Analysten die Reserven auf 10.000 bis 30.000 Tonnen und damit deutlich mehr als die US-Reserven von 8.133 Tonnen. Mit so viel Gold könnte China in Zukunft den Yuan mit Gold unterlegen und damit den ungedeckten US-Dollar verdrängen.

China braucht wie alle Länder Lebensmittel und Rohstoffe für seine Wirtschaft. Seine Nachfrage ist ein wichtiger Anreiz für die Entstehung eines größeren Angebots, was weltweit mehr Arbeitsplätze bedeutet. Doch Chinas Vorgehen ist skrupellos wettbewerbsorientiert und autoritär. Das ist beispielsweise an seinem Versuch zu sehen, die knappsten Rohstoffe zu monopolisieren.

Wenn die Welt zulässt, dass das Regime seinen unethischen Weg der Selbstverherrlichung fortsetzt, wird dies uns allen künftig zu Nachteil gereichen.

Anders Corr ist Politikwissenschaftler und Doktor der Regierungswissenschaften. Er ist Direktor bei Corr Analytics Inc. und Herausgeber der Zeitschrift „Journal of Political Risk“. Außerdem führte er umfangreiche Forschungsarbeiten in Nordamerika, Europa und Asien durch. Seine jüngsten Bücher sind „The Concentration of Power: Institutionalization, Hierarchy, and Hegemony“ (2021) und „Great Powers, Grand Strategies: the New Game in the South China Sea“ (2018).

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: China Is Hoarding Commodities (deutsche Bearbeitung von as)



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