Alle Bundesländer machen bei Pisa-Studie Fortschritte

Epoch Times14. Juli 2005

Berlin – Die Leistung der deutschen Schüler hat sich in allen Bundesländern seit der ersten nationalen Pisa-Studie verbessert. Das Gefälle zwischen den besten Schülern in Bayern und schwächeren Schülern etwa in Bremen und Nordrhein-Westfalen ist allerdings immer noch hoch.

Vorrangige Aufgabe sei es nun, die individuelle Förderung von Kindern und den Ausbau von Ganztagsschulen voranzubringen, sagte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) am Donnerstag nach der Vorlage der zweiten nationalen Pisa-Studie. Zum einen hat sich danach seit der letzten Studie aus dem Jahr 2000 die Zahl derjenigen Bundesländer erhöht, die oberhalb des Durchschnitts der Industrieländer in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegen. Darüber hinaus hat die Zahl der Länder zugenommen, die genau den Mittelwert erreichen. „Bei allen Ländern finden wir positive Veränderungen“, bilanzierte der Kieler Bildungsforscher Manfred Prenzel in Berlin.

Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka (CDU), sagte, alle Länder könnten sich über die Verbesserungen freuen. „Da ist etwas positiv in Bewegung geraten“, betonte sie. Die Studie solle vor allem den Ländern helfen, die eigene Position im Wettbewerb zu klären. „Dieser Ländervergleich hat nicht das Ziel, Verlierer und Gewinner oder eine Art Bildungsolympiade für den Schulbereich zu etablieren“, betonte die brandenburgische Kultusministerin. Erfasst wurden für die Studie die Kenntnisse 15-jähriger Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften und Problemlösen. In allen vier Feldern liegt Bayern klar vorne. Zur Spitzengruppe gehören zudem Sachsen, Baden-Württemberg und Thüringen.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN HERKUNFT UND BILDUNGSKOMPETENZEN

Prenzel verwies darauf, dass sich die zum Teil großen Unterschiede zwischen den Ländern nicht verringert hätten. Auch seien soziale Herkunft und Bildungskompetenz der Schüler weiter eng aneinander gekoppelt; in Bayern allerdings kaum. Bulmahn räumte ein, dieser Zusammenhang sei in Deutschland „dramatisch und höher als in jedem anderen vergleichbaren Land“. Daher müsse das gemeinsame Ziel sein, jedes Kind bestmöglich zu fördern. Der von der Bundesregierung initiierte Ausbau der Ganztagsbetreuung müsse fortgesetzt werden. Auch die Sprachförderung von Migrantenkindern solle weiter verbessert werden.

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) wertete das gute Abschneiden seines Landes als klare Bestätigung der bayerischen Bildungspolitik. „Dort, wo die Union länger regiert, haben wir die besten Ergebnisse“, sagte er. Deutschland habe das Potenzial für den „Rohstoff Geist“. Nach Einschätzung von Unions-Fraktionsvize Maria Böhmer (CDU) zeigt sich, dass dort wo von der SPD das dreigliedrige Schulsystem ausgehöhlt worden sei, die Ergebnisse signifikant schlechter ausfielen.

Nach Ansicht der stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, besteht allerdings für selbstgefälliges Schulterklopfen der Sieger beim Pisa-Vergleich kein Grund. Bildung sei in keinem anderen Land so stark vom Geldbeutel abhängig wie in Deutschland, betonte sie. Gegen die Beseitigung der Ungerechtigkeiten sei seit dem letzten Vergleich zu wenig getan worden.

Politiker von SPD und Grünen sahen in den Verbesserungen bei allen Ländern einen Erfolg rot-grüner Bildungspolitik. Das deutsche Bildungssystem müsse dennoch noch besser und gerechter werden, betonte Grünen-Chefin Claudia Roth. Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Cornelia Pieper sprach sich dafür aus, schnellstmöglich nationale Bildungsstandards zu formulieren.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt bezeichnete die neue Studie zwar als Beleg, dass Spitzenleistungen an deutschen Schulen möglich seien, dennoch bestehe kein Anlass zur Entwarnung. „Kontinuierliche und systematische Qualitätsverbesserungen des Unterrichts bleiben der Schlüssel zu mehr Bildungserfolg“, erklärte er. Auch DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun erklärte, noch lägen zu viele Länder unter dem OECD-Durchschnitt.

Bereits im Dezember vergangenen Jahres waren die Ergebnisse der zweiten internationalen Pisa-Studie aus dem Jahr 2003 veröffentlicht worden. Deutschland, das darin mit einer Stichprobe von 4660 Schülern erfasst war, belegte das Mittelfeld. Um die Leistungen der Bundesländer vergleichen zu können, wurden in der Erweiterungsstudie „Pisa-E“ insgesamt 44.580 Schüler aus 1487 Schulen getestet. Im Jahr 2002 hatte das schlechte Abschneiden des deutschen Bildungssystems in der ersten Pisa-Studie eine heftige Debatte über bildungspolitische Konsequenzen entfacht.



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