Beben erschüttert Nepal: «Eine nationale Tragödie»

Kathmandu (dpa) - Um 11.56 Uhr am Samstag hebt und senkt sich der mächtige Himalaya und Millionen von Menschen in Nepal, aber auch in Indien, China, Bangladesch und Pakistan spüren, wie sich der Boden unter ihren Füßen bewegt. Ein gewaltiges…
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Zwei Frauen sitzen vor einem zerstörten Gebäude in Bhaktapur.Foto: Hemanta Shrestha/dpa
Epoch Times26. April 2015
Um 11.56 Uhr am Samstag hebt und senkt sich der mächtige Himalaya und Millionen von Menschen in Nepal, aber auch in Indien, China, Bangladesch und Pakistan spüren, wie sich der Boden unter ihren Füßen bewegt.

Ein gewaltiges Beben lässt vor allem in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu Gebäude einstürzen wie Kartenhäuser, Menschen werden unter Schutt und Asche begraben. Überall flüchten sie auf die Straßen. Doch viele schaffen es nicht, ehe Häuser und Geschäfte über ihren Köpfen zusammenfallen. Die Zahl der Toten steigt stündlich, Sonntagnachmittag ist von mehr als 2000 die Rede.

Das Zentrum des Bebens, das eine Stärke von 7,8 erreicht, liegt nur 80 Kilometer entfernt. Zahlreiche alte Häuser – oft aus Lehm und Mörtel – und viele historische Stätten krachen zusammen. „Das ist eine nationale Tragödie“, sagt der Autor Kashish Das Shrestha.

Shrestha geht in die Altstadt Kathmandus – und sieht dort, dass mehrere Unesco-Weltkulturerbestätten aus den vergangenen Jahrhunderten quasi nur noch Schutt sind. „Alle Tempel sind zerstört“, berichtet er niedergeschlagen. In einem der denkmalgeschützten Gebäude wurde gerade Blut gespendet. „Das Haus kollabierte und es scheint, als seien alle darin umgekommen.“

Die Überlebenden sammeln sich auf den Plätzen, Gehwegen und Randstreifen. Tag und Nacht harren sie dort aus, in der gleißenden Sonne und der nächtlichen Himalaya-Kälte. Sie haben zu viel Angst, um in ihre Häuser zurückzukehren. Denn die Erde zittert weiter – am Sonntag verzeichnen die Experten ein so starkes Nachbeben, dass weitere Gebäude einstürzen. Viele Menschen schreien. „Wenn das so weitergeht, werden wir alle sterben“, sagt Muna Lama, während sie ihr Baby an die Brust drückt. „Aber was können wir anderes tun, als weiter zu warten?“, fragt sie.

„Überall liegen umgefallene Mauern und Häuser“, beschreibt Yogesh Sitaula die Lage in seinem Viertel. In manchen engen Gassen fielen Häuser auf beiden Seiten ein – in der Mitte gibt es kein Durchkommen. „Ich habe gesehen, wie zwei Menschen in der New Road starben, als Teile eines Gebäudes auf sie herabfielen“, sagt Sitaula. Die Krankenhäuser seien sofort überfüllt gewesen. Die Menschen würden notdürftig in den Straßen behandelt.

Der Student Shyam Krishna sah, wie eine Kirche in sich zusammenfiel – und die rund 40 bis 50 Gläubigen unter sich begrub, die ihre wöchentliche Versammlung abhielten. Wer irgendwie kann, packt allerorten mit an und versucht, die Verschütteten zu retten. Doch es fehlt an vielem, unter anderem an schwerem Gerät. So graben manche Helfer mit bloßen Händen. Auch Touristen, die sich gerade in Nepal aufhalten, helfen.

Viele von ihnen dürften tagelang in Kathmandu gestrandet bleiben. Denn der einzige internationale Flughafen des Landes wurde immer wieder geschlossen. Doch die ersten Flüge mit Hilfsgütern kommen an: Essen, Wasser, Spürhunde, Medikamente, Kommunikationsmittel. Wie schlimm die Situation im abgelegenen Rest des Himalaya-Landes ist und was alles gebraucht werde, könne derzeit noch niemand sagen, erklärten Hilfsorganisationen.

Auch auf dem Mount Everest gibt es Todesopfer zu beklagen. Am höchsten Berg der Erde ist gerade Hauptsaison, Hunderte Bergsteiger sind im Gletscher. Die fatalen Erdstöße lösen Lawinen aus, die sich mehrere Stockwerke hoch auftürmen und mindestens 18 Menschen in den Tod reißen – mehr noch als beim bislang schwersten Unglück dort im vergangenen Jahr. Verletzte werden ausgeflogen, doch Dutzende sitzen fest.

Ein großes Problem von Helfern und Opfern sind nicht funktionierende Telefonverbindungen. Die Netze der Mobilbetreiber waren immer wieder überlastet, das Festnetz funktionierte oft nicht. Wer aus Kathmandu durchkam, hörte oft Schreckliches aus Heimatdorf oder -stadt. „Mein Haus in Ranipauwa ist komplett zerstört“, sagte etwa Puja Lama nach einem Telefonat mit ihrer Familie. „Aber zum Glück haben wir alle überlebt.“

(dpa)

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