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Sender unter Manipulationsverdacht

BBC soll Trump-Rede verfälscht haben - Informant: „Publikum in die Irre geführt“

Die BBC, einst Goldstandard für journalistische Objektivität, sieht sich schweren Manipulationsvorwürfen ausgesetzt. Ein Informant macht öffentlich, dass die Rundfunkanstalt in einer Trump-Dokumentation Aussagen verfälscht und so einen unzutreffenden Eindruck über dessen Haltung zu den Kapitol-Unruhen erweckt habe.

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Blick auf das BBC-Gebäude in London.

Foto: James Manning/PA Wire/dpa

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Lesedauer: 7 Min.


In Kürze:

  • BBC soll Trump-Rede für Dokumentation sinnentstellend zusammengeschnitten haben
  • Bericht eines Informanten spricht von Irreführung des Publikums
  • Interne Warnungen seien laut BBC-Berater Michael Prescott ignoriert worden
  • BBC lehnt Stellungnahme zu den Vorwürfen ab

 
Die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt BBC steht derzeit im Fokus von Manipulationsvorwürfen. Journalisten der britischen Tageszeitung „The Telegraph“ beschuldigen die traditionell für Objektivität renommierte Sendeanstalt, im Oktober 2024 für eine Dokumentation Aussagen des damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in sinnentstellender Weise zusammengeschnitten zu haben.
Durch die nachträgliche Bearbeitung der Aussagen sei der unzutreffende Eindruck entstanden, Trump habe die teils gewalttätigen Unruhen am Kapitol vom 6. Januar 2021 gebilligt, ermuntert und sogar angeführt. Ein Informant hat dem „Telegraph“ ein Memo zu der redaktionellen Bearbeitung der Trump-Rede in Washington, D.C. zugänglich gemacht. Die Sendung „BBC Panorama“ habe, so heißt es darin, durch den Zusammenschnitt entscheidender Teile das „Publikum vollständig in die Irre geführt“.

BBC-Doku über Trump bei ZDF noch zu sehen

Auf X hat „Telegraph“-Redakteur Gordon Rayner die entsprechenden Stellen sichtbar gemacht. Sie sind Teil der Dokumentation „Trump: A Second Chance?”, die wenige Tage vor der Wahl auf BBC ausgestrahlt wurde. Derzeit ist sie in der dortigen Mediathek nicht mehr abrufbar. Das ZDF bietet eine deutsche Fassung davon an.

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Das „manipulierte Video“ und die „verstümmelte Zeitleiste“ in der Dokumentation finden Erwähnung in einem 19-seitigen Bericht über die „Voreingenommenheit der BBC“, über den der „Telegraph“ berichtet. Dieser thematisiert auch noch andere Bereiche wie die Berichterstattung über den Gaza-Krieg.
Der Autor ist laut „Telegraph“ der frühere Berater des Editorial Guidelines and Standards Committee, Michael Prescott. Dieser hatte das Dossier an den Vorstand der BBC geschickt, nachdem man seine Warnungen vor der irreführenden Trump-Dokumentation „abgetan und ignoriert“ habe.

Teile einer Rede aus dem Zusammenhang gerissen und zusammengeschnitten

Die Dokumentation „Trump: A Second Chance?“ („Zweite Chance: Die Rückkehr von Donald Trump“) führe die Zuschauer „gezielt in die Irre“, heißt es in dem Dossier. So werden Zitate von Trump bei seiner Rede vor der Kundgebung am 6. Januar 2021 in Washington, D.C. gezeigt, die vor den Unruhen stattfand. Zu der Kundgebung hatte Trump aufgerufen, um gegen die seiner Meinung nach zu seinen Ungunsten manipulierten Präsidentschaftswahlen 2020 zu protestieren.
An jenem Tag sollten im Senat die Stimmen der Wahlmänner gezählt werden. Am Rande der Zeremonie kam es zu den Unruhen in und um das Kapitol. In der BBC-Doku war Trump zu sehen, wie er angeblich gesagt habe:
„Wir werden jetzt zum Kapitol gehen und ich werde bei euch sein und wir kämpfen. Wir werden kämpfen, als gäbe es kein Morgen mehr, und wenn ihr das nicht tut, habt ihr morgen kein Land mehr.“
Die Wirkung dieser Passage auf die Zuschauer ist eindeutig: Mit diesen Worten hätte Trump seine Anhänger zum Sturm auf das Kapitol aufgefordert. Tatsächlich aber – und das dokumentiert der Informant – war diese Sequenz aus nicht weniger als drei unterschiedlichen Teilen der Rede zusammengeschnitten.

Was Trump tatsächlich gesagt hat

Der erste Teil war zusammengeschnitten aus einer Passage, in der Trump sagte:
„Wir werden jetzt zum Kapitol gehen und ich werde bei euch sein, wir werden hinuntergehen, wir werden hinuntergehen, wenn ihr wollt, aber ich denke, genau hier werden wir zum Kapitol gehen und wir werden unsere tapferen Senatoren und Männer und Frauen im Kongress anfeuern.“
Vollständig aus dem Zusammenhang eliminiert hat man die darauffolgende Aussage. Hier äußerte Trump:
„Ich weiß, dass jeder hier bald zum Kapitol marschieren wird, um sich friedlich und patriotisch Gehör zu verschaffen.“
Erst 54 Minuten später kam in Trumps Rede der Rest der Passage vor – und das in einem komplett anderen Zusammenhang, nämlich der behaupteten Wahlmanipulation. So hieß es dort:
„Die meisten Leute wären abends um 9 Uhr da gewesen und hätten gesagt: ‚Ich möchte dir ganz herzlich danken‘ und wären in ein anderes Leben gegangen. Aber ich sagte, dass hier etwas nicht stimmt, dass etwas wirklich nicht stimmt, dass es nicht passieren kann, und wir kämpfen. Wir werden kämpfen, als gäbe es kein Morgen mehr, und wenn ihr das nicht tut, habt ihr morgen kein Land mehr.“

BBC lehnt Kommentar zu den Vorwürfen ab

Prescott bezeichnete den Zusammenschnitt als „schockierend“. Er erwecke „den Eindruck, dass Trump etwas gesagt hat, was er nicht gesagt hat“, und führe die Zuschauer damit in die Irre. In der Sendung werde zudem der Eindruck erweckt, als hätte Trumps Rede Demonstranten erst inspiriert, zum Kapitol zu marschieren. Tatsächlich sei das Filmmaterial, das diese zeige, vor der Ansprache Trumps aufgezeichnet worden.
Trump sei zudem nicht wegen einer Anstiftung zum Aufruhr angeklagt worden, betonte Prescott. „Eben, weil er seine Anhänger nicht ausdrücklich dazu aufforderte, auf den Capitol Hill zu gehen und zu kämpfen.“
Die BBC lehnte einen Kommentar zu den Vorwürfen Prescotts ab. Gegenüber der „New York Post“ äußerte ein Sprecher, man werde „durchgesickerte Dokumente nicht kommentieren“. Immer wenn die BBC Rückmeldungen erhalte, nehme sie diese ernst und prüfe sie sorgfältig. Prescott sei ein „ehemaliger Berater eines Vorstandsausschusses, in dem unterschiedliche Ansichten und Meinungen zu unserer Berichterstattung routinemäßig diskutiert und debattiert werden“.
Reinhard Werner schreibt für Epoch Times zu Wirtschaft, gesellschaftlichen Dynamiken und geopolitischen Fragen. Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Beziehungen, Migration und den ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen.

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