Britische Historiker kritisieren Darstellung der Entkolonialisierung und Sklaverei beim Einbürgerungstest

Titelbild
1841: Bei einer Anti-Sklaverei-Demonstration in der Exeter Hall werfen die Zuschauer ihre Hüte in die Luft. Original-Veröffentlichung: Illustrierte Londoner Nachrichten - Pub. 1863Foto: HultonArchiv/Illustrierte Londoner Nachrichten/Bilder
Epoch Times22. Juli 2020

Wegen teilweise falscher Darstellung der Entkolonialisierung und Sklaverei haben Dutzende britische Historiker gefordert, im Einbürgerungstest einstweilen auf die Fragen zur Geschichte des Landes zu verzichten. Das zur Vorbereitung auf den Test dienende Handbuch des Innenministeriums sei in Teilen „irreführend und in einigen Fällen nachweislich falsch“, kritisierten die 181 Experten am Mittwoch in einem offenen Brief. Bis zu einer Überarbeitung sollte auf den Geschichtsteil des Tests demnach verzichtet werden.

Ziel des Handbuchs sei es , „Toleranz und Fairness zu fördern und die Integration zu erleichtern“, doch seine historischen Kapitel „tun genau das Gegenteil“, heißt es in dem offenen Schreiben.

Dessen Unterzeichner warfen den Autoren des erst kürzlich aktualisierten Handbuchs unter anderem vor, die Rolle Großbritanniens im internationalen Sklavenhandel herunterzuspielen. Nirgendwo werde etwa die riesige Zahl der britischen Sklavenschiffe erwähnt und dass viele der unfreiwilligen Passagiere unterwegs starben. Zudem werde behauptet, die Sklaverei im Land habe bereits im 18. Jahrhundert geendet.

Auch das Ende der Kolonialisierung werde „verzerrt“ dargestellt, kritisierten die Historiker. Das Handbuch gebe vor, der Übergang des britischen Empires zum Commonwealth sei von den Briten so entschieden worden und „geordnet“ verlaufen. Tatsächlich aber habe es sich dabei oftmals um einen „gewaltsamen Prozess“ gehandelt. Aufstände und Unabhängigkeitsbewegungen wie in Indien blieben zudem unerwähnt.

Für Antragsteller aus den ehemaligen Kolonien sei diese Darstellung „verletzend“, den anderen Einbürgerungskandidaten gaukle sie „ein falsches Bild der Vergangenheit“ vor, schrieben die Unterzeichner des offenen Briefs, darunter elf Mitglieder der renommierten British Academy.

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte AFP zu den Vorwürfen, das Handbuch werde regelmäßig überarbeitet. Dabei würden auch sämtliche Kritik und Kommentare berücksichtigt. (afp)



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