Bei Brexit würden EU-Gegner „Champagner trinken“ – Tusk warnt vor Instabilität

EU-Ratspräsident Donald Tusk hofft auf ein Scheitern des Brexit. Nur so könne Europa wirtschaftlich und politisch stabil bleiben. An Deutschland gerichtet sagte er, es solle in der Flüchtlingskrise nicht den Märtyrer spielen.
Titelbild
EU-Ratspräsident Donald Tusk.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times14. Juni 2016

Zur „Brexit-Gefahr“ interviewte die Bild-Zeitung EU-Ratspräsident Donald Tusk. Er hofft, dass die Briten gegen einen EU-Austritt stimmen, weil dieser seiner Ansicht nach die gefühlte Instabilität in Europa verstärken könnte:

„Die Finanz- und die Flüchtlingskrise haben Unsicherheit geschürt, zu einem Aufstand gegen Political Correctness geführt und eine Bewegung gegen das Establishment hervorgerufen. Wir beobachten, wie das Gefühl von Instabilität rapide anwächst und wie sich die unterschiedlichen politischen Lager immer stärker vom Mainstream der Gesellschaft distanzieren. Das gilt für radikale Rechte und Linke, aber auch für Bewegungen ohne jede Ideologie. Das Referendum der Briten könnte diese Stimmung verstärken.”

EU-Feinde würden "Champagner trinken”

Der Brexit würde einer Scheidung in Europa gleichkommen, meint Tusk: "Jede Familie weiß: Eine Scheidung ist für alle traumatisch. Wirtschaftlich hätte jeder in der EU Nachteile, aber vor allem die Briten selbst", so Tusk. “Vor allem geopolitisch wäre es ein Rückschlag für Großbritannien”, sagt er gegenüber Bild. Er befürchtet, dass der Brexit „der Beginn der Zerstörung nicht nur der EU, sondern der gesamten politischen Zivilisation des Westens” sein könnte.

„Politisch würde ein Austritt alle radikalen Anti-Europäer in den EU-Staaten anfeuern.” Tusk sieht außerdem am Tag des Austritts der Briten “unsere äußeren Feinde Champagner trinken”. “Wir sollten alles daran setzen, ihnen diese Party zu verderben", erklärt der EU-Ratspräsident.

Er sagt, man dürfe die EU nicht als „Schönwetter-Veranstaltung“ betrachten. Man müsse sich „den Krisen stellen, die ja nicht hausgemacht sind, sondern von außen über uns kamen.“

Brexit-Entscheidung historischer Moment

"Ich bin kein Prophet", sagt Tusk. "Trotzdem ist es ein historischer Moment, man kann es spüren. Etwas Altes endet, etwas Neues beginnt. Aber ich bin sicher, dass die EU überleben wird, auch wenn der Preis dafür hoch sein wird."

Es gehe um Zusammenhalt. So sei auch Deutschland in der Flüchtlingskrise von den anderen EU-Staaten nicht im Stich gelassen worden, betont EU-Ratspräsident Donald Tusk. "Andere Länder haben, gemessen an ihrer Bevölkerungsgröße, auch sehr viele Flüchtlinge aufgenommen. Deutschland sollte nicht den Märtyrer spielen", sagt er gegenüber der Bild. "Das ist so falsch wie die Vorwürfe, Deutschlands offene Grenzen seien schuld an der Flüchtlingskrise."  (kf)



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