Britische Verteidigungsindustrie will chinesische und russische Infiltration untersuchen

Überwachungskameras Made in China sind weltweit installiert – auch in Regierungsgebäuden und militärischen Einrichtungen. Großbritannien will der Sache jetzt auf den Grund gehen und mögliche Gefahren ausschalten. Allerdings gibt es auch Stimmen, die das für unmöglich halten.
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Britische Flaggen in der Nähe des Big Ben.Foto: Matt Dunham/dpa
Von 13. März 2023

Die britische Regierung und die Rüstungslieferanten planen, die Lieferketten auf chinesische oder russische Infiltration zu überprüfen. Das sagte der Minister für die Beschaffung von Verteidigungsgütern, Alex Chalk, letzte Woche. Die Ankündigung erfolgte auf einen Untersuchungsbericht der „Mail on Sunday“ hin, wonach mindestens sechs britische Armeestützpunkte mit Überwachungskameras der chinesischen Unternehmen Hikvision und Dahua an ihren Eingangstüren ausgerüstet sind.

In seiner Rede auf der Verteidigungs- und Sicherheitskonferenz der Konservativen sagte Chalk, Großbritannien müsse künftig „allseits bereit“ sein. Es sei besser, heute 80 Prozent der [Rüstungs-]Kapazitäten zu haben, als morgen 100 Prozent, „weil es kein Morgen gibt“. Großbritannien könne sich keine „Gucci-Waffen“ leisten. Er warnte auch davor, dass das Vereinigte Königreich Gefahr laufe, von Ländern wie Frankreich bei der Beschaffung von Verteidigungsgütern überholt zu werden.

Forensische Prüfung

Auf die Frage, was er über die chinesische Unterwanderung britischer Technologieuniversitäten denke, sagte Chalk, dass die Minister besorgt seien. Das Verteidigungsministerium und „jeder einzelne Zulieferer“ würden nun „die Lieferkette einer forensischen Prüfung unterziehen, um den Ursprung und insbesondere das Risiko einer chinesischen oder sogar russischen Infiltration zu überprüfen“, so Chalk.

Gleichzeitig würde die Infrastruktur unter die Lupe genommen, um sicherzugehen, dass es auch nicht die geringste chinesische Beteiligung an der Überwachung gebe. „Das findet auf jeden Fall statt, das kann ich mit Freude sagen“, erklärte er und versicherte, dass dies bei seinen Treffen mit Zulieferern wie BAE Systems, Rolls-Royce oder Babcock „sehr ernst“ genommen wurde.

Zu der Ansicht des Abgeordneten James Sunderland, dass Großbritannien britische Rüstungsunternehmen aufbauen und verkaufen müsse, sagte Chalk, es sei „entscheidend“, dafür zu sorgen, dass die Dinge „so gebaut werden, dass unsere Versorgung gesichert ist“.

Das bedeute manchmal, dass man das tun muss, was manche als „Freundschaftsdienst“ bezeichnen. Mit anderen Worten, man müsse diese Dinge mit befreundeten Verbündeten aufbauen, sagte er. Allerdings müsse man sicherstellen, den chinesischem Einfluss in der Lieferkette zu minimieren.

Professor John Louth – ein strategischer Berater der Verteidigungs- und Energieberatungsfirma Redstone Risk – hält das für ein schwieriges Unterfangen. „Eine typische Systemarchitektur im Verteidigungsbereich umfasst etwa dreieinhalb bis vier Milliarden Datensätze. Das zu überprüfen, ist fast unmöglich“, sagte er. „Man kann Teile des Systems sichern, man kann sicherstellen, wie Systeme mit Systemen kommunizieren. Aber es ist unmöglich, jede einzelne dieser Codierungen zu sichern, weil man dafür den gesamten Verteidigungshaushalt aufwenden müsste.“

Die Verteidigungsindustrie wird zur ‚Sündenbabel‘

Andrew Kinniburgh, Generaldirektor des Handelsverbandes Make UK Defence, sagte in seiner Frage an das Gremium, dass sich das Vereinigte Königreich „verzweifelt daran festklammert“, zweitgrößter Exporteur von Verteidigungsgütern zu sein, sofern man einen Zehnjahresdurchschnitt zugrunde legt. Allerdings hätten kleine und mittlere britische Rüstungslieferanten mittlerweile mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da die Branche „jetzt fast als Sündenbock betrachtet wird […] so wie vielleicht die Tabakindustrie“.

„Wir haben zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die keine Autos leasen und keine Versicherung bekommen können. […] Die großen Großbanken sagen jetzt, dass sie Dienstleistungen, Überziehungskredite und Darlehen zurückziehen, wenn man mehr als 10 Prozent seines Geschäfts in der Verteidigung hat. Das wird zu einem immer größeren Problem“, so Kinniburgh weiter.

Chalk stimmte Kinniburgh zu. Dass die Industrie als Sündenbock betrachtet wird, sei „eine wirklich schwer zu knackende Nuss“. Aber er werde sich für die Verteidigungsindustrie einsetzen. Allerdings müssten auch andere ihre Stimme erheben. „Wir müssen diesen Moment nutzen, um zu sagen, dass Investitionen in Munition, Investitionen in Verteidigungsaktien, Investitionen in die Verteidigung der Freiheit sind“.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: British Defence Industry Taking ‘Forensic Look’ to Minimise Chinese and Russian Infiltration, Minister Says (deutsche Bearbeitung nh)



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