„Bangkok Post“: Thailand will Kambodschas Armee dauerhaft dezimieren
Nächtliche Angriffe, schwere Waffen und gegenseitige Schuldzuweisungen: Der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha scheint weiter zu eskalieren. Im Zentrum steht ein Gebiet mit einem jahrhundertealten Tempel, der von beiden Staaten beansprucht wird. Er ist seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe.
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Für viele ist es angesichts des seit Jahrzehnten schwelenden Konflikts nicht die erste Flucht: In Thailand haben sich wegen der Kämpfe viele Menschen aus der Grenzregion in Sicherheit gebracht.
Nach dem erneuten Aufflammen eines Grenzkonflikts will Thailand das Militär des Nachbarstaats Kambodscha mit seinen Angriffen langfristig dezimieren.
Damit solle die Sicherheit der künftigen Generationen in Thailand gewährleistet werden, zitierte die Zeitung „Bangkok Post“ den Generalstabschef des Militärs, Chaiyaphreuk Duangpraphat. Aus Kambodscha hieß es, man werde dem nicht untätig zusehen und sich verteidigen.
Kambodschas Regierung warf Thailand neue Angriffe im Grenzgebiet vor. Das thailändische Militär habe seinen Beschuss nachts an mehreren Orten fortgesetzt.
Einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums zufolge wurden bei einem thailändischen Angriff im Bezirk Thmar Puok in der Provinz Banteay Meanchey zwei Zivilisten getötet, die auf einer Landstraße unterwegs waren.
In Thailand berichtete das Nachrichtenportal „Khaosod“ auf der Plattform X unter Berufung auf das Militär von heftigen kambodschanischen Angriffen auf thailändischem Hoheitsgebiet, unter anderem mit Mörsern und Artillerie. Kambodscha baue zudem an einem Ort in der Grenzprovinz Trat eine Militärstellung aus, ziehe dort schwere Waffen zusammen und hebe Schützengräben aus.
Die Angaben aus Phnom Penh und aus Bangkok ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Beide Seiten beschuldigen sich seit Sonntag, eine zuletzt geltende Waffenruhe im Grenzgebiet zuerst verletzt zu haben.
Kambodschanische Soldaten (r) fahren mit ihren Motorrädern vorbei, während Anwohner nach Zusammenstößen entlang der kambodschanisch-thailändischen Grenze in der Provinz Preah Vihear am 8. Dezember 2025 evakuiert werden.
Foto: AFP via Getty Images
Kambodschas einflussreicher früherer Regierungschef Hun Sen sagte am 9. Dezember, sein Land habe sich gegen Thailand gewehrt. Zuvor hatte Phnom Penh bestritten, zurückgeschossen zu haben.
„Nachdem wir mehr als 24 Stunden lang geduldig waren, um die Waffenruhe zu respektieren und um Zeit für die Evakuierung der Menschen in Sicherheit zu haben, haben wir gestern Abend und heute Morgen mit weiteren (Reaktionen) zurückgeschlagen“, erklärte er im Onlinedienst Facebook.
In Kambodscha kamen nach Angaben des Verteidigungsministeriums seit 8. Dezember mindestens sieben Zivilisten ums Leben, mindestens 20 wurden verletzt. In Thailand starb am 9. Dezember mindestens ein Soldat an den Folgen seiner Verletzungen durch kambodschanischen Beschuss, wie „Khaosod“ unter Berufung auf das Militär berichtete.
Auf beiden Seiten der Grenze wurden Anwohner von den Behörden angesichts der jüngsten Angriffe zur Flucht aufgerufen.
Auswärtiges Amt warnt vor Reisen
Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in das unmittelbare Grenzgebiet zwischen Thailand und Kambodscha und rät auch von Reisen in Provinzen in Grenznähe ab. Touristen wird geraten, sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts einzutragen.
Die südostasiatischen Nachbarländer hatten nach schweren Kämpfen Ende Oktober in Anwesenheit von US-Präsident Donald Trump ein Waffenruheabkommen unterzeichnet. Im November wurde die vereinbarte Feuerpause nach einem neuerlichen Vorfall an der mehr als 800 Kilometer langen Grenze kurzzeitig ausgesetzt.
Die Wurzeln des Konflikts liegen in der Kolonialzeit, als Frankreich den Grenzverlauf festlegte. Die Regierungen beider Nachbarländer interpretieren diese Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie Laos aneinandergrenzen, unterschiedlich.
Im Zentrum des Streits steht ein jahrhundertealter Tempel, der seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.
Sowohl der dem Hindu-Gott Shiva gewidmete Tempel als auch das umliegende Gebiet werden von Thailand und Kambodscha beansprucht. In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Gefechten zwischen den Streitkräften beider Länder. (dpa/afp/ks)
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