Biden und Johnson kündigen virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan an

US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Boris Johnson wollen nächste Woche einen virtuellen G7-Gipfel zur Lage in Afghanistan einberufen.
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Konferenzsaal im EU-Parlament in Brüssel.Foto: JOHANNA GERON/POOL/AFP via Getty Images
Epoch Times18. August 2021

Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan wollen die G7-Staaten bei einem virtuellen Gipfeltreffen über ihr weiteres Vorgehen beraten. US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Boris Johnson würden nächste Woche einen Gipfel einberufen, „um eine gemeinsame Strategie und Vorgehensweise zu erörtern“, teilte das Weiße Haus in Washington am Dienstag nach einem Telefonat der beiden Politiker mit.

Die Taliban waren am Sonntag nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Der Machtwechsel hat Befürchtungen ausgelöst, dass es zu einer massiven humanitären Krise in dem Land und einer starken Flüchtlingsbewegung kommen könnte.

Biden und Johnson hätten „die Notwendigkeit einer fortgesetzten engen Abstimmung zwischen den Verbündeten und demokratischen Partnern in der künftigen Afghanistan-Politik“ besprochen, teilte das Weiße Haus weiter mit. Dies umfasse auch zusätzliche humanitäre Hilfe und Unterstützung für Flüchtlinge und andere gefährdete Afghanen. Der G7-Gruppe gehören neben den USA und Großbritannien Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien und Japan an.

Taliban verkünden „Frieden“

Die Taliban hatten zuvor auf einer Pressekonferenz in Kabul am Dienstag das Ende des Krieges und eine allgemeine Amnestie verkündet. „Der Krieg ist zuende“, und „jeder“ sei begnadigt, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Er kündigte auch an, dass Frauen weiterhin arbeiten gehen dürften, sofern ihre Erwerbstätigkeit im Einklang mit „den Prinzipien des Islam“ stehe.

Mudschahid fügte hinzu, dass bald eine Regierung gebildet werde. Er nannte jedoch keine Einzelheiten und erklärte lediglich, die Taliban würden „mit allen Seiten in Verbindung treten“. Am Dienstag kehrte mit Mullah Abdul Ghani Baradar auch ein Mitbegründer und Führungsmitglied der radikalen Islamistenbewegung nach Afghanistan zurück.

Die US-Regierung reagierte verhalten auf die Zusagen der Islamisten. „Wenn die Taliban sagen, dass sie die Rechte ihrer Bürger respektieren werden, werden wir darauf achten, dass sie sich an diese Aussage halten und sie in die Tat umsetzen“, erklärte Ned Price, Sprecher des US-Außenministeriums.

Die Machtübernahme der Taliban schürt bei vielen Afghanen die Furcht, dass die Islamisten eine ähnliche Schreckensherrschaft errichten könnten wie zwischen 1996 und 2001. Damals folgten die Taliban einer extrem rigiden Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts. Auch die Angst vor Vergeltungsakten der Taliban gegen Beschäftigte der früheren afghanischen Regierung und afghanische Mitarbeiter ausländischer Staaten haben dazu geführt, dass zehntausende Menschen das Land verlassen wollen.

Chaotische Szenen in Kabul

Am Montag war es deshalb am Flughafen von Kabul zu chaotischen Szenen gekommen. Westliche Staaten haben eine militärische Luftbrücke eingerichtet, um ihre Staatsbürger und Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Tausende Afghanen versuchten, an Bord von startenden Maschinen zu gelangen. Afghanische Medien berichteten, dass mehrere Menschen starben, als sie von startenden Flugzeugen herabfielen.

Die US-Luftwaffe kündigte eine Untersuchung der Vorfälle an. Die Ermittler werteten derzeit Videoaufnahmen aus, auf denen mutmaßlich zu sehen sei, wie mindestens zwei Afghanen aus einem US-Transportflugzeug stürzen, erklärte Luftwaffen-Sprecherin Ann Stefanek am Dienstag. Nach der Landung in Katar sei zudem eine Leiche im Fahrwerkschacht des Flugzeugs entdeckt worden.

Das US-Militär hat bislang mehr als 3200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Insgesamt wollen die USA mehr als 30.000 Menschen in Sicherheit bringen. Die Taliban haben laut dem Nationalen Sicherheitsberater der US-Regierung, Jake Sullivan, eine „sichere Durchfahrt“ für Zivilisten zum Flughafen zugesagt. Es gebe allerdings Berichte, dass die Taliban Menschen zurückgewiesen und sogar geschlagen hätten.

Die Bundeswehr hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 260 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Ein Lufthansa-Flugzeug aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent mit 131 Evakuierten an Bord landete in der Nacht zu Mittwoch in Frankfurt. (afp)



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