Berliner Privatschule: Imam verweigert Pädagogin Handschlag aber nicht Respekt – Note „ungenügend“

Als der strenggläubige Imam der Berliner Lehrerin aus religiösen Gründen eine andere Begüßung als den üblichen Handschlag anbieten wollte, ärgerte sich die Pädagogin und warf dem Mann Frauenfeindlichkeit vor. Sie forderte ihn schreiend auf, sich der Kultur in Deutschland anzupassen. Daraufhin zeigte die muslimische Familie die Lehrerin an - wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde. Die Schule entschuldigte sich schriftlich bei dem Imam.
Epoch Times15. Juli 2016

Der Fall ereignete sich Ende Mai in der Platanus-Schule in Berlin-Pankow. Der Sohn eines Imams war in Rangeleien auf dem Schulhof verwickelt und wurde deswegen schriftlich verwarnt. Es folgten pädagogische Gespräche mit der Mutter und dann auch mit dem Vater, einem strenggläubigen Schiiten aus der Osttürkei.

Der im iranischen Ghom und im irakischen Nadschaf theologisch ausgebildete Imam Kerim Ucar machte der Lehrerin beim Eintritt in den Besprechungsraum klar, das er aus religiösen Grünen einer Frau keine Hand geben könne. Seine Frau Dilek wollte dem anwesenden männlichen Pädagogen auch nicht die Hand geben.

Andere Begrüßung angeboten

Laut dem Imam soll ihn die Pädagogin vier Mal unter Berufung auf eine notwendige Respektbezeugung und deutsche Gebräuche nachdrücklich aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen, worauf er ihre Aufforderungen freundlich aber bestimmt zurückwies.

Zum Gruß legte er allerdings seine Hand aufs Herz und erklärte der Lehrerin, dass dies die höchste Geste in seiner Religion bei der Respektbezeugung zur Begrüßung einer Frau sei. Das habe die Pädagogin jedoch nicht akzeptieren wollen, sei laut geworden und habe schließlich das Gespräch für beendet erklärt.

Anschließend hatte die Familie eine Woche auf eine Entschuldigung der Schule gewartet, bevor sie zur Polizei ging und Anzeige erstattete. Auch kündigte die Familie den Schulvertrag für die zwei Söhne. Frau Ucak sagte, sie habe das Vertrauen in die Schule verloren.

Pädagogin rastet aus

Der „RBB“ zitiert: „Die Aktion der Lehrerin war beabsichtigt, sie beruht auf Vorurteilen. Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber dem Glauben der anderen und Fremdenfeindlichkeit“, so der Imam. Seine religiös bedingte Begrüßungsweise sei seit eineinhalb Jahren bekannt, nie habe es ein Problem gegeben. „Sie hat mir vier Mal die Hand regelrecht aufgezwungen. Das zeigt uns, dass der Trend zu Fremdenfeindlichkeit in Deutschland immer größer wird.“

Seine Frau beklagte sich, dass sie und ihr Mann vor ihrem Sohn von der Pädagogin angeschrien worden seien. Immer wieder habe sie geschrien: „Sie müssen sich der Kultur anpassen in Deutschland.“

Die türkische Frau vermutet: „Sie denkt bestimmt, dass wir sie diskriminiert haben oder so.“ Doch seien sie es, die diskriminiert und beleidigt wurden, wegen ihrer Religion. Sie seien zutiefst in ihrer Persönlichkeit verletzt worden. „Und das alles vor unserem Sohn.“

Schule entschuldigt sich

In einem „abschließenden Schreiben“ an die Rechtsanwältin des Imams entschuldigte sich die Privatschule ausdrücklich und bedauerte, dass es „zwischen der Familie und Mitarbeitern unserer Schule zu Missverständnissen gekommen“ sei.

Man habe niemanden in seiner Religionsfreiheit oder in sonstiger Weise persönlich verletzen wollen. Gleichzeitig bestätigt die Schule die Kündigung der Schulverträge der beiden Kinder des Imams.

 

Allerdings gab sich die muslimische Familie mit der schriftlichen Entschuldigung nicht zufrieden. In einem Antwortschreiben wird ein „offenes und ehrliches Gespräch unter allen Beteiligten“ gewünscht. Dies diene dem Kindeswohl, da der Sohn des Imams habe mit ansehen müssen, wie sein Vater „in empfindlichem Maße herabgewürdigt wurde“, berichtet der „RBB“ aus dem Antwortschreiben.

Wie weit geht Integration?

Der Imam Kerim Ucar lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Seinen Angaben zufolge hat er wegen seiner Gemeindearbeit noch keine Zeit gefunden, ausreichend Deutsch zu lernen, obgleich er mehrere Sprachen spricht. Seine Frau Dilek wuchs in Süddeutschland auf und spricht fließend Deutsch.

„Integration heißt für uns, dass wir die Gesetze des Gastlandes befolgen. Die Kultur allerdings müssen wir nicht bedingungslos übernehmen“, so Kerim Ucar.

Sein Treffen mit der Pädagogin wird er wohl so schnell nicht vergessen. (sm)



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