Anwohner: IS-Kämpfer bringen zwangsweise Zivilisten nach Mossul

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) treibt in und um Mossul Zivilisten zusammen, um sie womöglich als menschliche Schutzschilde gegen die irakischen Truppen einzusetzen. Die Schilderungen von Anwohnern bestätigen Befürchtungen der UNO.
Titelbild
Die Schlacht um Mossul, IrakFoto: Patrick Barth/Getty Images
Epoch Times2. November 2016

Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) treiben in und um Mossul Zivilisten zusammen, um sie womöglich als menschliche Schutzschilde gegen die vorrückenden irakischen Truppen einzusetzen. Die Menschen wurden östlich und westlich der nordirakischen Millionenstadt gesammelt und zwangsweise nach Mossul gebracht, wie Anwohner am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP sagten. Sie bestätigten damit Befürchtungen der Vereinten Nationen. Hilfsorganisation stellen sich bereits auf eine massive Fluchtbewegung ein.

Im Gebiet östlich von Mossul hätten IS-Kämpfer vor allem junge Leute aufgefordert, sich in Schulen zu versammeln und ihre Ausweispapiere mitzubringen, sagte der Anwohner Abu Junes. Die meisten hätten sich dem Befehl jedoch widersetzt, weil sie befürchteten, als menschliche Schutzschilde missbraucht zu werden.

Im Westen der Stadt habe der IS „eine große Zahl von Menschen“ aus Gebieten südlich von Mossul zusammengetrieben und sie zwangsweise nach Mossul gebracht, sagte der Anwohner Abu Mohammed. Das UN-Menschenrechtskommissariat hatte dem IS bereits am Dienstag vorgeworfen, tausende Zivilisten zwangsweise nach Mossul zu bringen, um sie womöglich als menschliche Schutzschilde einzusetzen.

Zehntausende irakische Soldaten und kurdische Peschmerga-Kämpfer versuchen seit gut zwei Wochen, Mossul aus der Gewalt der IS-Miliz zu befreien. Im Osten von Mossul war es irakischen Eliteeinheiten am Dienstag nach eigenen Angaben erstmals gelungen, auf das Stadtgebiet vorzudringen.

Am Mittwoch versuchten irakische Soldaten und kurdische Kämpfer, den Belagerungsring um Mossul noch enger zu ziehen. Im Osten wurde nach Angaben einer AFP-Reporterin direkt an der Stadtgrenze weiter gekämpft. Im Norden standen die Regierungstruppen nach Armeeangaben zwei Kilometer vor der Millionenstadt, im Süden waren die irakischen Streitkräfte noch rund 30 Kilometer entfernt. Westlich von Mossul kämpfen schiitische Milizen, die dem IS Rückzugswege Richtung Syrien versperren sollen.

Der IS verfügt Schätzungen zufolge in und um Mossul über 4000 bis 7000 Kämpfer. Nach Angaben des Anwohners Mohammed halten sich die meisten von ihnen am Westufer des Tigris auf. Sie hätten bereits Autobomben, Selbstmordattentäter und Scharfschützen vorbereitet und Sprengstoff an Straßen und Brücken angebracht. Nun seien sie „offenbar bereit zu kämpfen“.

Im bereits eroberten Gogdschali am östlichen Stadtrand von Mossul schwenkte ein irakischer Soldat eine schwarze IS-Flagge. „Wir haben sie weggenommen und stattdessen eine irakische Flagge gehisst“, sagte der Soldat. Obwohl in der Nähe noch das Gewehrfeuer zu hören war, trauten sich die Bewohner von Gogdschali wieder auf die Straße. Unter der IS-Herrschaft hätten sich die Menschen wie „im Gefängnis“ gefühlt, sagte der Anwohner Abu Ahmed. „Aber dank Gottes Hilfe fühlen wir uns jetzt wieder sicher.“

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte mit, seit dem Beginn der Offensive Mitte Oktober seien bereits mehr als 20.000 Menschen vertrieben worden. „In den vergangenen Wochen haben Tausende ihre Wohnungen verlassen, Familien wurden auseinandergerissen, viele Zivilisten wurden verletzt oder durch Heckenschützen oder Sprengsätze getötet“, erklärte der Direktor des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC), Wolfgang Gressmann. Das Leben von 1,2 Millionen Menschen sei in großer Gefahr. Die Hilfsorganisationen bereiteten sich „auf das Schlimmste vor“.  (afp)



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