Bargeld-Engpass in Venezuela führt zu gewaltsamen Protesten und Plünderungen

Die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro hat die bislang größten Geldscheine mit einem Wert von 100 Bolívares aus dem Verkehr gezogen. Seit Donnerstag werden sie nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert.
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Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolás Maduro.Foto: Miguel Gutierrez/Archiv/dpa
Epoch Times17. Dezember 2016

Ein Bargeld-Engpass hat in Venezuela zu gewaltsamen Protesten und Plünderungen geführt. In Maracaibo, der zweitgrößten Stadt des Landes, bewarfen wütende Demonstranten am Freitag Berichten zufolge Polizisten mit Steinen. In Maturín gab es Straßenblockaden und Plünderungen. Wie ein Augenzeuge sagte, wurde dort ein Geflügeltransporter geplündert. Der Markt von Maturín werde von Soldaten bewacht.

In der Stadt Puerto la Cruz kam es nach Angaben einer Bankangestellten zu Ausschreitungen, weil Bankkunden kein Bargeld abheben durften. Die Polizei gab demnach Warnschüsse ab, um die Proteste zu beenden. Alle Geschäfte in der Stadt seien geschlossen worden. In der Stadt Santa Barbara wurden bei einem versuchten Überfall auf einen Geldtransporter vier Menschen verletzt, als die Fahrer das Feuer eröffneten.

Die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro hat die bislang größten Geldscheine mit einem Wert von 100 Bolívares aus dem Verkehr gezogen. Seit Donnerstag werden sie nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Die eigentlich für denselben Tag geplante Ausgabe von größeren Scheinen mit einem Wert von 500 bis 20.000 Bolívares verzögerte sich aber. Millionen Venezolaner stehen nun ohne genügend Bargeld da, um Lebensmittel und Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Maduro machte Politiker der Opposition für die Unruhen verantwortlich. Es gebe Foto- und Video-Beweise für die Beteiligung von Oppositionsabgeordneten an „versuchtem Vandalismus und Gewalttaten“, sagte er am Freitagabend. Nach Angaben des Präsidenten hatten Randalierer in der Stadt Guasdualito an der Grenze zu Kolumbien zwei staatliche Banken in Brand gesetzt. Die verantwortlichen Oppositionspolitiker gehörten auch einer „Schmuggelmafia“ an und würden bald festgenommen, sagte Maduro.

Maduro hatte den Banknoten-Tausch mit dem Kampf gegen internationale Mafiabanden begründet, die seinen Angaben zufolge Milliarden in 100-Bolívares-Scheinen ins Ausland verschoben haben, vor allem nach Kolumbien. Maduro sieht darin eine von den USA unterstützte Verschwörung zur wirtschaftlichen Destabilisierung seines Landes. Auch eine Schließung der Grenzen nach Kolumbien und Brasilien begründete Maduro mit Geldschmuggel in Millionenhöhe durch die „Mafias“.

Die für ungültig erklärten 100-Bolívares-Scheine machten zuletzt mehr als drei Viertel des im Umlauf befindlichen Bargeldes aus. Die Banknote war wegen der Inflation allerdings nur noch knapp drei US-Cent wert, die Venezolaner trugen daher immer dicke Geldbündel mit sich herum. Die alten Geldscheine können nur noch wenige Tage lang in der Zentralbank umgetauscht werden. Tausende Menschen aus dem ganzen Land reisten deshalb in die Hauptstadt Caracas, vor der Bank bildeten sich lange Schlangen.

Venezuela steckt wegen des Verfalls des Ölpreises in einer schweren Wirtschaftskrise mit drastischen Preissteigerungen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet für 2016 mit einer Inflationsrate von 475 Prozent. Wegen Versorgungsengpässen gab es in dem südamerikanischen Land immer wieder Unruhen und Plünderungen. Die Opposition macht Maduro für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich. (afp)



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